Von Ringen zu Bögen

Rund um die Paralympics: Die Stars, die Geschichte und weitere Facts

Selber Schauplatz, andere Spiele: Nach den fünf Olympischen Ringen stehen nun die drei Paralympischen Bögen im Mittelpunkt.
© Imago/Firas

Nach den Olympischen Spielen ist vor den Paralympics: Ab 28. August steht Paris wieder im Mittelpunkt des Sports. Elf Tage lang messen sich 4400 Para-AthletInnen in 22 Sportarten. Aber wie schafft man bei den unterschiedlichen körperlichen Einschränkungen Chancengleichheit?

Innsbruck – Es hat inzwischen Tradition, dass die sportlichen Spiele nacheinander stattfinden. So haben die drei Bögen des Internationalen Paralympischen Komittees (IPC) in Paris nun die fünf Ringe des Olympischen Komittees abgelöst. Gegen sich gleichende Logos hatte sich das IOC übrigens einst gewehrt. Aus fünf „Tränen“ in gleicher Farbe wie die Ringe wurden schließlich seit 2004 drei Bögen als Symbol für die Paralympics. Was es sonst noch zu wissen gibt:

Wie entstanden die Paralympischen Spiele?

Am Tag der Eröffnungsfeier der Olympischen Spiele 1948 in London fand ein erster Wettkampf für Rollstuhlsportler statt, „Stoke Mandeville Games“ genannt. Daraus gingen 1960 in Rom die ersten Paralympischen Spiele hervor, 1976 in Schweden auch erstmals Winterspiele. Seit 1988 in Seoul und 1992 in Albertville werden diese in denselben Orten wie die Olympischen Spiele ausgetragen.

Woher stammt der Begriff Paralympics?

Er setzte sich ursprünglich aus den Wörtern „paraplegic“ (englisch „querschnittgelähmt“) und „Olympics“ zusammen, wurde aber neu definiert, um auch auf andere Behinderungsarten zu erweitern. So führt man den Begriff jetzt auf das griechische „para“ („neben“) zurück, um Nähe und Nebeneinander zu den Olympischen Spiele auszudrücken. „Paralympics“ ist aber erst seit 1988 etabliert. Zuvor wurden sie als „Welt­spiele der Gelähmten/Behinderten“ bezeichnet. Parallel dazu, zeitlich und geografisch getrennt: die „Special Olympics“, bei denen sich Menschen mit geistiger Beeinträchtigung messen.

Wie viele Teilnehmer werden ab nächster Woche starten?

4400 AthletInnen aus 184 Nationen sind für Paris gemeldet. Sie treten elf Tage lang in 22 Sportarten an – bei 549 Medaillenentscheidungen. 24 SportlerInnen sind aus Österreich dabei – sieben Frauen und 17 Männer, davon fünf Tiroler mit Krisztian Gardos (Tischtennis), Alexander Gritsch (Rad), Svetlana Moshkovich (Rad), Josef Pacher (Schießen) und Valentina Strobl (Dressur). Zum Vergleich: 10.500 AthletInnen gingen bei den Olympischen Spielen in Paris in 32 Sportarten an den Start – bei 329 Medaillenentscheidungen.

Schwimmer Andreas Onea hat das einarrmige Kraulen perfektioniert. Medaillen bei Welt- und Europameisterschaften hat der Niederösterreicher schon.
© GEPA pictures/ Matic Klansek

Wie schafft man gleiche Bedingungen für Menschen mit unterschiedlichen Behinderungen?

Mit einem Klassifizierungssystem. Vergleichbar mit Gewichtsklassen wie etwa im Boxen, stuft man die Beeinträchtigungen der AthletInnen ein. Das soll sicherstellen, dass der Beste und nicht jener mit dem geringsten Grad der Beeinträchtigung gewinnt. Durch diese Klassifizierung gruppiert man die SportlerInnen – basierend auf den Auswirkungen, die ihre Beeinträchtigung auf die jeweilige Sportart hat. Diese Einstufung erfolgt nach Regeln durch ein Gremium, muss meist regelmäßig wiederholt werden und gilt dann auch nur für die jeweilige Sportart.

Lässt sich damit Chancengleichheit erreichen? Keine 100-prozentige. Kritiker äußern den Verdacht, einige AthletInnen würden so klassifiziert, dass sie gegen weniger Beeinträchtigte antreten und damit besser abschneiden können. Seit 2017 gelten die jüngsten Richtlinien des IPC, die den Parasport maßgeblich verändert haben. Das System ist kompliziert und aufwändig, eine absolute Chancengleichheit gibt es aber nicht. Weitere Kritik: Durch Re-Klassifizierungen können SportlerInnen plötzlich nicht mehr startberechtigt sein, was mitunter Unsicherheit auslöst. Eine Überarbeitung der Regeln wird 2028 erwartet.

Wer sind die Stars der Paralympics?

Auch wenn ihre Namen (noch) nicht so geläufig sind wie jene von Simone Biles oder Mondo Duplantis, haben sich manche längst einen gemacht: Weitspringer Markus Rehm (GER) peilt sein viertes Gold an und könnte mit Sprint-Legende Carl Lewis gleichziehen. Auch den Weltrekord von Mike Powell (8,95 m) hat er im Visier. Triathlet Alexis Hanquinquant gilt indes als Lokalmatador. Im Rollstuhl-Tennis ist Diede de Groot (NED) ein Ass – mit bereits 23 Grand-Slam-Titeln, fünf davon bei den French Open. Bei 17 Medaillen hält Oksana Masters (USA) – in den vier Sportarten Rudern, Skilanglauf, Biathlon und Radsport. Favorit auf Gold im Blinden-Fußball ist erneut Brasilien – Sieger seit der Premiere 2004.

Wie viel verdienen Para-Sportler?

Auch den Paralympics-Startern ist es verboten, rund um die Zeit der Spiele zu werben. Ihre Einkünfte durch Sponsoren liegen aber ohnehin weit unter jenen der Kollegen. Öffentliche Gelder wurden teilweise angepasst, so scheinen unter Österreichs Startern elf Heeressportler auf. Doch die Prämien bei Erfolgen sind ungleich: Während es für Vadlau und Co. 20.000, 17.000 bzw. 14.000 Euro für Gold, Silber bzw. Bronze gab, winken nun 15.000, 13.000 bzw. 11.000 Euro. Zumindest bleibt die Wahl zwischen Philharmoniker-Münzen oder Geld.

Mehr zum Thema:

undefined

Paralympics in Paris

Tiroler Handbikerin im Porträt: Moshkovich und ihre Premiere für Österreich

undefined

Sieben Aktive erstmals dabei

Österreichs Paralympics-Team in Paris ist 24 Köpfe groß