Bub in Hundebox gesperrt und gequält: Strafe für beide Frauen bestätigt
Mit der Bestätigung der Schuldsprüche für die beiden angeklagten Frauen hat eine Sitzung am Wiener Oberlandesgericht geendet. Im Prozess ging es um einen nunmehr 13-Jährigen, der von seiner Mutter im Waldviertel in eine Hundebox gesperrt und gepeinigt worden sein soll.
Wien – Im Waldviertler Hundebox-Fall bleibt es bei 20 Jahren Haft für die Mutter, die ihren damals zwölf Jahre alten Sohn in eine Hundebox gesperrt und gepeinigt hatte. Das Wiener Oberlandesgericht (OLG) sah am Donnerstag keinen Platz für eine Strafmilderung. Die Strafberufung der 33-jährigen Mutter wurde ebenso zurückgewiesen wie jene der Nachbarin, die als Anstifterin in erster Instanz 14 Jahre ausgefasst hatte. Beide Urteile sind somit rechtskräftig.
Die Mutter war Ende Februar in Krems wegen versuchten Mordes, Quälens eines Unmündigen und Freiheitsentziehung schuldig erkannt worden, ihre tatbeteiligte Nachbarin wegen fortgesetzter Gewaltausübung, wobei sie als Bestimmungstäterin angesehen wurde. Beide Frauen wurden zudem aufgrund ihrer jeweils hochgradig abnormen Persönlichkeitsstruktur nach § 21 Absatz 2 StGB in ein forensisch-therapeutisches Zentrum eingewiesen. Nur im Maßnahmenvollzug sind den gerichtlichen Feststellungen zufolge die haftbegleitenden Therapien gewährleistet, die sicherstellen, dass von den zwei Frauen nach Verbüßung ihrer Freiheitsstrafen keine Gefahr für Mitmenschen mehr ausgeht.
Die hohen Strafen hatte das Erstgericht unter anderem damit begründet, die zwei Frauen hätten „mit ihren Handlungen ein Leben fast zerstört“. Auf psychischer Ebene sei der mittlerweile 14 Jahre alte Bub „auf jeden Fall zur Gänze zerstört“. Das bekräftigte nun ein Drei-Richterinnen-Senat am OLG. Die Vorsitzende Natalia Frohner sprach von „grässlichen“ bzw. „schrecklichen Taten“, für die es „exemplarische Strafen“ brauche. Die Nachbarin bezeichnete Frohner als „hochmanipulativ“. Sie habe aufgrund ihrer „sadistischen Persönlichkeitsstruktur“ die mit paranoiden Zügen behaftete Mutter des Buben dazu gebracht, diesem Gewalt anzutun.
Kind in „akut lebensbedrohlichen Zustand“
Die Causa hatte über die niederösterreichischen Landesgrenzen hinweg für Aufsehen gesorgt. Die Mutter hatte ihren Sohn geschlagen, gefesselt, geknebelt und wiederholt über Stunden in eine Hundebox gepfercht. Im November 2022 befand sich das Kind einem Gutachten zufolge in einem akut lebensbedrohlichen Zustand. Der damals Zwölfjährige überlebte wegen des Einschreitens einer Sozialarbeiterin, die der Familie aufgrund einer Beratung bekannt war.
Die Staatsanwaltschaft Krems ermittelt zu diesem Fall weiter gegen zwei Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft (BH) Waidhofen a. d. Thaya. Untersuchungsgegenstand ist ein mögliches strafrechtlich relevantes Fehlverhalten von zwei Sozialarbeitern, einem Mann und einer Frau. Im Raum steht der Verdacht des Amtsmissbrauchs. Nach zwei Gefährdungsmeldungen hatte es seitens der Kinder- und Jugendhilfe am 28. Oktober und am 18. November 2022 - vier Tage, bevor der Bub ins Koma fiel - jeweils unangekündigte Hausbesuche bei der Mutter und ihrem Sohn gegeben. Zunächst waren beide Sozialarbeiter an Ort und Stelle, beim zweiten Termin erschien der federführende Mitarbeiter der Bezirkshauptmannschaft Waidhofen a. d. Thaya den Aussagen zufolge allein. Geortet wurden von ihm zwar Auffälligkeiten, er sah aber keine Veranlassung für eine sogenannte Gefahr-im-Verzug-Maßnahme.
Aus Sicht der Kinder- und Jugendhilfe wurden alle rechtlichen und fachlichen Vorgaben eingehalten, wie eine interne Prüfung im Vorjahr ergab. Aufgrund weiterer im Gerichtsverfahren bekanntgewordener Details wurde seitens des Landes aber eine nochmalige Prüfung des Falls vorgenommen. (APA)
„Leben fast zerstört“
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