Perfekte Premiere mit Rekordsieg für Sturm-Coach Säumel
Perfekter hätte die Premiere von Jürgen Säumel als Interimstrainer von Sturm Graz in der Fußball-Bundesliga nicht ablaufen können. Mit den eigenen Fans in einem vollen Haus feierte der Meister am Samstag einen Rekordsieg und den Ausbau der Tabellenführung. Das 7:0 (4:0) gegen Austria Klagenfurt war eine geglückte Generalprobe für das Champions-League-Match am Mittwoch (18.45 Uhr) gegen Girona, aber auch eine Bewerbung von Säumel für ein längerfristiges Engagement.
"Es war insgesamt eine sensationelle Mannschaftsleistung. Es machte Spaß und Freude, der Mannschaft zuzuschauen", sagte Säumel nach seinem Debüt, mit dem die Grazer ihren Bundesliga-Rekordsieg einstellten. Es war ein krönender Abschluss von acht turbulenten Tagen. Der 40-Jährige, als ehemaliger Kapitän ein Urgestein der Blackys, war am Freitag der Vorwoche vom Zweierteam aufgestiegen, als Erfolgstrainer Ilzer dem Ruf von Hoffenheim folgte.
Am Donnerstag wurde Michael Parensen als neuer Sportchef präsentiert, daneben arbeitete Säumel aufgrund vieler Länderspielabstellungen mit einem Rumpfkader an seinen Spielideen für die anstehenden fünf Partien. "Es war keine einfache Woche, da sind klare Abläufe sehr wichtig", erklärte er.
"Im Mittelpunkt steht die Mannschaft und der Erfolg der Mannschaft", betonte der Interimscoach nicht zum ersten Mal, auch wenn er weiß, dass viele Augen auf ihn gerichtet sind. Das eine Monat bis zur Winterpause sieht er daher auch als Chance für sich. "Ich habe im Vorfeld klar gesagt, dass ich mich für höhere Aufgaben empfehlen möchte", sagte Säumel im Sky-Interview vor dem Spiel. Wie das aussieht, verfolgte Parensen auf der Tribüne entspannt.
Sturm brillierte mit Spielfreude und Effizienz, Mika Biereth stach mit zwei Treffern und drei Torvorbereitungen noch heraus. "Wir waren in der ersten Halbzeit sehr effizient, sechs Torschüsse, vier Tore. Wir wissen aber schon, dass es mit den Ergebnissen nicht so weitergehen wird. Es gibt schon noch Dinge zu verbessern, wie im Spiel gegen den Ball", erklärte Säumel.
Viel Zeit für Training gibt es nicht für ihn und das Team, steht doch eine englische Woche auf dem Programm. "Die Mannschaft muss fit und spritzig bleiben", betonte er daher. Der Kader dafür wurde größer. Manprit Sarkaria, der nach der ersten Runde unter Ilzer keine Berücksichtigung mehr fand, war am Samstag im Kader.
Zudem gab Kapitän Gregory Wüthrich nach zwei Monaten Verletzungspause sein Comeback und freute sich in mehrfacher Hinsicht. "Das ist ein Wahnsinnstag. Ich bin sehr glücklich über den Sieg, und wieder dabei zu sein. Ich bin noch nicht bei 100 Prozent, aber es wird mit jedem Training besser", sagte der Schweizer, der sich im ersten Champions-League-Spiel nach wenigen Minuten verletzt hatte. Für Mittwoch soll dann auch Stürmer Erencan Yardimi fit werden.
Bei Klagenfurt ist dagegen viel aufzuarbeiten, nachdem die Austria zum zweiten Mal in der Clubgeschichte mit sieben Toren Differenz verlor (1:8 gegen Rapid im August 1986). Die Spieler fanden klare Worte. "Das war ein kollektives Blackout. Wir haben Sturm mit Fehlpässen zu Toren eingeladen wir haben keine Zweikämpfe gewonnen, so gewinnst du kein Bundesligaspiel", ärgerte sich Tobias Koch. Der mit Adduktorenproblemen ausgeschiedene Kosmas Gkezos meinte: "Der schlechteste Tag, seitdem ich in Klagenfurt bin. So eine Niederlage tut weh, es ist ein Tag zum Vergessen".
"Der Gegner hat es uns in allen Belangen vorgezeigt, da darfst du dich nicht wundern, wenn du mit einer Klatsche heimfährst. Wir waren im Fußball-ABC heute zu grün", meinte Trainer Peter Pacult, der in der Pause ruhig geblieben war. "Der Höhepunkt wird morgen kommen, da wird alles rauskommen. Es gilt alles aufzuarbeiten", meinte er aber. Dabei ist auch Fingerspitzengefühl gefragt. "Der eine verarbeitet so eine Niederlage schneller, der andere langsamer, es gilt auch die Mannschaft aufzurichten. Wir haben am Sonntag das nächste Heimspiel (gegen WSG Tirol), das müssen wir anders bestreiten", sagte Pacult.