Tiroler Bauinnung schlägt Alarm
Die Baukonjunktur bricht zunehmend ein. Die Folgen sind für die Bauwirtschaft, für Wohnungssuchende und Beschäftigte weitreichend. Patrick Weber, Innungsmeister Bau in der WK Tirol, fordert von der Politik rasches und entschlossenes Handeln.
Die Tiroler Bauwirtschaft steht vor einer Krise. „Unsere Konjunkturumfrage zeigt deutliche Einbrüche in der Auftragslage und den Auftragserwartungen. Es sind die schlechtesten Werte seit fünf Jahren“, so Landesinnungsmeister Patrick Weber. Die Branche leidet unter steigenden Lohnkosten, hohen Zinsen und verschärften Kreditbedingungen, was zu weniger Wohnraum, steigenden Preisen und existenziellen Bedrohungen für Bauunternehmen und deren Beschäftigte führt.
Wohnungsknappheit verschärft sich
Im ersten Quartal 2024 wurden so wenige Baugenehmigungen erteilt wie seit 14 Jahren nicht mehr. Zwischen 2010 und 2021 gab es noch rund 2.000 bis 2.400 Genehmigungen pro Jahr. 2023 sank diese Zahl auf 1.200. Die aktuellen Zahlen für 2024 zeigen einen weiteren Rückgang auf weniger als die Hälfte. Patrick Weber warnt: „Was heute nicht geplant wird, kann morgen nicht gebaut werden.“ Diese Entwicklung verstärkt die Wohnungsknappheit und treibt die Preise weiter nach oben. Zudem fehlen bereits jetzt Fachkräfte.
„Nur durch entschlossenes politisches Handeln kann der aktuellen Krisenstimmung in der Bauwirtschaft entgegengewirkt und Wohnraum für die Tirolerinnen und Tiroler wieder erschwinglicher gemacht werden.“
Patrick Weber, Landesinnungsmeister Bau
Wohnbauförderung reformieren
Die Tiroler Bauinnung fordert von der Politik rasches Handeln: Die Schaffung von Wohneigentum soll durch zinsgünstige Kredite erleichtert werden. „Wir brauchen eine Subjektförderung nach Vorarlberger Vorbild oder einen Wohnbaukredit von 200.000 Euro zu 1,5 Prozent Zinsen für alle, die Wohnraum schaffen oder kaufen wollen“, appelliert Patrick Weber an die politischen Entscheidungsträger.
Öffentliche Investitionen vorziehen
Die Gemeinden und die öffentliche Hand müssen dringend geplante Investitionen vorziehen. Vor allem der Bau von Kinderbetreuungseinrichtungen, Schulen, Straßen und Infrastruktur muss so rasch wie möglich vorangetrieben werden. „Der Bund hat mit dem Zukunftsfonds und der Gemeindemilliarde 2,4 Milliarden Euro zur Verfügung gestellt - jetzt muss Tirol handeln“, fordert Patrick Weber.
Bauprozesse beschleunigen
Die Vorlaufzeiten für Bauprojekte in Tirol betragen derzeit mehr als drei Jahre. Diese Prozesse müssen deutlich beschleunigt werden, um der Wohnungsnot zu begegnen. Die Tiroler Bauinnung hat ein 5-Punkte-Programm für leistbares Wohnen erarbeitet, das neben der Verfahrensbeschleunigung und der Straffung der Bauvorschriften auch eine Mehrwertsteuerbefreiung und Zinsbeihilfe für Hauptwohnsitze, die Reduktion von unterirdischen Bauteilen, die Erhöhung der Bebauungsdichte und systematisches Planen und Bauen beinhaltet.