Debatte um italienisches Essen

Italiener sind empört über Dosen-Spaghetti und Pizza Melone

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Der amerikanische Lebensmittelriese Heinz bringt Italiens Gourmets mit Spaghetti alla Carbonara in der Dose auf die Barrikaden. In Neapel erzürnt Pizza mit Wassermelone die Gemüter.

Der Plan des US-Lebensmittelkonzerns Heinz, Spaghetti alla Carbonara in der Dose anzubieten, treibt die italienischen Köche auf die Barrikaden. Sie beschuldigen das Unternehmen, ihre Gastro-Kultur zu zerstören. Heinz will in Großbritannien eines der bekanntesten Rezepte in einer „Dose“ vermarkten. Auf dem rosa Etikett auf gelbem Grund steht „Spaghetti Carbonara, Nudeln in Sahnesoße mit Pancetta“.

Allein die Aufschrift jagt den Pasta-Kennern einen Schauer über den Rücken. Denn eine Carbonara wird traditionell nicht, wie oft angenommen, mit Pancetta, sondern mit Guanciale, dem besten Speck aus Backe oder Nacken des Schweins, zubereitet.

Laut britischen Medien will Heinz in Großbritannien das Fertiggericht zum Preis von zwei Pfund (2,50 Euro) anbieten. Das US-Unternehmen bietet den Briten bereits Soßen wie „Beef Ravioli“ oder „Spaghetti Bolognese“, aber auch die Tomatenringe „Hoops“ und die bekannteren „Mac&Cheese“ (Maccheroni mit Käsesauce) an.

„Bastardisierung“ der italienischen Küche

„Damit zerstören sie die italienische Kultur und unsere Küche. Sie sollten sich schämen“, kommentierte Starkoch Gianfranco Vissani. Nach Ansicht des Chefkochs versuchen die Lebensmittelkonzerne, „Innovationen um ihrer selbst willen zu schaffen“. Carbonara in der Dose könne nicht als italienisches Gastronomie-Produkt bezeichnet werden. Und Spitzenköchin Cristina Bowerman beklagte eine „Bastardisierung“ der italienischen Gastronomie.

Unterdessen hat sich in Neapel ein Pizzabäcker viel Kritik eingehandelt, weil er Pizza mit Wassermelone auf die Speisekarte genommen hat. Zuvor hatte er bereits mit Ananas und Banane experimentiert und das auf Social Media kundgetan – wo er heftige Reaktionen lostrat. Der Landwirtschaftsverband Coldiretti beklagte, dass viele italienische Rezepte im Ausland verzerrt würden, sodass das Gericht nicht mehr zu erkennen sei – als Beispiel nannte er die erwähnten Mac&Cheese, die nichts mit der italienischen Pasta-Tradition gemeinsam hätten.

TT_Basic_Grund2: Das Handwerk der neapolitanischen Pizzaioli ist seit 2017 immaterielles Unesco-Weltkulturerbe. „Pizza“ ist laut einer Studie das weltweit bekannteste italienische Wort – noch vor „Spaghetti“. (TT, APA)

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