Libanon meldet Dutzende Tote nach israelischen Angriffen
Bei israelischen Angriffen im Libanon sind nach Behördenangaben am Freitag insgesamt mindestens 71 Menschen getötet worden. Nach Angaben des libanesischen Gesundheitsministeriums vom Samstag wurden zudem 169 Menschen verletzt. In Israel wurden unterdessen nach einem Raketenangriff aus dem Libanon in der zentralisraelischen Region Sharon nach Angaben der Rettung insgesamt elf Menschen verletzt. Für Aufsehen sorgte indes die Festnahme eines Libanesen.
In der libanesischen Hafenstadt Batroun sollen einem Insider aus Sicherheitskreisen zufolge vermutlich israelische Marinesoldaten gelandet und eine Person gefangen genommen haben. Auch der Hisbollah nahestehende Journalist Hassan Illaik erklärte über den Kurzmitteilungsdienst X, eine Gruppe israelischer Soldaten sei in der Ortschaft gelandet, habe eine Person gefangen genommen und habe sich mit Schnellbooten wieder entfernt. Der Journalist veröffentlichte ein Video, das den Vorgang zeigen soll. Der libanesischen staatlichen Nachrichtenagentur zufolge untersuchen Sicherheitsbehörden die Angelegenheit. Von israelischer Seite lag zunächst keine Stellungnahme vor.
Einem Journalisten des Nachrichtenportals "Axios" zufolge handelte es sich um den hochrangigen Hisbollah-Agenten Imad Amhaz, der gefangen genommen wurde. Dies sei am Freitag bei einem Einsatz im Norden des Libanon geschehen, erklärte der Reporter Barak Rawid über den Kurzmitteilungsdienst X und berief sich auf einen Vertreter Israels.
Der libanesische Premierminister Najib Mikati forderte eine Untersuchung der Entführung des libanesischen Staatsbürgers aus Batroun, hieß es am Samstag in einer Erklärung aus Mikatis Büro. Mikati beriet sich mit libanesischen Militär- und UNIFIL-Beamten und forderte Außenminister Abdallah Bou Habib auf, eine Beschwerde beim UNO-Sicherheitsrat einzureichen, hieß es weiter.
Das israelische Militär sprach später davon, einen Kommandanten der Hisbollah-Raketeneinheit Nasser-Brigade im Südlibanon getötet zu haben. Er sei für mehrere Angriffe auf Israel seit Oktober 2023 verantwortlich gewesen, teilte die israelische Armee am Samstagabend mit.
Insgesamt wurden den libanesischen Angaben zufolge seit Ausbruch der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der proiranischen Hisbollah-Miliz im Libanon vor über einem Jahr mindestens 2.968 Menschen getötet und 13.319 verletzt. Unter den Todesopfern seien fast 600 Frauen und 183 Minderjährige. Das Gesundheitsministerium unterscheidet in seiner Aufzählung nicht zwischen Zivilisten und Mitgliedern der Hisbollah. Die Zahl der seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 im Gazastreifen und Libanon getöteten israelischen Soldaten erhöhte sich nach Angaben der Armee auf 780.
Das israelische Militär griff nach Angaben der Vereinten Nationen am Samstag erneut einen Grenzübergang zwischen dem Libanon und Syrien an. Ein israelischer Luftangriff habe den Grenzposten Jusiyah getroffen, wo viele Menschen aus dem Libanon die Grenze nach Syrien überquerten, schrieb der UNO-Hochkommissar für Flüchtlinge, Filippo Grandi, am Samstag auf X. Auch humanitäre Strukturen seien getroffen worden. Selbst die Flucht - und die Betreuung der Flüchtenden - werde mit der weiteren Ausbreitung des Krieges schwierig und gefährlich, schrieb Grandi weiter. Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht dazu. Nach libanesischen Behördenangaben haben seit Beginn der verstärkten israelischen Angriffe im Libanon Mitte September bisher über 400.000 Menschen die Grenze nach Syrien überquert. Ein Großteil davon sind Syrer, rund 30 Prozent sind Libanesen.
Der israelische Rettungsdienst Magen David Adom berichtete von einem Einschlag in einem Gebäude in der Nacht in der arabisch geprägten Kleinstadt Tira in Zentralisrael. Die Betroffenen seien durch Granat- und Glassplitter verletzt und in Krankenhäuser gebracht worden. Sieben weitere Menschen seien wegen Angstzuständen behandelt worden. Israelischen Militärangaben zufolge wurden drei Raketen auf das Zentrum von Israel abgefeuert. Zuvor war in der Region Luftalarm ausgelöst worden. Israels Armee teilte weiter mit, den im Libanon für den Angriff genutzten Raketenwerfer attackiert zu haben. Bis zum Nachmittag registrierte das Militär eigenen Angaben rund 80 Geschoße, die aus dem Libanon Richtung Israel gefeuert worden seien.