Menschenrechtsrat tagt in Genf

UNO-Kommissar für Menschenrechte warnt vor düsterer Zukunft

Zum Auftakt der 57.Sitzung des Menschenrechtsrats in Genf erklärte österreichische UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk, dass die Welt am Scheideweg stehe.
© AFP/Coffrini

Volker Türk sieht eine Welt heraufziehen, die von militärischer Eskalation und Unterdrückung geprägt ist.

Genf – UNO-Menschenrechtskommissar Volker Türk sieht die Welt angesichts der derzeitigen Krisen und Konflikte an einem Scheideweg. Die Menschheit könne entweder den „trügerischen“ Weg der „neuen Normalität“ fortsetzen und „in eine dystopische Zukunft schlafwandeln“, sagte der österreichische Spitzendiplomat gestern in Genf zum Auftakt der Sitzung des Menschenrechtsrats. „Oder wir können aufwachen und die Dinge zum Besseren wenden, für die Menschheit und den Planeten“, fügte er hinzu.

„Eklatante Missachtung des Völkerrechts“

Der UNO-Menschenrechtskommissar warnte vor einer Zukunft, die von militärischer Eskalation, Unterdrückung, Desinformation, zunehmender Ungleichheit und ungebremstem Klimawandel geprägt ist. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Konflikte wie dem Krieg zwischen Israel und der radikalislamischen Hamas, Russlands Krieg in der Ukraine oder dem Bürgerkrieg im Sudan betonte Türk, dass Staaten eine „eklatante Missachtung des Völkerrechts“ weder hinnehmen könnten noch dürften. Derzeit, kritisierte er, scheine sich die Welt mit dem „Überschreiten unzähliger roter Linien“ zufrieden zu geben.

Der österreichische UNO-Diplomat Volker Türk richtete mahnende Worte an eine Welt, die sich an Kriege und Menschenrechtsverletzungen zu gewöhnen scheint.
© SALVATORE DI NOLFI
Derzeit scheint sich die Welt mit dem Überschreiten unzähliger roter Linien zufrieden zu geben.
Volker Türk, UNO-Menschenrechtskommissar

Mit Blick auf die Wahlen in zahlreichen Ländern in diesem Jahr appellierte Türk an die Wählerinnen und Wähler, diejenigen Themen im Auge zu behalten, „die ihnen am wichtigsten sind – sei es ein Zuhause zu haben, die Schulbildung ihrer Kinder, ihre Gesundheit oder ihr Arbeitsplatz, Gerechtigkeit, ihre Familie und ihre Liebsten, die Umwelt, frei von Gewalt zu sein, die Bekämpfung von Korruption, Gehör zu finden“. Dies seien alles „Menschenrechtsfragen“, fügte er hinzu. Zudem warnte er vor einer „ungehinderten Verbreitung von Desinformation“ und prangerte „aufgeheizte Rhetorik und vereinfachende Lösungen“ an, die „Kontext, Nuancen und Empathie“ auslöschten. (TT, APA, AFP)

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