„Milton“ trifft heute auf Westküste

Hurrikan rast auf Florida zu: Millionen Menschen fliehen, auch Österreicher vor Ort kontaktiert

Einwohner der gefährdeten Gebiete versuchten, ihre Häuser sturmsicher zu machen. Die Flucht aus der Region gestaltete sich zuweilen schwierig.
© AFP

Der Hurrikan der höchsten Stufe fünf mit Windgeschwindigkeiten bis zu 270 Stundenkilometern. Millionen Menschen müssen sich in Sicherheit bringen.

Tampa – Der auf den US-Staat Florida zurasende Sturm „Milton" hat an Stärke zugenommen und ist erneut zu einem Hurrikan der höchsten Stufe fünf geworden. Das Nationale Hurrikanzentrum (NHC) der USA teilte am Dienstag mit, „Milton" habe Windgeschwindigkeiten von bis zu 270 Stundenkilometern. Er könnte einer der gefährlichsten Stürme in der Geschichte Floridas werden. Das Außenministerium in Wien hat rund 600 Auslandsösterreicher in Florida kontaktiert, hieß es am Mittwoch zur APA.

Die Vorbereitungen auf den Jahrhundert-Sturm laufen

Schwankungen in der Intensität seien wahrscheinlich, so das NHC. „Milton" werde aber voraussichtlich ein „extrem gefährlicher" Hurrikan sein, wenn er am Mittwochabend die Westküste von Florida erreiche. Es hatte „Milton" bereits am Montag mit der Kategorie fünf eingestuft, zuvor am Dienstag jedoch auf die Stärke vier herabgestuft.

Schließungen, Flutmauern und Geisterstädte

Für die Region um Tampa galt eine Evakuierungs-Anordnung. Während einige Anwohner es dennoch vorzogen, sich in ihrem Zuhause zu verbarrikadieren, haben viele andere die vorübergehende Flucht angetreten. Die Stadt Treasure Island auf einer Landzunge westlich von Tampa gleiche nach der Abreise der meisten Einwohner einer „Geisterstadt", sagte deren Bürgermeister, Tyler Payne, dem Sender CNN.

Die Flucht aus der Region gestaltete sich laut CNN allerdings zuweilen schwierig – es gebe Staus und Treibstoffengpässe und Hotels seien ausgebucht. Zahlreiche Flughäfen der Region stellten zudem den Betrieb ein. Der Bundesstaat und die US-Regierung leiteten umfassende Vorbereitungen auf Hilfsmaßnahmen ein. Präsident Joe Biden hat seinen geplanten Deutschlandbesuch verschoben, um sich auf die Hurrikan-Krise zu konzentrieren.

1000 registrierte ÖsterreicherInnen vor Ort

Neben den etwa 600 registrierten Auslandsösterreicherinnen und -österreichern halten sich derzeit rund 400 registrierte Touristen aus Österreich irgendwo in den USA auf. „Auch sie haben alle eine Nachricht von uns bekommen, die Aufrufe und Empfehlungen der lokalen Behörden zu befolgen", sagte eine Sprecherin des Außenministeriums. Außerdem wurde ihnen eine Notfallnummer der österreichischen Botschaft in Washington übermittelt. „Bisher hat sich aber niemand gemeldet."

Vorbereitungen auf das Schlimmste

Der in die höchste Hurrikan-Kategorie 5 eingestufte Sturm „Milton" stellt die Einsatzkräfte in Florida vor große Herausforderungen. Prognosen zufolge dürfte er sich zwar abschwächen, bevor er auf Land trifft, doch seine enorme Ausdehnung birgt weiterhin erhebliches Zerstörungspotenzial – besonders in der Region um die Küstenmetropole Tampa. Das Pentagon teilte mit, dass Tausende Nationalgardisten mobilisiert worden seien. Hubschrauber und hochwasserfähige Fahrzeuge stünden für Rettungseinsätze bereit. Notfallzentren im ganzen Bundesstaat wurden mit Vorräten bestückt, um unmittelbar nach dem Sturm schnelle Hilfe leisten zu können.

📽️ Video | Hurrikan „Milton“: Tampa Bay in Gefahr

Floridas Gouverneur Ron DeSantis appellierte mit Nachdruck an die Bevölkerung, die Evakuierungsanweisungen ernst zu nehmen. Viele, die das Gebiet verlassen wollten, stießen jedoch auf Schwierigkeiten: Der Sender CNN berichtete von Staus, Treibstoffengpässen und ausgebuchten Hotels. Zahlreiche Flughäfen stellten den Betrieb ein. Die US-Regierung sprach eine Warnung an Fluggesellschaften aus, nachdem Berichte über Wucherpreise auf sozialen Medien die Runde gemacht hatten. Verkehrsminister Pete Buttigieg kündigte an, dies genau zu beobachten.

📽️ Video | Biden sagt Deutschlandreise wegen „Milton" ab

Wegen des drohenden Hurrikans verschob Biden eine geplante Reise nach Deutschland und Angola auf unbestimmte Zeit. In Berlin waren Gespräche mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Bundeskanzler Olaf Scholz geplant. Biden sollte auch an einem von ihm einberufenen Ukraine-Gipfel auf dem US-Luftwaffenstützpunkt Ramstein teilnehmen. Wie das Treffen, zu dem Vertreter von rund 50 Nato-Staaten und anderen Verbündeten der Ukraine erwartet werden, nun ablaufen wird, ist ungewiss. Das Pentagon bestätigte, dass Biden nicht persönlich teilnehmen werde, ließ aber offen, ob der Gipfel verschoben oder ohne ihn stattfinden werde.

Wahlkampf mit Extremwetter

Dass Biden seine Auslandsreise verschob, dürfte nicht nur an der unmittelbaren Bedrohung durch Hurrikan „Milton" liegen, sondern auch an der Bedeutung seiner Handlungen im US-Wahlkampf. Die Menschen in Florida kämpfen noch mit den verheerenden Schäden, die Sturm „Helene“ hinterließ. Erst vor anderthalb Wochen war dieser auf die Nordwestküste Floridas getroffen und hatte in seinem Verlauf schwere Verwüstungen und Überschwemmungen in mehreren Bundesstaaten hinterlassen. Laut Medienberichten kamen mehr als 200 Menschen ums Leben.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat Donald Trump nutzte die Katastrophe schnell für seinen Wahlkampf und kritisierte Biden sowie Vizepräsidentin Kamala Harris dafür, nicht ausreichend reagiert zu haben. Harris, die bei der Präsidentschaftswahl am 5. November gegen Trump antritt, war gemeinsam mit Biden mehrfach in den betroffenen Gebieten unterwegs, um die Lage vor Ort zu begutachten und den Opfern Unterstützung zuzusichern.

Klimawandel verstärkt Stürme

„Milton" habe das Potenzial, einer der zerstörerischsten Hurrikane zu werden, die jemals in dieser Region verzeichnet wurden, warnte das Nationale Hurrikanzentrum und wies eindringlich darauf hin, dass normalerweise trockene Küstengebiete durch den ansteigenden Meeresspiegel überflutet werden könnten. Lebensgefährliche Sturmfluten mit bis zu fünf Meter hohen Wellen, zerstörerische Winde und heftige Regenfälle seien zu erwarten. Zudem bestehe die Gefahr von Tornados.

📽️ Video | Sichersten Orte für Aufenthalt während eines Wirbelsturms

Tropische Wirbelstürme entstehen über warmem Ozeanwasser. Durch die Erderwärmung wird laut Experten die Wahrscheinlichkeit für stärkere Stürme erhöht. Die Hurrikansaison im Atlantik dauert von Juni bis Ende November. Die Stürme werden in alphabetischer Reihenfolge benannt. (dpa)

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