Vergessener Krieg im Sudan

Die aktuell größte Hungersnot, über die kaum jemand redet

Binnenflüchtlinge im Sudan. Der Bürgerkrieg hat bereits zehn Millionen Menschen in die Flucht getrieben.
© AFP

Im Sudan leiden 25 Millionen Menschen Hunger – die Hälfte der Bevölkerung. Grund ist der Bürgerkrieg, der neben der Ukraine und dem Nahen Osten kaum internationale Schlagzeilen macht. Jetzt gibt es einen neuen Versuch, die Katastrophe im Sudan einzudämmen.

Khartum – An Zahlen gemessen, ist der Hunger derzeit nirgendwo auf der Welt so groß wie im Sudan. „Der Hunger betrifft das ganze Land. Es muss so schnell wie möglich Hilfe kommen, damit sich die dramatische Lage nicht weiter verschlechtert", warnte Lena Kinzli vom UNO-Welternährungsprogramm (WFP) am Montag.

Die Kriegsparteien sollen Hunger auch gezielt als Waffe einsetzen, Städte belagern und Hilfstransporte plündern. Es gibt kaum noch internationale Organisationen, die im Sudan arbeiten können. 3,6 Millionen Kinder sind laut UNO schwer unterernährt.

Zum Hunger kommen sexuelle Gewalt, Versklavung und Zwangsverheiratungen von Mädchen. Zehn Millionen Menschen sind auf der Flucht, die meisten noch im Sudan selbst, Hunderttausende aber auch schon im benachbarten Ausland.

Machtkampf der Militärs

Dahinter steht die Rivalität zwischen zwei Militärführern: hier Abdel Fattah Al-Burhan, Präsident und Armeechef; dort Mohamed Hamdan Dagalo – genannt Hemedti –, Vizepräsident und Anführer der paramilitärischen Miliz Rapid Support Forces (RSF). Gemeinsam stoppten sie im Frühjahr 2023 die geplante Demokratisierung des Sudan. Seitdem kämpfen sie gegeneinander um Macht und Ressourcen.

Daneben kämpfen noch lokale und islamistische Milizen, und auch das Ausland mischt mit: Ägypten, verschiedene Golfstaaten, Russland und andere haben strategische Interessen im Sudan und sollen eine der Konfliktparteien unterstützen. Gemeinsam ist diesen ausländischen Akteuren, dass die vom Westen geforderte und geförderte Demokratisierung im Sudan für sie keine Bedeutung hat.

Die USA bemühen sich jetzt erneut um eine diplomatische Lösung. Für Mittwoch sind an einem geheimen Ort in der Schweiz Verhandlungen angesetzt. Dabei soll es dem Vernehmen nach um einen Waffenstillstand und um humanitäre Hilfe gehen. Politische Gespräche über die Zukunft des Sudan seien nicht vorgesehen, sagte der US-Sonderbeauftragte für den Sudan, Tom Perriello.

Düstere Aussichten

Allerdings fehlte am Montag weiterhin eine Zusage der Armee, dass sie überhaupt an den Gesprächen teilnimmt. Und im Fall der RSF stellen Berichte über Gräueltaten ihre Legitimität als politischer Akteur in Frage. „Viele Sudaner werden sich nie damit anfreunden können, dass die RSF sie regiert", zitierte Al-Jazeera den unabhängigen Experten Jonas Horner. Entsprechend gering waren im Vorfeld die Erwartungen an die Gespräche. (floo, APA, dpa, Reuters)

Verwandte Themen