Lage in Teilen der Ukraine prekär

194 Angriffe in 24 Stunden: Russischer Großangriff auf Region Donezk

Nach einem Luftangriff bringen Einsatzkräfte des ukrainischen Notdienstes einen Verletzten in Sicherheit.
© APA/AFP

194 Angriffe der Russen in 24 Stunden – Russland und die Ukraine liefern sich heftige Kämpfe in der Region Donezk. Die Ukraine beschoss indes den besetzten Hafen Berdjansk mit Raketen.

Kiew (Kyjiw) – In der Ostukraine liefern sich vorrückende russische Truppen und ukrainische Verteidiger weiter heftige Kämpfe. Der Generalstab in Kiew nannte am Samstag in seinem Morgenbericht die vergleichsweise hohe Zahl von 194 Angriffen seit Freitag in der Früh: „Der Feind nutzt seine Überlegenheit an Menschen und Material und attackiert pausenlos unsere Stellungen.“ In der russischen Region Kursk hat die Ukraine laut einem Insider über 40 Prozent der eroberten Gebiete wieder geräumt.

Allein am Frontabschnitt Pokrowsk im Gebiet Donezk wurden 44 Angriffe gezählt, hieß es im Bericht des Generalstabs – wobei die Militärangaben nicht im Detail nachprüfbar sind. 36 russische Sturmangriffe gab es demnach bei der extrem gefährdeten Stadt Kurachowe. Südlich davon droht sich Lagekarten zufolge ein Kessel zu bilden, aus dem ein Abzug der ukrainischen Soldaten schwierig werden dürfte.

Der ukrainische Militärblog DeepState verwies auch auf das russische Vordringen bei Welyka Nowosilka im Süden des Gebietes Donezk. Dort verlieren die Ukrainer Gebiete, die sie bei ihrer Sommeroffensive 2023 zurückerobert hatten. Russische Militärblogs berichten von einem weiteren Vordringen ihrer Truppen in der Bergbaustadt Torezk.

Auch Lage in Kursk prekär

Über 40 Prozent der ursprünglich dort eroberten russischen Gebiete in der Region Kursk haben die ukrainischen Truppen wieder geräumt, sagte ein Mitglied des ukrainischen Generalstabes der Nachrichtenagentur Reuters. „Wir haben anfangs 1.376 Quadratkilometer kontrolliert, jetzt ist dieses Gebiet natürlich kleiner. Der Feind verstärkt seine Gegenangriffe“, sagte der Militär.

„Jetzt kontrollieren wir etwa 800 Quadratkilometer. Wir werden dieses Gebiet so lange halten, wie es militärisch sinnvoll ist.“ Die Kursker Offensive war die erste Bodeninvasion einer ausländischen Macht in Russland seit dem Zweiten Weltkrieg und traf die russische Armee unvorbereitet.

Mit dem Vorstoß wollte die Regierung in Kiew die russischen Angriffe in der Ost- und Nordostukraine aufhalten. Russland sollte gezwungen werden, seine im Osten der Ukraine vorrückenden Truppen zurückzuziehen. Die langsam dort vorstoßende russische Offensive konnte jedoch bisher nicht gestoppt werden.

Für Russland kämpfende Nordkoreaner

Das Mitglied des ukrainischen Generalstabs bestätigte, dass etwa 11.000 nordkoreanische Soldaten zur Unterstützung Russlands in der Region Kursk eingetroffen seien. Ein Großteil der nordkoreanischen Soldaten müsse jedoch erst noch seine Ausbildung abschließen. Das russische Verteidigungsministerium nahm zu den Darstellungen zunächst nicht Stellung.

Der ukrainische Spitzenmilitär erklärte weiter, um Kurachowe in der Ostukraine drohe die größte Bedrohung. Dort würden russische Streitkräfte täglich 200 bis 300 Meter vorrücken. Die Stadt Kurachowe ist ein Sprungbrett in Richtung des wichtigen logistischen Knotenpunkts Pokrowsk in der Region Donezk. Insgesamt verfügt Russland nach Angaben des ukrainischen Generalstabs derzeit über rund 575.000 Soldaten, die in der Ukraine kämpfen, und strebt eine Aufstockung seiner Streitkräfte auf etwa 690.000 an.

Ukrainischer Raketenangriff auf besetzten Hafen Berdjansk

Die Ukraine wiederum beschoss den Hafen der russisch besetzten Stadt Berdjansk am Asowschen Meer mit einer Lenkrakete. Das teilte der Leiter der regionalen Besatzungsverwaltung, Jewgeni Balizki, mit. „Keine Verletzten. Die Brandherde, die der Einschlag verursacht hatte, wurden gelöscht“, schrieb er auf Telegram. Die Arbeit des Hafens sei nicht beeinträchtigt worden. Diese Angaben waren nicht überprüfbar.

Ukrainische Telegram-Kanäle berichteten, in der Hafenstadt sei am Freitagabend kurz vor Mitternacht eine laute Explosion zu hören gewesen. Berdjansk war nach Mariupol der zweitwichtigste Hafen der Ukraine am Asowschen Meer, einem Nebenmeer des Schwarzen Meeres. (APA, dpa, Reuters)

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