12.191 ohne Job

Arbeitslosigkeit in Tirol erneut angestiegen, Lehrlinge weiter dringend gesucht

Ende August waren in Tirol 12.191 Personen als arbeitslos gemeldet.
© APA/Hochmuth

Die Beschäftigung in Tirol ist gestiegen, dennoch wächst die Zahl der Arbeitssuchenden weiter an. Besonders der Fachkräftebedarf am Lehrstellenmarkt macht sich bemerkbar.

Innsbruck – Die Beschäftigung in Tirol wächst zwar, die Zahl der Arbeitssuchenden steigt jedoch ebenso weiter an, berichtet der Arbeitsmarktservice (AMS). Mit Ende August waren in Tirol 12.191 Personen beim AMS als arbeitslos gemeldet. Das bedeutet einen großen Anstieg gegenüber dem Vorjahr, wo es 1693 weniger waren. Knapp 60 Prozent sind seit weniger als 3 Monaten ohne Beschäftigung.

Die Arbeitslosenquote beträgt bei 365.000 unselbständig Beschäftigten in Tirol 3,2 Prozent. Im Bundesländervergleich ist das der geringste Wert, liegt jedoch um 0,4 Prozent über dem Vorjahr. Gleichzeitig verzeichnet Tirol mit einem Plus von 16,1 Prozent den höchsten Anstieg der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer aller Bundesländer. „Unser Arbeitsmarkt wächst auf beiden Seiten“, erklärt Landesgeschäftsführer des AMS Tirol, Johannes Schranz. „Mehr Menschen finden Arbeit und gleichzeitig nimmt auch die Arbeitslosigkeit zu.“

Offene Lehrstellen auf hohem Niveau

Nach wie vor auf sehr hohen Niveau befinden sich die offenen Lehrstellen. Laut AMS gibt es derzeit 1595. Besonders in der Beherbergung (368) werden Lehrlinge dringend gesucht. Dahinter folgen Lebensmittelhandel (251), Gas-, Wasser, Heizungs-, Lüftungs- und Klimaanlageninstallation (87), Gebäudebausektor (73) und Elektroinstallation (69).

Der Arbeitsmarkt sendet eindeutige Signale, erklärt Schranz. „Die Lücke an Fachkräften wird sich mit dem Übergang der Babyboomer-Generation in die Pension immer stärker auftun.“ Auf die 1595 offenen Lehrstellen kommen nur etwa 472 Suchende. Der demografische Wandel wird diesen Bedarf weiter verschärfen, da viele Fachkräfte mit Lehrausbildung den Arbeitsmarkt verlassen.

Die Arbeitslosigkeit ist in fast allen Branchen gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Überdurchschnittlich stark hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Bereich Verkehr und Lagerei mit 27,7 Prozent erhöht. Darauf folgen freiberufliche, wissenschaftliche und technische Dienstleistungen mit +26,2 Prozent und die Warenherstellung mit +22,9 Prozent.

„Von den arbeitslos gemeldeten Personen haben 40,7 Prozent maximal die Pflichtschule als höchste formale Ausbildung abgeschlossen“, hieß es vom AMS. „18,5 Prozent waren zuletzt im Handel, 13,7 Prozent in der Beherbergung und Gastronomie und 11,7 Prozent in der Erbringung sonstiger wirtschaftlicher Dienstleistungen, und dabei insbesondere in der Gebäudereinigung und in der Arbeitskräfteüberlassung, beschäftigt.“

Österreichweit waren Ende August 352.256 Personen beim AMS arbeitslos oder in Schulung gemeldet, davon waren 287.458 arbeitslos und 64.798 in Schulungsmaßnahmen des AMS. Im Vergleich zum Vorjahresmonat sei die Zahl der Arbeitslosen und AMS-Schulungsteilnehmer um 9,8 Prozent bzw. 31.497 Personen gestiegen.

„Die Arbeitslosenquote lag Ende August bei 6,7 Prozent – das ist noch immer die drittniedrigste Arbeitslosenquote in den letzten zehn Jahren“, kommentierte Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher (ÖVP) die aktuellen Arbeitsmarktdaten bei einer Pressekonferenz in Wien. Der Arbeitsmarkt erweise sich aber „trotz wirtschaftlicher Herausforderungen weiterhin als relativ stabil“. Die Lage sei für eine exportorientierte Wirtschaft wie Österreich „nicht so einfach“, weil unter anderem Deutschland schwächle, so Kocher.

Den größten Zuwachs bei arbeitslosen Personen und Menschen in AMS-Schulung gab es Ende August im Vergleich zum Vorjahresmonat in der Warenerzeugung/Industrie (+16,6 Prozent), am Bau (+12,9 Prozent), im Verkehrs- und Lagerwesen (+12,2 Prozent), im Handel (+12 Prozent) sowie in der Gastronomie und Beherbergung (+10,1 Prozent). Etwas geringer, aber immer noch kräftig, fiel der Arbeitslosenanstieg in der Arbeitskräfteüberlassung (+9 Prozent) und im Gesundheits- und Sozialwesen (+8 Prozent) aus. „Österreich befindet sich aktuell vor allem in einer deutlichen Industrierezession“, so AMS-Vorstand Johannes Kopf in einer schriftlichen Stellungnahme. „Leider sind weder stärkere Impulse der Weltwirtschaft in unmittelbarer Aussicht, noch zeigen unsere Frühindikatoren hier einen baldigen Aufschwung.“

Laut Arbeitsministerium ist die Zahl der unselbständig Beschäftigten mit über 4 Millionen auf einem Allzeithoch. Noch nie seien so viele Personen Ende August in Beschäftigung gewesen, sagte der Arbeitsminister. Die Zahl der beim AMS als sofort verfügbar gemeldeten offenen Stellen ging konjunkturbedingt um 15 Prozent auf knapp 93.000 zurück. Der ÖVP-Wirtschaftsbund erfasst in seinem Stellenmonitor alle Jobportale und verzeichnete über 160.600 offene Stellen. (TT.com, APA)

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