Vorsorge in Tirol – Warum jetzt der richtige Zeitpunkt ist
Walter Peer, Landesdirektor der Wiener Städtischen Versicherung in Tirol spricht darüber, warum die private Vorsorge heute wichtiger ist als je zuvor – und wie Tiroler:innen sich auch mit kleinen Beträgen für die Zukunft absichern können.
Herr Peer, über das Pensionssystem wird seit Jahren diskutiert. Wie schätzen Sie die Lage ein?
Walter Peer: Die Situation ist ernst. Österreichische Männer gehen im Schnitt mit 62, Frauen mit 60 Jahren in Pension. Vor 50 Jahren war das Pensionsantrittsalter ähnlich hoch, doch damals war die Lebenserwartung deutlich niedriger. Heute leben Menschen im Durchschnitt über 20 Jahre länger und diese Zeit verbringen sie in der Pension, das muss finanziert werden. Schon heute braucht es jeden 4. Steuer-Euro, um das Pensionssystem zu stützen. Ohne weitere Steuerreform wird das langfristig nicht leistbar sein. Die Babyboomer-Generation geht die kommenden Jahre ebenfalls in Pension, womit unseres Pensionssystem weiter unter Druck gerät.
Warum ist die Teilzeitfalle speziell für Frauen so problematisch?
Peer: In Tirol arbeiten mehr als die Hälfte der Frauen in Teilzeit, meist, weil sie Familie und Beruf nur so unter einen Hut bringen. Aber die „Teilzeitfalle“ schnappt erst im Alter zu. Im Erwerbsleben ist der Netto-Einkommensunterschied oft nicht so hoch, doch die Pension wird auf Basis des Bruttogehalts berechnet. Fehlende Beitragszeiten können so in der Pension zu Lücken von 25 bis 30 Prozent führen – und dann ist es zu spät, diese finanzielle Lücke zu schließen. Besonders besorgniserregend: In Österreich sind Frauen im Alter dreimal so oft von Armut betroffen wie Männer.
Warum ist gerade jetzt der richtige Zeitpunkt für die private Altersvorsorge?
Peer: Die aktuellen Rahmenbedingungen machen den Zeitpunkt ideal für den Einstieg in die private Vorsorge. Denn mit der Zinswende hat sich eine entscheidende Chance eröffnet: Erstmals seit Jahren bringen klassische Sparformen wieder Zinsen, wodurch auch die private Pensionsvorsorge noch deutlich attraktiver wird. Grundlegend wichtig ist dabei: Je früher man mit einer ergänzenden privaten Vorsorge beginnt, desto besser sind die Chancen auf ein finanziell sorgenfreies Leben im Alter.
Was raten Sie den jungen Tiroler:innen?
Peer: Ich sage immer: Vorsorge ist ein Marathon, kein Sprint. Die demografische Entwicklung trifft uns alle, und je früher jemand mit seiner Altersvorsorge startet, desto sorgenfreier kann er in die Zukunft blicken. Ein einfacher Tipp: Bereits die Eltern und Großeltern sollten für ihre Kinder oder Enkelkinder mit einer finanziellen Vorsorge starten. Das schafft früh Sicherheit und die Gewissheit, für den Nachwuchs eine finanzielle Basis für später gelegt zu haben.