Ukrainischer Vorstoß in Russland: Evakuierung in zwei russischen Regionen
In den beiden russischen Oblasten Belgorod und Kursk wurden Evakuierungen in mehreren Bezirken angeordnet. Grund seien laut Gouverneur Aktivitäten ukrainischer Streitkräfte.
Belgorod, Minsk – Aus Angst vor einem ukrainischen Vorstoß haben die Behörden im russischen Oblast Belgorod die Evakuierung des Bezirks Krasnaja Jaruga direkt an der Grenze angeordnet. Auch in dem benachbarten Oblast Kursk wurden nach Angaben von Gouverneur Alexej Smirnow Menschen aus dem Bezirk Belaja evakuiert. In die Region Kursk waren ukrainische Truppen seit vergangenem Dienstag vorgedrungen.
"Wir haben einen unruhigen Morgen, der Feind ist an der Grenze des Bezirks Krasnaja Jaruga (Krasnojaruschski rajon) aktiv", sagte der Gouverneur von Belgorod, Wjatscheslaw Gladkow, am Montag. Der betroffene Landkreis liegt im Nordwesten von Belgorod und schließt an den Oblast Kursk an.
Gouverneur Smirnow sagte seinerseits, die "regionale Kommandozentrale" habe beschlossen, den Bezirk Belaja (Belowski rajon) zu evakuieren, erklärte Smirnow in Onlinenetzwerken. In dem Gebiet lebten offiziellen Angaben zufolge Anfang 2022 fast 15.000 Menschen.
„Hauptsache ruhig, ohne Panik“
Gladkow sagte, zur Sicherheit sollten die Bewohner an andere Orte gebracht werden. "Ich bin überzeugt, dass alles organisiert verläuft. Hauptsache ruhig, ohne Panik", so der Gouverneur von Belgorod in einem Kurzvideo, das über soziale Netzwerke verbreitet wurde. Er sei sich sicher, dass die russische Armee alles tue, um mit der Bedrohung fertig zu werden.
Er machte keine Angaben, was die Ukrainer an diesem Grenzabschnitt unternehmen. Der russische Militärblog "Rybar" berichtete von einem Angriff auf den Grenzübergang Kolotilowka und dem Eindringen ukrainischer Sabotagetrupps durch ein Waldgebiet bei Terebreno. Bestätigungen dafür gab es nicht.
Die russische Luftabwehr hat nach Angaben des russischen Verteidigungsministeriums elf ukrainische Drohnen abgeschossen, die Ziele in der Region Kursk ansteuerten. Zudem seien Drohnen über der Region Belgorod und zwei über der Region Woronesch abgefangen worden. Wie viele Drohnen die ukrainische Armee insgesamt in der Nacht zum Montag gestartet haben soll, teilte das Ministerium in Moskau am Montag nicht mit.
Belarus wichtiger Verbündeter Russlands
Die Ukraine sieht unterdessen nach eigenen Angaben keine Anzeichen für eine verstärkte Präsenz belarussischer Truppen an der gemeinsamen Grenze. Man habe in den vergangenen Tagen weder Bewegungen noch Aufmärsche belarussischer Streitkräfte in dem Gebiet registriert, erklärt ein Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes. Er widerspricht damit Angaben aus Belarus.
Die Regierung in Minsk hatte am Samstag mitgeteilt, dass sie Truppen zur verstärkten Sicherung der Grenze entsandt habe, weil die Ukraine den belarussischen Luftraum verletzt habe. Der Sprecher des ukrainischen Grenzschutzes sagt, Belarus habe diese Angaben nur gemacht, um zu einer russischen Kampagne beizutragen, deren Ziel es sei, Druck auf die Ukraine auszuüben. Belarus ist einer der wichtigsten Verbündeten Russlands. Sollte das Land tatsächlich verstärkt an der Grenze zur Ukraine aufmarschieren, könnte dies Kiew dazu veranlassen, Soldaten, die bei den Kämpfen gegen Russland gebraucht werden, zur zusätzlichen Sicherung der Grenze nach Belarus abzustellen.
Die Ukraine wehrt seit fast zweieinhalb Jahren eine russische Invasion ab und steht an den Fronten im eigenen Land stark unter Druck. Zum Ziel der Vorstöße auf russisches Gebiet schweigt die Führung in Kiew sich aus. Aber die Angriffe haben der ukrainischen Armee in den vergangenen Tagen mehr Bewegungsfreiheit verschafft und die russische Seite vor unerwartete Probleme gestellt. (APA, dpa, Reuters, AFP)