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Juan Diego Flórez: "Ein eigenes Label gibt dir die Freiheit"

Juan Diego Florez umarmt sein neues Projekt des eigenen Labels
© APA

Am Freitag hat Startenor Juan Diego Flórez seine erste Platte beim frischgegründeten eigenen Label Flórez Records veröffentlicht. Der 51-Jährige gebürtige Peruaner mit österreichischem Pass widmet diese der Zarzuela, der spanischen Variante der Operette. Persönlich zu erleben ist Flórez mit der von ihm begründeten Sinfonía por el Perú, mit der er auch die CD eingespielt hat, dann am Dienstag (24. September) im Wiener Konzerthaus.

Mit der APA sprach Juan Diego Flórez über seinen Beginn als Popsänger, die Vorteile eines eigenen Label und die Frage, ob er bei der Nationalratswahl seine Stimme abgibt.

APA: Sie gründen mit Flórez Records Ihr eigenes Plattenlabel in einer Zeit, in der die Majors durchaus zu kämpfen haben. Sie scheuen kein Risiko?

Juan Diego Flórez: Nein. (lacht) Ich habe mir einfach gedacht: Warum eigentlich nicht? Ich habe ja schon lange Zeit meine eigenen Projekte und meine eigene Karriere kuratiert.

APA: Was war Ihre Motivation? Die Freiheit, Ihre eigene Auswahl unbeeinflusst zu treffen?

Flórez: Ich habe mit den großen Tankern wie Decca immer gut zusammengearbeitet. Aber ein eigenes Label gibt dir die Freiheit, das Ganze in deinem Rhythmus zu machen. Und nicht zuletzt geht es auch darum, dass man die Rechte an seinem eigenen Werk behält, was in der Welt der Streamingdienste mittlerweile äußerst bedeutend ist. Das sieht man auch schon bei den Popstars, die den gleichen Weg beschreiten.

APA: Wie würden Sie das Profil von Flórez Records umreißen? Wie viele Veröffentlichungen planen Sie im Jahr?

Flórez: In Zukunft soll es auch audiovisuelle Produktionen geben, etwa "Ermione" von Rossini, das wir beim Festival in Pesaro aufgezeichnet haben. Und wir wollen jungen Talenten eine Chance geben. Aber ich nehme das ganz locker. (lacht) Vor einem Monat wusste ich noch nicht, dass ich "Ermione" veröffentliche ... Und eine der nächsten CDs wird eine mit meinem Klavierpartner Vincenzo Scalera sein. Alles ganz entspannt. Für den Start habe ich mich aber bewusst entschieden, die erste Aufnahme mit dem von mir gegründeten Orchester Juvenil Sinfonía por el Perú und einem Zarzuela-Programm zu machen.

APA: Zarzuela ist ja jenes Genre, das am Beginn Ihrer Karriere stand...

Flórez: Meine erste Begegnung mit der Opernwelt ist tatsächlich über die Zarzuela passiert. Ich war damals am Ende der Highschool, und wir mussten ein paar Zarzuela-Szenen performen - was ich noch nie gemacht hatte. Ich sang bis dahin nur Popsongs. Ich habe dann zuerst gedacht, dass es ganz gut wäre, diese Nonplusultra-Variante des Singens auszuprobieren, damit ich meine Popkarriere befördere. Ich habe dann erst Gesangsstunden genommen und bin schließlich aufs Konservatorium gegangen. Und erst im Verlaufe der Ausbildung habe ich mich entschieden, doch Tenor zu werden.

APA: Zarzuela ist eine der raren Gelegenheiten für einen spanischsprachigen Tenor, in seiner Muttersprache zu singen. Macht das für Sie im Moment der Performance einen Unterschied?

Flórez: Am nächsten ist einem immer das, was man am meisten singt. Insofern liegt mir das Italienische wohl am nächsten, weil es meiner Stimme am meisten entspricht. Dann folgt Spanisch und dann Französisch. Aber ja, es macht einen Unterschied. Für mich Zarzuela zu singen, ist das Gleiche, wie für einen Österreicher Operette. "Adios Granada" etwa singe ich im andalusischen Dialekt ...

APA: Auf Ihrer Tournee, die Sie am 24. September ja auch ins Wiener Konzerthaus führt, spielt die Zarzuela nur einen kleinen Part. Weshalb?

Flórez: Wir haben immerhin vier Stücke an dem Abend, die aus dem Zarzuela-Kosmos stammen. Aber wer möchte bei einem Konzert nur eine Tonalität hören? Und die Zarzuela ist einfach lokaler verankert. Auch die "Csardasfürstin" ist in Italien nicht so populär. Einzelne Arien kennt man, aber nicht die ganzen Stücke. Aber es ist wichtig, dass man die Werke rettet - sie sind leidenschaftlich, wunderschön und gehen direkt ins Herz. Das spricht auch die jüngere Generation an.

APA: Apropos jüngere Generation: Wie hat sich die Juvenil Sinfonía por el Perú seit der Gründung 2011 entwickelt?

Flórez: Mittlerweile erstreckt sie sich mit Chören und Orchestern und Tausenden Kindern und Jugendlichen über das ganze Land. Es gibt nun aber auch Bands. Wir machen keinen Solistenunterricht, sondern die Kinder lernen wirklich, im Ensemble zu spielen. Deshalb sind sie auch so gut. So hat etwa einer unserer Chöre erst im Sommer beim Wiener Summa Cum Laude-Bewerb gewonnen.

APA: Sie besitzen seit 2006 auch den österreichischen Pass. Werden Sie am 29. September ihre Stimme abgeben?

Flórez: Nein, denn ich bin leider nicht hier, sondern in London ...

(Das Gespräch führte Martin Fichter-Wöß/APA)

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