„Diskutieren statt demonstrieren“: Warum der Wintersport immer noch en vogue ist
Klimaproteste überschatteten im Vorjahr den Ski-Weltcup in Gurgl, heuer nahm man sich des Themas im Rahmen einer Diskussion an. Fazit: Alle müssen zusammenhelfen.
Gurgl – Die Bilder aus dem vergangenen Jahr blieben den Gurglern nachhaltig in Erinnerung: Der Klimaschutz-Protest der „Letzten Generation“ führte zur Unterbrechung des Slalom-Weltcups, ein erboster Henrik Kristoffersen schimpfte auf „Idioten“ und musste gebändigt werden.
Wer gestern Lena Öller von der Umweltschutz-Organisation „Protect our Winters“ zuhörte, die im Rahmen einer TT-Diskussion im Gurgler „Carat“ dazu Stellung nahm, entnahm der Stimme der Saalfeldenerin einen anderen Denkansatz: „Es muss etwas passieren, und dafür wird man an vielen Rädern drehen.“ Nachsatz: „Aber es ist nicht unser Ansatz, ein Skirennen zu stören.“
Es waren einige Denkansätze, die sich gestern mit dem Winter der Zukunft beschäftigten. Und dass dieser Winter eine Zukunft hat, davon geht Tourismus-Experte Hubert Siller aus. Ein Winter, von dem Tirol in hohem Maß lebt, wie Karin Seiler (Tirol Werbung) festhält. Schließlich stehen 50.000 Arbeitsplätze unmittelbar damit in Verbindung. Und dass Wintersport nicht mehr en vogue sei, könne man aus Umfragen heraus nicht feststellen: „Acht von zehn Gästen gehen auf die Piste, 84 Prozent betrachten ihren Aufenthalt als Wintersporturlaub.“
Auch das Gerücht, der Wintersport sei österreichweit der größte Energiefresser, könne nicht bestätigt werden: Gerade 0,9 Prozent vom Gesamtvolumen gingen auf Wintertourismus zurück.
Dass es nicht nur um Gäste anderer Bundesländer oder aus dem Ausland geht, hält Thomas Schroll als Verantwortlicher für den Freizeitticket-Verbund fest. Der ehemalige Bob-Olympiasieger verweist auf 62.000 Abnehmer und die Tatsache, dass die vorwiegend Tiroler Käufer „unmittelbar vor der Haustüre“ damit zu leistbaren Konditionen Wintersport betreiben könnten.
Ein Thema, das alle beschäftigt: der ökologische Fußabdruck des Wintersports, wenn es um die Anreise geht. 86 Prozent, weiß Hubert Siller, würden mit dem eigenen Pkw anreisen. „Da muss man den Hebel ansetzen“, weiß Klimaschützerin Öller. Das unterstützt auch Touristikerin Seiler, hält aber fest: „Wir können nur ein Produkt bewerben, das den Ansprüchen genügt.“ Der Ausbau der Zug-Infrastruktur in Deutschland gehöre dazu.