Erbrechen und Verletzungssorgen

Nach Halbfinal-Dramen trifft Fritz im Endspiel der US Open auf Sinner

Jannik Sinner (l.) plagen bei den US Open vor dem Finale gegen Taylor Fritz Probleme mit dem Handgelenk.
© APA/AFP

Taylor Fritz setzte sich im US-amerikanischen Duell gegen Frances Tiafoe durch und bewegt sich auf den Spuren von Landsmann Andy Roddick, der 2006 beim Heimturnier im Finale stand. Dort wartet am Sonntag Tennis-Superstar Jannik Sinner - der Südtiroler kämpft aber mit Handgelenksproblemen.

Am Ende überkamen Taylor Fritz doch noch die Emotionen. Mit brüchiger Stimme sprach der US-Tennisprofi unter dem Jubel der Zuschauer den Satz, auf den die amerikanischen Fans so lange gewartet hatten. "Ich bin im Finale der US Open", sagte der 26-Jährige und kämpfte mit Mühe gegen die Tränen. "Das ist der Grund, warum ich das tue, was ich tue. Ein Traum wird wahr." Der 26 Jahre alte Viertelfinal-Bezwinger von Alexander Zverev setzte sich in einem Nerven-Krimi gegen Frances Tiafoe mit 4:6, 7:5, 4:6, 6:4, 6:1 durch und steht erstmals in seiner Karriere in einem Grand-Slam-Finale.

Fritz fordert am Sonntag in New York den Weltranglistenersten Jannik Sinner heraus. Er hat die Chance, als erster amerikanischer Tennisspieler seit Andy Roddick vor 21 Jahren wieder die US Open zu gewinnen. Zuletzt stand Roddick 2006 im Endspiel beim Heimturnier. Erst als ihn der Interviewer auf dem Platz auf die Leistung ansprach, habe er es endgültig realisiert, berichtete Fritz am frühen Morgen in der Pressekonferenz. "Es hat mich einfach überwältigt", sagte er und scherzte über seine Gefühle: "Ich weine auch eher bei Happy Ends in Filmen."

Auch Sinner im Finale - Sorgen um Handgelenk

Am Netz klopfte er nach dem verwandelten Matchball seinem US-Kollegen auf die Brust und versuchte, Tiafoe aufzumuntern. Tief enttäuscht ging dieser mit nacktem Oberkörper aus dem Arthur Ashe Stadium. Der 26-Jährige hatte sich schon den Sieg ausgemalt, berichtete er, bis ihn Mitte des vierten Satzes die Nerven verließen und die Kraft ausging. "Das ist sehr, sehr hart. Es wird sehr, sehr weh tun", sagte Tiafoe über die Niederlage. Er hatte bereits 2022 sein erstes US-Open-Halbfinale gegen den Spanier Carlos Alcaraz in fünf Sätzen verloren.

US Open in New York

Halbfinale der Herren:

  • Jannik Sinner (Italien/1) - Jack Draper (Großbritannien/25) 7:5, 7:6 (7:3), 6:2
  • Taylor Harry Fritz (USA/12) - Frances Tiafoe (USA/20) 4:6, 7:5, 4:6, 6:4, 6:1

Finale der Herren:

  • Sinner - Fritz (Sonntag, 20 Uhr)

Finale der Damen:

  • Pegula - Sabalenka (Samstag, 22 Uhr)

Die Fans waren eher auf der Seite des spektakulärer spielenden Tiafoe - bejubelten am Ende aber frenetisch Fritz. Diese Stimmung wird auch Australian-Open-Sieger Sinner in seinem zweiten Grand-Slam-Finale erwarten. "Die Atmosphäre ist, wie sie ist. Wir sind in Amerika, ich spiele in New York gegen einen Amerikaner", sagte der Südtiroler.

Bei seinem 7:5, 7:6 (7:3), 6:2 gegen Außenseiter Jack Draper musste der 23-Jährige einen Schreckmoment überstehen. Beim 4:4 im zweiten Satz fiel er auf sein linkes Handgelenk und wurde auf der Bank behandelt. "Wir müssen schauen, wie es morgen ist, wenn es kälter ist", sagte Sinner. "Es wird anders sein. Hoffentlich gibt es nichts, worüber ich mich sorgen muss."

Draper übergab sich auf dem Platz

Kurioserweise musste für beide Spieler gleichzeitig der Physiotherapeut in die Arena kommen. Sinners Gegner Draper übergab sich viermal während der Partie auf dem Platz und war auch mehr als eine halbe Stunde nach Ende des Halbfinal-Dramas immer noch reichlich blass im Gesicht. Dabei sprach er bemerkenswert offen über seine Ängste in großen Matches.

"Es war das schlechteste Gefühl überhaupt", berichtete der 22-Jährige nach dem bislang wichtigsten Match seiner Karriere. Er sei nervöser als normal gewesen. "Ich bin ein ängstlicher Mensch. Wenn alles zusammenkommt, fühle ich etwas Übelkeit auf dem Platz und fühle mich schlecht, wenn es eng wird."

Der Brite Jack Draper scheiterte an Finalist Jannik Sinner und sprach anschließend über Angstzustände.
© TIMOTHY A. CLARY

Zwei Sätze lang hielt der Außenseiter überraschend stark mit dem Weltranglistenersten Sinner mit. Doch schon beim 5:5 im ersten Durchgang überkam Draper ein ungutes Gefühl. Im zweiten Satz erbrach er zwischen Punkten mehrfach und machte anschließend jeweils selbst mit einem Handtuch den Platz sauber. Er versuchte bei schwülen Bedingungen, sich während der Seitenwechsel mit Eis-Handtüchern um den Hals und an den Oberschenkeln sowie kalter Luft aus einem Schlauch Kühlung zu verschaffen.

Aufmunterung von Sinner

"Ich verbrauche viel mentale Energie, wenn ich es so sehr will. Aber das hilft besonders in Fünf-Satz-Matches nicht und diese Art von Angst baut sich auf", sagte Draper über sein Innenleben. Völlig geschwächt sah der Weltranglisten-25. die Chance auf den Coup gegen Sinner dahinschwinden.

Draper erhielt Mitgefühl von seinem guten Kumpel, den er seit Jugendtagen kennt. "Halbfinals bei einem Grand Slam sind etwas anderes. Du spürst sehr viel Anspannung", sagte Sinner. Das wird für ihn nun im Finale nicht anders werden. (TT.com/APA)

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