Mehrheit im Parlament fraglich

Ex-EU-Kommissar Barnier zum französischen Premierminister ernannt

Michel Barnier wurde zum Premier ernannt.
© APA/AFP/DIMITAR DILKOFF

Eine stabile Parlamentsmehrheit hinter dem Konservativen ist fraglich. Präsident Macron war nach dem Wahlsieg von Links-Bündnis seit Wochen auf der Suche nach einem Kandidaten.

Paris – Knapp zwei Monate nach der Parlamentswahl hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron den ehemaligen EU-Kommissar Michel Barnier zum Premierminister ernannt. Das teilte der Élysée-Palast am Donnerstag mit. Eine Barnier nahestehende Person hatte Reuters zuvor gesagt, dass es Kontakte mit dem Präsidententeam gegeben habe. Macron erwog in den letzten Wochen mehrere Personen für den Posten. Bei keiner war zwecks stabiler Regierung eine genügende Parlamentsmehrheit zu erwarten.

Auch bei Barnier ist eine verlässliche parlamentarische Mehrheit nicht absehbar. Die rechte Bewegung Rassemblement National (RN) hat aber signalisiert, dass sie Barnier unter bestimmten Bedingungen unterstützen würde.

Brexit-Verhandler

Der 73-jährige Barnier leitete von 2016 bis 2021 die Gespräche der EU mit Großbritannien über den Brexit. Vor seiner Arbeit als EU-Kommissar war der konservative Politiker in verschiedenen französischen Regierungen tätig.

Der RN-Abgeordnete Sebastien Chenu sagte dem Sender BFM TV, seine Partei werde abwarten, was Barnier zur Einwanderung und zur Änderung des französischen Wahlsystems zu sagen habe. Der RN-Abgeordnete Laurent Jacobelli sagte, seine Partei wolle, dass sich der künftige Premierminister dazu verpflichten, einer raschen Auflösung des Parlaments zuzustimmen. Als Termin nannte er den kommenden Juli.

Macron hatte nach dem Erstarken der Rechtsextremen bei der Europawahl vorgezogene Neuwahlen ausgerufen. Jedoch verlor seine Gruppierung „Ensemble“ bei der Abstimmung Anfang Juli die Mehrheit im Parlament. Die französische Verfassung gibt dem Staatsoberhaupt die Freiheit, für das Amt des Ministerpräsidenten zu ernennen, wen er möchte. Jedoch muss diese Person in der Lage sein, Misstrauensvoten der Opposition im Parlament zu überstehen. Die neue Regierung wird unabhängig von ihrer Zusammensetzung vor schwierigen Aufgaben stehen, allen voran die Aufstellung eines Haushalts für 2025. (APA/Reuters/dpa)

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