Entsetzen nach Attacken auf israelische Fußballfans in Amsterdam
Amsterdam/Gaza – Die Attacken von propalästinensischen Randalierern auf israelische Fußballfans in Amsterdam haben international Entsetzen und Empörung ausgelöst. US-Präsident Joe Biden verurteilte die gewalttätigen Angriffe scharf. Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu stellte die Angriffe in eine Reihe mit Verbrechen gegen Juden während der Nazi-Pogrome vom 9. November 1938 in Deutschland. Der niederländische Ministerpräsident Dick Schoof zeigte sich "zutiefst beschämt".
Auch die österreichische Bundesregierung verurteilte die Vorfälle auf X scharf. "In diesen Tagen werden wir noch stärker an unsere historische Verantwortung erinnert, Hass gegen Juden nie wieder die Oberhand gewinnen zu lassen", schrieb Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP).
Ariel Muzicant sprach im Zusammenhang mit den Vorfällen von einem "Versuch eines Pogroms". Ziel der Aktion der organisierten Hooligans, die "höchstwahrscheinlich gesteuert" und mit mithilfe von Taxiunternehmen erfolgte, sei es gewesen, "jüdische Menschen zu töten, zu verletzen und zu erniedrigen", sagte der Präsident des European Jewish Congress am Abend in der "ZiB 2" des ORF.
20 bis 30 Verletzte, mehr als 60 Festnahmen
Bei den Attacken auf israelische Fußballfans in Amsterdam sind insgesamt 20 bis 30 Menschen verletzt worden, die meisten leicht. Fünf Personen mussten in Krankenhäusern behandelt werden. Alle seien wieder entlassen worden, teilte die Bürgermeisterin Femke Halsema vor der Presse am Freitag in der niederländischen Hauptstadt mit. Zehn Verdächtige befinden sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft noch in Haft, davon sind zwei minderjährig.
Insgesamt waren bei den Ausschreitungen 62 Personen festgenommen worden. Die Staatsanwaltschaft kündigte an, alle mutmaßlichen Täter mit aller Härte zu verfolgen. Stadt und Justiz untersuchen nun die Vorfälle.
Gezielte Angriffe
Nach dem Fußballspiel in der Europa League von Ajax Amsterdam gegen Maccabi Tel Aviv waren am späten Donnerstagabend israelische Fans nach Angaben der Polizei gezielt angegriffen worden. Vor allem propalästinensische Jugendliche auf kleinen Motorrädern hätten die Israelis verfolgt und misshandelt.
Die Bürgermeisterin sprach von einer "tiefschwarzen Nacht". "Das ist eine Schande für Amsterdam." Halsema verurteilte die "antisemitischen Übergriffe" und kündigte extra Sicherheitsmaßnahmen an, um Israelis und Juden in der Stadt zu schützen.
Das Spiel war im Vorfeld wegen der politischen Spannungen als Risikospiel eingestuft worden. Etwa 800 Beamte waren im Einsatz sowie zusätzlich mobile Einsatzkräfte.
Wie es zu den Angriffen kommen konnte und ob es um eine organisierte Aktion ging, soll untersucht werden. Die Polizei wies darauf hin, dass es bereits in der Nacht zuvor Zusammenstöße gegeben hatte. Auch Fans von Tel Aviv hätten randaliert und provoziert. So hätten sie palästinensische Flaggen verbrannt und von Häuserwänden gerissen sowie beleidigende Parolen gerufen. Das sei aber in keinerlei Hinsicht eine Entschuldigung für die antisemitischen Attacken, betonte die Bürgermeisterin.(APA/dpa/Reuters)