Standort Rum

„Wir kämpfen“: Kika/Leiner ist noch nicht überm Berg

Das 25.000 Quadratmeter große Möbelhaus in Rum ist der einzige verbliebene Standort von Kika/Leiner in Tirol nach der Insolvenz.
© TT/Axel Springer

Die Sanierung der Möbelhauskette gestaltet sich schwierig, weitere Jobs wurden gestrichen. Doch die gesamte Branche schwächelt zurzeit.

Innsbruck – Von vier auf eins geschrumpft. In keinem anderen Bundesland musste der frühere Möbelriese Kika so stark Federn lassen wie in Tirol. Nach der Insolvenz im Frühsommer vergangenen Jahres – noch vor der milliardenschweren Signa-Pleite – wurden die Möbelhäuser in Wörgl, Imst und Nußdorf-Debant dichtgemacht. Österreichweit mussten 23 der 40 Häuser schließen, 2000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren ihre Jobs.

Volker Hornsteiner, Geschäftsleitung Kika/Leiner
© Kika/Leiner

In Tirol blieb nur noch die Filiale in Rum erhalten. „Der Standort wird sehr gut geführt“, zeigt sich Kika/Leiner-Geschäftsleiter Volker Hornsteiner mit der Entwicklung der Sanierung im Land zufrieden. Die frühere Kika/Leiner-Mutter, René Benkos Signa-Gruppe, machte zwar direkt nach der Übernahme 2018 das große, grüne Leiner-Haus in Innsbruck dicht, in den Kika-Standort in Rum wurde hingegen kräftig investiert.

„Wir haben unsere Hausaufgaben gemacht“, zieht Hornsteiner etwas verhalten Zwischenbilanz. Vom ausgerufenen Ziel, die schwer angeschlagene Möbelhauskette schon 2024 in die Gewinnzone zu führen, musste sich das Management verabschieden. Nun hofft man, im September 2025 wieder in den schwarzen Zahlen zu bilanzieren.

Möbelhandel schrumpft

Der Personalstand musste von 1900 auf 1400 Mitarbeiter reduziert werden. In Rum sind derzeit 61 Personen beschäftigt. Gerüchte um weitere Schließungen weist Hornsteiner aber zurück: „Es ist auch nicht geplant, das Unternehmen wieder zu verkaufen“, stellt er klar. „Wir kämpfen mit dem, was wir haben.“

Einst ein relevanter Player am hart umkämpften Möbelmarkt in Österreich, kämpft Kika/Leiner heute mit seinen 17 Häusern nur noch in einer Nische gegen die Marktführer XXXLutz und Ikea: „Marktanteile sind für uns derzeit völlig irrelevant“, sagt er im TT-Interview. In der intensiven Schlacht um Rabatte im Möbelhandel müsse aber auch Kika/Leiner mitspielen, erläutert Hornsteiner: „Wir befeuern den Preiskampf jedoch nicht.“

Es ist nicht geplant, das Unternehmen wieder zu verkaufen oder weitere Standorte zu schließen.
Volker Hornsteiner (Geschäftsleitung Kika/Leiner)

Nach einer starken Phase für die Branche während der Pandemie fehle derzeit angesichts hoher Teuerung und hoher Zinsen der „konjunkturelle Rückenwind“. Der Umsatz im gesamten Möbelhandel in Österreich ging heuer im ersten Halbjahr um 13 Prozent zurück. Man spüre die Kauf-Zurückhaltung der Kunden deutlich, sagt Hornsteiner: „Die Menschen reisen derzeit lieber.“

Mit der Zusammenlegung der Online-Shops und Kundenclubs von Kika und Leiner werden interne Prozesse weiter gestrafft. Die neue Eigenmarke Oho soll weiters eine jüngere Zielgruppe in die Filialen locken. Darüber hinaus müsse Kika/Leiner „nach drei Eigentümerwechseln in zehn Jahren“ wieder Vertrauen aufbauen – sowohl bei Kunden als auch bei Arbeitnehmern.

Chronologie:

1910: Rudolf Leiner sen. gründet ein Bettwarengeschäft in St. Pölten.

1973: Herbert Koch, Schwiegersohn von Rudolf Leiner jun., gründet Kika.

2013: Der südafrikanische Steinhoff-Konzern übernimmt die 73 Standorte mit 7500 Mitarbeitern.

2018: Verkauf an Signa

Juni 2023: Signa verkauft an die Supernova-Gruppe. Die Insolvenz wird eröffnet, 23 von 40 Filialen schließen.