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Hisbollah sieht Chancen in US-Vorschlag zu Waffenruhe

Während Israel seine massiven Angriffe auf den Libanon fortsetzt, deutet die Hisbollah Verhandlungsbereitschaft an. Die proiranische Schiitenmiliz sieht Regierungskreisen im Libanon zufolge in einem von den USA vorgebrachten Entwurf für eine Waffenruhe mit Israel eine Basis für Gespräche. Libanesischen Regierungskreisen zufolge sieht die Hisbollah in dem US-Vorschlag für eine Waffenruhe mit Israel "eine Möglichkeit, einen Rahmen für eine Vereinbarung zu erzielen", hieß es.

Für die Hisbollah gebe es aber noch Gesprächsbedarf. Sie wolle nicht den Anschein erwecken, sich bedingungslos den Forderungen der Israelis zu beugen. Sie befürchte, dass ihr Ansehen vor ihren Anhängern, die in diesem Krieg bereits viel verloren hätten, weiter geschmälert werden könnte. Um die Verhandlungen voranzutreiben, soll der US-Sondergesandte Amos Hochstein am Dienstag zu Gesprächen nach Beirut reisen, wie es aus politischen Kreisen im Libanon hieß. Auch das Medienportal "Stimme des Libanon" berichtete über den Besuch und zitierte dabei einen libanesischen Parlamentsabgeordneten.

Der Vorschlag sieht vor, dass Israel und die Hisbollah ihre Angriffe zunächst 60 Tage lang aussetzen. Die israelische Armee soll den Libanon verlassen, und Soldaten der libanesischen Armee sollen an der Grenze stationiert werden. Israel und der Libanon sollen nach 60 Tagen zudem Verhandlungen über die vollständige Umsetzung der UN-Resolution 1701 führen. Deren Ziel war nach dem vergangenen Krieg von 2006 ein Ende der Kämpfe im libanesisch-israelischen Grenzgebiet.

Die Hisbollah habe jedoch noch einige Anmerkungen zum US-Entwurf für eine Waffenruhe an den libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri übermittelt, sagte ein Insider der Nachrichtenagentur Reuters. Diese würden eine Waffenruhe nicht behindern. Der Libanon lehnt jedoch einen Vorschlag ab, ein Komitee zur Überwachung des Waffenstillstands womöglich auf Deutschland oder Großbritannien auszuweiten. "Wenn zum Beispiel eine Einrichtung der Hisbollah auftaucht, wer wird sie dann beseitigen?", fragte der Insider und fügte hinzu: "Die libanesische Seite möchte, dass sich die (libanesische) Armee damit befasst."

Unterdessen gingen die Kämpfe im Südlibanon weiter. Die Hisbollah lieferte sich nach eigenen Angaben Gefechte mit Bodentruppen der israelischen Armee. Ihre Kämpfer hätten israelische Soldaten in Chiyam allein Montagfrüh viermal angegriffen, teilte die Hisbollah mit. Am Vortag meldete die Miliz mindestens sieben Angriffe auf Israels Truppen in derselben Gegend. Örtliche Medien berichteten zudem von erneuten Luft- und Artillerieangriffen der israelischen Armee.

Aus dem Libanon wurden unterdessen Dutzende Geschosse auf Nordisrael abgefeuert. "Kurz nachdem in Ober- und Westgaliläa Luftalarm ausgelöst wurde, wurden rund 30 Geschosse identifiziert, die aus dem Libanon in israelisches Territorium eindrangen", teilte die israelische Armee mit. Das Luftabwehrsystem des Landes habe einige der Geschosse abgefangen.

Das israelische Militär hatte am Sonntag erstmals dicht bevölkerte Viertel im Zentrum der libanesischen Hauptstadt Beirut angegriffen, die es bisher ausgespart hatte. Dabei waren laut libanesischen Behörden sechs Menschen getötet, darunter der Sprecher der Hisbollah-Miliz, Mohammed Afif.

Bei einem israelischen Angriff im nördlichen Gazastreifen sind unterdessen palästinensischen Angaben zufolge mehrere Menschen getötet worden. In der Stadt Beit Lahiya seien beim Beschuss eines Hauses mindestens 17 Palästinenser ums Leben gekommen, teilte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz mit. Nach Darstellung von Anrainern schlugen in das Haus zwei israelische Raketen ein. Das Gebäude sei völlig zerstört worden. Unter den Opfern seien auch Frauen und Kinder, hieß es weiter.

Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Das israelische Militär äußerte sich bisher nicht zu dem Vorfall.

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