Allerheiligen-Prozessionen abgesagt

Doppelmord im Mühlviertel: Fluchtauto im Wald gefunden, keine Spur vom Täter

Am Freitag wurde das Auto des weiter verschollenen Täters gefunden.
© FOTOKERSCHI/FRANZ PLECHINGER

Bei der Suche nach dem 56-jährigen Jäger, der am Montag zwei Menschen erschossen hat, gibt es einen Fortschritt zu vermelden. Am Freitagvormittag fanden Beamten das Fluchtauto des mutmaßlichen Täters. Unklar ist noch, ob Waffen im Wagen waren. Die Polizei geht auch davon aus, dass der Mann noch am Leben sei.

Rohrbach – Die Polizei hat am Freitagvormittag das Fluchtauto des Jägers gefunden, der am Montag zwei Menschen im Mühlviertel erschossen haben soll. Es stand unweit jener Stelle in der Ortschaft Fraunschlag in der Gemeinde Altenfelden (Bezirk Rohrbach), an der die erste Bluttat begangen worden war. Seither läuft ein Großeinsatz. Die Ermittler gehen davon aus, dass der Gesuchte noch lebt und weiterhin bewaffnet ist. Allerheiligenfeierlichkeiten wurden aus Sicherheitsgründen abgesagt.

📽️ Video | Bluttat im Mühlviertel: Fluchtauto gefunden

Auto in bereits abgesuchten Gebiet entdeckt

Innerhalb von eineinhalb Stunden soll der Mann am Montag in Fraunschlag (Gemeinde Altenfelden) einen Bürgermeister aus der Region und im benachbarten Arnreit einen ehemaligen Jagdleiter mit gezielten Kopfschüssen getötet haben. Hintergrund dürften jagdrechtliche Streitigkeiten gewesen sein. Danach flüchtete der Täter mit seinem Auto in Richtung Rohrbacher Straße (B127), dann verlor sich seine Spur. Seine Handys hat er nicht dabei, daher konnte man ihn auch nicht orten.

Seitdem lief eine Großfahndung, auch die Behörden im angrenzenden Tschechien und in Deutschland waren alarmiert. Nachdem die Polizei ein Foto und das Autokennzeichen des Gesuchten veröffentlicht hatte, waren hunderte Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. Aber erst Freitagfrüh lieferte einer davon die ersehnte heiße Spur: Jemand hatte das silberfarbene Auto erkannt und die Exekutive verständigt. Der Wagen stand just in einem Waldstück in unmittelbarer Nähe des ersten Tatorts und damit in einem Gebiet, das bereits zu Beginn der Fahndung großräumig abgesucht worden war.

Gepanzerte Wagen prägen das Bild am Freitag im Bezirk Rohrbach.
© FOTOKERSCHI/FRANZ PLECHINGER

„Fanatischer Jäger“ dürfte noch leben

Wie das Auto am Freitag dorthin gekommen ist oder ob es übersehen worden war, sei nach wie vor Gegenstand der Ermittlungen, hieß es. Die Tatortgruppe des Landeskriminalamts untersucht den Wagen auf Spuren, Vorrang hat aber vorerst die Suche nach dem Flüchtigen. Laut Polizeisprecher David Furtner sei der Wagen nicht versteckt gewesen, sondern neben einem Forstweg abgestellt worden. Die Polizei geht davon aus, dass der Gesuchte nach wie vor bewaffnet unterwegs ist. Denn der Mann, der von den Ermittlern als „fanatischer Jäger“ beschrieben wird, dürfte auf seiner Flucht zwei Langwaffen und eine Faustfeuerwaffe mitgenommen haben.

Den ganzen Freitag fand eine Suche nach dem Täter statt. Auch eine Drohne wurde verwendet.
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Die Ermittler gehen davon aus, dass der Gesuchte noch lebt. Bei diesen Witterungsbedingungen könne ein Jäger einige Tage im Wald ausharren, hieß es. Rund 250 Beamte, davon 50 vom Sondereinsatzkommando Cobra, mit jeder Menge technischer Unterstützung waren im Einsatz. Auch Hundestaffeln suchten das Gebiet ab, allerdings nahmen die Tiere bis zum Nachmittag keine Fährte des Flüchtigen auf.

„Wir suchen eine sehr gefährliche Person“

Die Fahndung konzentrierte sich vor allem auf den Raum Arnreit. Vermummte und mit Sturmgewehren bewaffnete Einsatzkräfte durchstreiften die Umgebung, Wälder, Wiesen und auch Gärten. Bis etwa 18 Uhr werde man in dieser Form weitersuchen, erklärte Furtner. Dann werde man sich ein wenig zurückziehen und verstärkt auf Wärmebildkameras setzen.

Ein Großaufgebot von teilweise vermumten Einsatzkräften war unterwegs.
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Nach wie vor gelte: „Wir suchen eine sehr gefährliche Person“, betonte Furtner. Über X (vormals Twitter) appellierte die Polizei an die Bevölkerung, auf unnötige Wege im Bereich Arnreit zu verzichten und den umgebenden Wald zu meiden. Bei einer Sichtung solle man umgehend den Notruf 133 wählen. Die Polizei bat aber auch, „keine Falschmeldungen“ über soziale Medien zu verbreiten.

Angespannte Stimmung

Im Ort war die Stimmung angespannt. Fußgänger waren kaum zu sehen, einige Friedhofsbesucher wagten sich zu einem Allerheiligen-Besuch auf den Friedhof. Polizei und Bezirkshauptmannschaft haben in den Gemeinden Altenfelden, Neufelden, Kirchberg ob der Donau und Arnreit dringend davon abgeraten, Allerheiligen-Umzüge durchzuführen. Die Pfarren dürften dieser Empfehlung auch nachkommen, so die Polizei. An der Pfarrkirche von Altenfelden informierte ein handgeschriebener Zettel, dass Andacht und Gräbersegnung ausfallen. (APA)

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