Wie Frauen ihren Platz in der Stadt erobern: Klientinnen von pro mente stellen in Lienz aus
In fünf Bildern geben die Künstlerinnen ganz persönliche Einblicke in ihre Lebenswelt. Der Stadt Lienz ist es wichtig, dass Frauen im öffentlichen Raum präsent sind.
Lienz – Die junge Frau hat es geschafft, von den Drogen loszukommen. Ihre Vergangenheit, ihre Gefühle und Wünsche stellt sie auf einem Bild dar: Alkohol, Tabletten und Drogen umgeben das Gesicht mit den geschlossenen Augen, auf einem Arm steht „Du wirst es nie schaffen“. „Doch ich hab’ es geschafft“ ist auf dem anderen Arm zu lesen. Die Künstlerin ist eine Klientin der Einrichtung pro mente, die Menschen mit psychischen Krankheiten betreut. Lienz ist eine von 25 Einrichtungen in Tirol.
Die Frau mit den geschlossenen Augen ist Teil der Ausstellung „Osttirol makes HERstory – Frauen(geschichten) im öffentlichen Raum“ am Johannesplatz. „Wir haben das Projekt gemeinsam mit den Klientinnen erarbeitet“, berichten Nadine Lukasser, Alexandra Breitegger und Nina Oberthaler von pro mente Lienz. „Sie sind das Herz des Projekts, sie sollen eine Stimme bekommen.“ Die Künstlerinnen selbst waren über Tonaufnahmen bei der Eröffnung dabei. Ihre Botschaften, die auch in den Bildern zum Ausdruck kommen: „Ich bin nicht schuld am Verhalten anderer, nur weil ich nicht der Norm entspreche.“ „Ich will anderen Frauen Mut machen“ oder „Lasst euch nie unterkriegen!“
Die Idee zur Ausstellung kam bei einem gemeinsamen Stadtspaziergang zustande, erzählt Nina Oberthaler. „Wo sind eigentlich Frauen im öffentlichen Raum vertreten? Diese Frage kam auf. So ist das Projekt entstanden.“ Die Stadt Lienz unterstützt die Idee, bekräftigt Bürgermeisterin Elisabeth Blanik. „Ein Aufruf an alle Frauen: Nehmt den öffentlichen Raum in Besitz!“ Selbst aktiv werden statt warten, dass man es angeboten bekommt, sei das Motto, so Blanik sinngemäß.
📽️ Video | Das sind die Bilder der Ausstellung
25 Einrichtungen in Tirol
Pro mente ist in Tirol 25-mal vertreten, vom Außerfern bis nach Osttirol. Die Angebote reichen vom Wohnen über Arbeits- und Berufstraining bis zur Beschäftigungsinitiative. Die Gesellschaft bietet „Halt und Perspektive in Phasen psychischer Krisen und Erkrankung“, so das Motto auf der Homepage. Es gibt 300 MitarbeiterInnen, die etwa 1500 Menschen betreuen. „Aber so ein Projekt wie hier in Lienz gibt es sonst nirgends“, zeigt sich Karin Lugger-Willis von pro mente Tirol beeindruckt.
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