Deutscher Autozulieferer baut Tausende Stellen ab, Bangen an Österreich-Standort
Herzogenaurach – Die Automobilkrise in Deutschland fordert neue Opfer: Nach den düsteren Spar-Ankündigungen von Volkswagen und anderen Unternehmen der Branche kündigt nun auch der Zulieferer Schaeffler den Abbau von 4700 Arbeitsplätzen in Europa an, davon 2800 in Deutschland. Wie weit Schaeffler Österreich mit Ende 2023 etwa 466 Mitarbeitern und einer Produktion in Berndorf betroffen ist, war am Dienstagvormittag noch unklar.
Der angekündigte Personalabbau entspricht rund 3,1 Prozent des gesamten Personalbestands. Allerdings werden auch einige Stellen innerhalb Europas oder ins nicht europäische Ausland verlagert, sodass Schaeffler von einem Nettoabbau im Volumen von 3700 Stellen spricht. Die Arbeitnehmervertreter reagieren verärgert und fordern, Alternativen auszuloten. Vorstandschef Rosenfeld sagt: Es gibt keine Alternativen.
Drei Hauptgründe
Hinter den Plänen stehen drei Hauptgründe: Das Geschäft mit Lagern etwa für Windräder lahmt – wegen der Konkurrenz aus China. "Im Windbereich greifen die Chinesen an", sagt Rosenfeld. Die Transformation der Autobranche hin zur E-Mobilität geht langsamer vonstatten als geplant. "Der Abbau von rund 600 Stellen geht auf Kostensynergien aus der Fusion mit Vitesco zurück", sagt Rosenfeld. Schaeffler hatte erst vor wenigen Wochen den Elektroantriebsspezialisten aus Regensburg geschluckt und war damit zu einem der weltweit zehn größten Unternehmen der Zulieferbranche mit insgesamt rund 120.000 Mitarbeitern aufgestiegen.
Betroffen von dem Abbau seien zehn Standorte in Deutschland und fünf weitere in Europa, teilt das Unternehmen am Firmensitz in Herzogenaurach mit. Zwei der fünf europäischen Standorte sollen ganz geschlossen werden. In Deutschland seien vor allem die großen Standorte Herzogenaurach, Schweinfurt, Regensburg und Homburg (Saar) betroffen. Allein in Schweinfurt, wo ein Werk in ein anderes aufgehen soll, könnten nach Angaben des Betriebsrats rund 700 Stellen wegfallen. Ein Werk in China soll ganz wegfallen, der Standort Hameln könnte bald verkauft werden.
Umsetzung ab 2025
Das Maßnahmenpaket werde in den Jahren 2025 bis 2027 umgesetzt. Ab 2029 sollen so 290 Mio. Euro pro Jahr eingespart werden. 75 Mio. Euro davon stünden im Zusammenhang mit der Fusion mit Vitesco. Rosenfeld hatte schon vor Wochen öffentlich darüber spekuliert, ob das Unternehmen etwa noch zwei Hauptquartiere benötige – Vitesco hatte seinen Sitz in Regensburg.
"Das Programm ist in der aktuellen Umfeldlage notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schaeffler-Gruppe langfristig zu sichern. Wir werden es sozialverträglich und mit Augenmaß umsetzen", sagte Schaeffler-Vorstandschef Klaus Rosenfeld.
Umsätze in ersten drei Quartalen stark
In den ersten neun Monaten ging es Schaeffler – noch ohne Vitesco – wirtschaftlich vergleichsweise gut. Die Umsätze stiegen währungsbereinigt um ein Prozent auf 12,233 Mrd. Euro. Auch in der Autosparte ging es währungsbereinigt um 0,2 Prozent nach oben – vor allem wegen weiterer Auftragseingänge in der E-Mobilität. Vor Sondereffekten, Zinsen und Steuern stand ein Gewinn von 713 Mio. für die ersten neun Monate zu Buche, nach 964 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum. (APA/dpa)
Krise in Deutschland
Bei VW drohen Streiks, in deutscher Autobranche wackeln 140.000 Jobs
Kommentar
Die deutsche Lok zieht nicht mehr
„Die Lage ist ernst“