Chronik Ausland

Unwetter in Spanien erreicht Baleareninsel Mallorca

Große Schäden in Alfafar
© APA

Nach der Flutkatastrophe in Spanien ist die Zahl der Todesopfer auf mindestens 205 gestiegen. Weil immer noch Menschen vermisst würden, sei mit einem weiteren Anstieg der Opferzahl zu rechnen, teilten die Rettungsdienste am Freitag mit. Nach extrem heftigen Regenfällen waren zahlreiche Orte vor allem im Osten Spaniens überflutet worden, besonders stark betroffen ist die Mittelmeer-Region Valencia. Freitag Nachmittag erreichte das Tiefdruckgebiet die Baleareninsel Mallorca.

Das beliebte Ferienziel wurde auch mit heftigen Schauern überzogen. In manchen Gebieten der Balearen seien bereits mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gefallen, berichtete das Wetterportal "MeteoDadesBalears". Am Flughafen Palma de Mallorca sind alle Flüge etwa ein bis zwei Stunden verspätet, wie aus der deutschen Website der Flughafengesellschaft Aena hervorgeht.

Der spanische Wetterdienst Aemet gab vorsorglich für den heutigen Feiertag Allerheiligen die Warnstufe Orange für die gesamte Inselgruppe aus, zu der auch Menorca, Ibiza, Formentera und Cabrera gehören. Die Regierung der Balearen riet von allen Aktivitäten im Freien ab. Bis Samstag 8.00 Uhr gilt für die Inseln die zweithöchste Warnstufe Orange. In den folgenden Tagen soll es wechselhaft bleiben, wenngleich es wohl nicht mehr so stark regnet. Freitag früh hatte noch die Sonne geschienen, am Vormittag kamen erste heftige Schauer im Südwesten Mallorcas auf. In Palma setzte gegen 16.00 Uhr Starkregen ein. Es donnerte und blitzte.

An vielen Orten der betroffen spanischen Regionen fehlt es an Lebensmitteln, Wasser und Strom. Spaniens Verteidigungsministerin Margarita Robles will in die von den Unwettern zerstörten Gebiete noch mehr Soldaten schicken als die bereits eingesetzten 1.700. Die Zahl werde solange aufgestockt, wie es nötig sei für Rettungs- und Wiederaufbauarbeiten, sagte sie heute im staatlichen Sender RTVE.

In Mitleidenschaft gezogen sind vor allem Gemeinden und Orte in der Mittelmeerregion Valencia nahe der gleichnamigen Großstadt. Robles nannte die Ortschaften Ribarroja, Paiporta und Algemesí, in denen das Militär bisher noch nicht im Einsatz sei und in die nun Kräfte geschickt würden. Es werde keine Grenzen für Ressourcen geben. Eine konkrete Zahl, wie viele zusätzliche Soldaten etwa morgen dazukommen sollen, nannte sie nicht.

"Die Armee wird in allen Ortschaften sein, die Opfer dieser Situation geworden sind", versprach Robles. Erste Gemeinden wie Catarroja südlich von Valencia, die immer noch nicht per Straße wieder zu erreichen sind, greifen mittlerweile zur Selbsthilfe, um die Einwohner mit dem Nötigsten versorgen zu können.

Auch immer mehr Freiwillige finden sich etwa in der Stadt Valencia zusammen, wie die Zeitung "Las Provincias" berichtete. Sie sammeln demnach Spenden, die sie in betroffenen Stadtgebieten verteilen und helfen mit Geräten ausgerüstet bei den Aufräumarbeiten. Auch haben sich in der Stadt erste Anlaufstellen für Menschen gebildet, die aus umliegenden Orten oft schlammbedeckt und zu Fuß über eine Brücke in die Stadt kommen - auf der Suche nach Essen, Trinkwasser oder einem Unterschlupf, wie RTVE berichtete.

Das österreichische Außenministerium hatte am Donnerstag vorerst keinen Hinweis darauf gehabt, dass Österreicherinnen bzw. Österreicher von der Katastrophe betroffen sind. "Die österreichische Botschaft in Madrid steht mit einer Handvoll österreichischer Reisenden in Kontakt, die sich aktuell in den von den Unwettern betroffenen Regionen in Spanien aufhalten. Sie sind alle wohlauf." Betroffene können sich jederzeit an die Notfallnummer des Außenministeriums (+43 501150-4411) wenden.

Auslöser für die Unwetter in Spanien war das Wetterphänomen "Kalter Tropfen" (gota fría). Es tritt in der spanischen Mittelmeerregion in den Monaten September und Oktober häufig auf und basiert auf stark schwankenden Temperaturen von Meer und Luft. Das Phänomen entsteht, wenn sich die ersten atlantischen Tiefausläufer mit feuchtkalter Luft über das warme Mittelmeer schieben. Die Zentralregierung in Madrid rief eine dreitägige Staatstrauer ab Donnerstag aus. Sie sicherte den Betroffenen auch schnelle Hilfe beim Wiederaufbau zu.

Das Wetterphänomen zog inzwischen teilweise in Richtung Nordosten weiter. Behörden warnen vor Gewittern und heftigen Regenfällen, allen voran in der auch zur Region Valencia gehörenden Provinz Castellón. Aber auch für Teile von Andalusien im Süden Spaniens galten Unwetterwarnungen, für Huelva ganz im Südwesten der Region wurde sogar bis zum Nachmittag die höchste Warnstufe Rot ausgerufen. Auch die Balearen erwarten Unwetter auf den beliebten Touristeninseln Mallorca und Menorca. Am Flughafen von Palma de Mallorca gab es erste Verspätungen. Bisher gilt dort die zweithöchste Warnstufe Orange.

(S E R V I C E - Spendenaufruf Österreichisches Rotes Kreuz, IBAN: AT57 2011 1400 1440 0144, BIC: GIBAATWWXXX, Erste Bank: BLZ 20.111, Kennwort: Katastrophenhilfe oder unter spende.roteskreuz.at)

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