Rocky Horror Show mit Frank'n'Furter und Kiesbauer in Wien
Vor 51 Jahren, am 16. Juni 1973, haben 60 Besucher im Royal Court Theatre in London die Premiere eines schrägen Musicals erlebt: Heute ist die "Rocky Horror Show" längst Kult - und "ein Happening", wie Sky du Mont im APA-Gespräch sagte. Der Schauspieler fungiert in einer Neuinszenierung, die vom 21. November bis 14. Dezember in Wien gastiert, als Erzähler und wird in der Rolle von Arabella Kiesbauer abgelöst. Regisseur Sam Buntrock verspricht einen cineastischen Ansatz.
"Es gab nur eine Requisite: einen Sessel, auf dem Rocky stand. Und eigentlich keine Bühne, sondern nur einen gleich flachen Boden", erinnert sich Patricia Quinn bei einem Pressegespräch in London an die Anfänge, als das Stück von Richard O'Brien in einem Nebenraum des Theaters ("upstairs") erst um 22 Uhr aufgeführt werden durfte, "weil die laute Musik sonst das Hauptprogramm gestört hätte". Die heute 80-jährige Nordirin spielte in der Urfassung des Musicals und im Film "Rocky Horror Picture Show" die Außerirdische Magenta.
Mittlerweile sind die Bühnenfassungen aufwendiger, wenn auch die Songs und die Theatertradition weiter im Vordergrund stehen, wie Martin Flohr, Verantwortlicher für die Tourneeproduktion, die im Herbst im Museumsquartier Halt macht, betont. Die Show erzählt vom außerirdischen Transvestiten Frank'n'Furter, der sich einen Mann, Rocky, erschafft. Flohr: "Er hat die Menschen über B-Movies kennengelernt. Das ist sein Bild von der Welt. Deswegen haben wir die Handlung in ein Filmstudio verlegt und das Stück cineastisch angelegt. Die Schauplätze sind Filmsets."
Vor 51 Jahren im Theater bzw. vor 50 Jahren, als der Film gedreht wurde, sang sich Tim Curry in Strapsen und High Heels mit Stücken wie "Sweet Transvestite" oder "I'm Going Home" zur Legende. "Man kann ihn nicht einfach kopieren", so Oliver Savile, der nun zum zweiten Mal den Frank'n'Furter gibt. "Also habe ich den Text genommen und bin so an die Rolle und die Lieder herangegangen, als hätte es diese Show davor nie gegeben. Erst dann habe ich überlegt, was man von Tim übernehmen muss." Von seiner Interpretation der Lieder zeigt sich selbst Patricia Quinn nach einer Hörprobe an jenem Ort, wo alles begonnen hat, sichtlich bewegt.
Es ist Tradition geworden, dass sich das Publikum aktiv an der Show beteiligt - sei es etwa durch Streuen von Konfetti oder Zwischenrufe. Mit Letzterem muss der Erzähler klarkommen. "Am Anfang war das sehr überraschend", schmunzelt du Mont. "Aber ich mag den Kontakt zum Publikum, das hat man beim Fernsehen nicht. Und ich liebe dieses Stück. Die Geschichte selbst ist völlig verrückt, was keine Rolle spielt. Dazu kommt eine zeitlose, schöne Musik zwischen Rock and Roll und Blues, alle Stimmungen werden bedient." Der 77-Jährige schätzt es, wenn sich Zwischenrufe nicht auf ein schlichtes "Boring" beschränken. "Eine Frau hat mal gerufen: 'Du Mont, geh doch nach Hause'. Ich erwiderte: 'Ist ja geil, gehen wir zu dir oder zu mir?' Da haben 2.000 Leute gelacht." Man darf gespannt sein, wie Kiesbauer die Erzähleraufgabe meistert.
Mit Savile, zuletzt in der Musicalfassung von "Pretty Woman" in der männlichen Hauptrolle, reist ein Cast aus gestandenen Musicaldarstellern am Londoner West End nach Wien. Ganz im Geiste von O'Brien soll die "Rocky Horror Show" nicht museal, sondern progressiv und provokant sein wie damals, lässt Regisseur Buntrock wissen. "Wir machen etwas, das intimer und stärker auf die Figuren ausgerichtet ist", verrät er über seine Version.