Nach Pager-Attacke: Walkie-Talkies im Libanon explodiert
Im Libanon sind einen Tag nach den massenhaft explodierten Pagern die Funkgeräte von Tausenden Hisbollah-Mitgliedern explodiert.
Beirut – Bei neuen Explosionen von Telekommunikationsgeräten im Libanon sind am Mittwoch drei Menschen getötet und Dutzende verletzt worden, wie die Behörden mitteilten. Von der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz benutzte Handfunkgeräte (Walkie-Talkies) seien am Mittwochnachmittag im Süden des Libanon und in den südlichen Vororten Beiruts explodiert, berichteten ein Mitarbeiter von Sicherheitskräften und ein Zeuge. Das Gesundheitsministerium sprach von mindestens 100 Verletzten.
Drei Menschen seien in der Bekaa-Region getötet worden, meldete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur. Auch aus Hisbollah-Kreisen hieß es, dass „drahtlose Geräte, wie Walkie-Talkies“ explodiert seien. Augenzeugen in einem südlichen Vorort Beiruts berichteten: „Wir hören die gleichen Geräusche wie gestern.“ In der Hafenstadt Tyrus waren Explosionsgeräusche zu hören. Zahlreiche Rettungsautos seien im Einsatz, berichteten Menschen vom Unglücksort.
Angriffe während Beerdigungen
Die Explosionen fanden auch während von Beerdigungszeremonien für die Opfer vom Dienstag statt. Auf Videos in sozialen Medien war zu sehen, wie sich Panik während der Begräbnisse verbreitete. Ähnliche Explosionen von Tausenden von Pagern hatten mindestens zwölf Menschen getötet und viele Hisbollah-Angehörige zum Teil verletzt. Die Hisbollah-Miliz wird vom Iran unterstützt. Mindestens eine der Explosionen ereignete sich in der Nähe eines von der Hisbollah organisierten Begräbnisses für diejenigen, die am Vortag getötet worden waren. Die Hisbollah hat wegen der Anschläge mit den Pagern Vergeltung angekündigt.
Die Handfunkgeräte wurden von der Hisbollah vor fünf Monaten gekauft, etwa zur gleichen Zeit wie die Pager, sagte eine Sicherheitsquelle. Nach Angaben einer hochrangigen libanesischen sowie einer weiteren Quelle gegenüber Reuters soll der israelische Spionagedienst Mossad den Sprengstoff in den von der Hisbollah importierten Pagern Monate vor den Detonationen eingebaut haben.
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UNO-Menschenrechtsbüro: „Inakzeptabel“
Das UNO-Menschenrechtsbüro verurteilte die verheerenden Folgen der Explosionen als „schockierend“. „Die Auswirkungen auf die Zivilbevölkerung sind inakzeptabel“, sagte Sprecherin Ravina Shamdasani in Genf. „Die Angst und der Terror, die dadurch ausgelöst werden, sind weitreichend.“ Es verstoße gegen das internationale Menschenrechtsnormen, einen Angriff gleichzeitig auf tausende Personen durchzuführen, ohne zu wissen, wer das Gerät zum Zeitpunkt des Angriffs bei sich hatte oder wo und in welcher Umgebung die Person sich gerade befand. Es könne sich auch um einen Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht handeln, verlangte das Büro eine transparente Untersuchung der Vorfälle. Die, die den Angriff geplant und ausgeführt haben, müssten zur Rechenschaft gezogen werden. (APA/Reuters/dpa)