Salzburg verzweifelt an sich selbst: "Nicht akzeptabel"
Salzburgs verzweifelte Formsuche geht weiter. Der 3:1-Sieg bei Feyenoord Rotterdam unter der Woche war wohl doch eher Ausrutscher als Trendwende. Vier Tage danach kassierten die Bullen am Sonntag bei Blau-Weiß Linz eine 0:2-Niederlage und zeigten dabei altbekannte Schwächen. Einmal mehr vereinten sich Ballbesitzdominanz ohne klare Chancen und defensive Unsicherheiten zu einer explosiven Mischung. "Solche Leistungen kann ich nicht akzeptieren", schimpfte Coach Pep Lijnders.
Die jüngste Bilanz in der Liga dürfte die ohnehin schon aktivierten Alarmglocken noch lauter läuten lassen. Die Salzburger kassierten gegen ein Team, das davor viermal in Folge verloren hatte, die dritte Niederlage in den jüngsten acht Ligaspielen, in denen nur neun von 24 möglichen Punkten geholt wurden. Fünfmal blieb die einstige Tormaschine dabei ohne Treffer. Bei zwei Spielen weniger weist man bereits elf Punkte Rückstand auf Leader Sturm Graz auf.
In Linz gereichte den Gästen eine Ballbesitzquote von 76 Prozent zu gerade einmal fünf Torschüssen, richtige Gefahr aber ging auch von diesen nicht aus. "Wir hatten wirklich nicht viel Ideen vorne", beschrieb Verteidiger Samson Baidoo die zahlreichen fruchtlosen Ballstafetten seines Teams. "Wir haben aus ganz viel Ballbesitz nichts kreiert. Wir waren nicht klar genug", meinte Lijnders, dessen fußballerische Visionen von seinen Kickern weiter nicht umgesetzt werden können. "Die fehlende Konstanz in unserem Spiel ist schon die ganze Saison ein Problem. Ich habe gedacht, da wären wir jetzt schon weiter", ächzte der Niederländer, der wegen seiner Sperre das Spiel von der Tribüne aus verfolgte.
Auch Alexander Schlager, der nach seiner Sperre in der Champions League wieder ins Tor zurückkehrte, suchte keine Ausreden. "Das Spiel war bezeichnend für die letzten Wochen, am Ende des Tages ist es einfach zu wenig", stellte der ÖFB-Teamspieler klar. "Wir haben heute gegen eine Mannschaft verloren, die als Team mehr gearbeitet hat, aggressiver und besser war - und so etwas darf nicht passieren."
Nur 18 Punkte nach den ersten elf Ligaspielen hatte Salzburg zuletzt in der Saison 2010/11 am Konto, Meister wurde damals Sturm Graz. Schuld an der aktuellen Misere sind freilich nicht nur offensive Probleme, sondern auch die latente defensive Anfälligkeit. Am Sonntag lud man Blau-Weiß mehrmals zu gefährlichen Aktionen ein, den ersten ganz schweren Patzer - einen völlig missglückten Pass Nicolas Capaldos auf Kamil Piatkowski - nutzte Ronivaldo zum 1:0. "Es war für mich heute hart anzuschauen, wenn man sieht, wie all die Fehler einfach wieder passieren", betonte Lijnders. "Wenn sich das nicht bessert, kann es eine schwierige Saison werden."
Ganz anders fiel die Bilanz naturgemäß im Lager von BW aus. Nach sechs Spielen ohne Sieg gelang ein solcher nun ausgerechnet gegen den Ligakrösus. Trainer Gerald Scheiblehner jubelte über "eine wirklich geile Leistung gegen einen Champions-League-Teilnehmer. Das war genau das, was wir uns vorgenommen haben und zuletzt leider nicht immer so funktioniert hat", meinte der 47-Jährige. "Nach sechs Spielen ohne Sieg heute so aufzutreten, ist ein klares Zeichen, dass die Mannschaft intakt ist."