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Explosion im Kosovo beschädigt Kanal zu Kraftwerksversorgung

Ministerpräsident Kurti gibt Serben die Schuld
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Bei einer Explosion im stark serbisch besiedelten Norden des Kosovo ist am Freitagabend ein Kanal beschädigt worden, der zwei Kohlekraftwerke des Landes mit Wasser versorgt. Verletzte gab es keine, die Ursache der Explosionwar unklar. Kosovos Ministerpräsident Albin Kurti beschuldigte serbische Banden des Angriffs, ohne jedoch Beweise zu liefern. Serbiens Präsident Aleksandar Vučić bezeichnete die Anschuldigungen umgehend als unbegründet, "voreilig und ohne Beweise".

Es habe sich um einen 15 bis 20 Kilo schweren Sprengsatz gehandelt, der durch einen mechanischen Zünder mit langsam brennendem Docht aktiviert worden sei, teilte die Polizei mit. Acht Tatverdächtige wurden festgenommen, Waffen, Munition und weitere Militärausrüstung wurden nach Razzien beschlagnahmt. Die Kraftwerke können inzwischen wieder arbeiten, da an der beschädigten Stelle Rohre verlegt wurden, berichteten Medien.

Der EU-Botschafter für den Kosovo, Aivo Orav, verurteilte die Tat. Die Partei der ethnischen Serben des Kosovo, Srpska Lista, verurteilte die Beschädigung des Kanals und verlangte eine Untersuchung durch die NATO-geführte Friedenstruppe KFOR und die EU-Rechtsstaatsmission EULEX.

Kurti erhob schwere Vorwürfe gegen Vučić. Er unterstütze die hinter der Tat stehenden kriminellen Strukturen. Es gebe von serbischer Seite "das Interesse, die Bereitschaft und die Fähigkeit, solche Angriffe und Schäden anzurichten", wofür auch der Einsatz großer Sprengstoffmengen im aktuellen Fall spreche.

Kurti verwies auch auf Milan Radoičić den kosovo-serbischen Geschäftsmann, der sich zur Urheberschaft eines schweren Zwischenfalls vom September 2023 bekannt hatte. Damals hatte ein 30-köpfiger, schwer bewaffneter serbischer Kommandotrupp im nordkosovarischen Banjska bei Mitrovica Stellung bezogen und sich Kämpfe mit der kosovarischen Polizei geliefert. Radoičić flüchtete nach Serbien und wurde dort nicht strafrechtlich zur Verantwortung gezogen.

Serbiens Präsident Vučić erklärte, Kurtis Aussagen seien verantwortungslos. Sie würden den Frieden und Stabilität in der Region gefährden. Er verlangte eine unparteiische Untersuchung unter Beteiligung der internationalen Partner.

Im Ort Zubin Potok nahe der Explosion führte Kosovos Polizei eine Großrazzia durch. Auch im Ort Zvecan wurde die Polizeipräsenz verstärkt, nachdem Unbekannte dort die Polizeistation und ein Gemeindegebäude mit Handgranaten angegriffen hatten. Medien berichteten über mehrere Festnahmen.

Lokale Medien zeigten Bilder von zerstörten Teilen des Kanals und von einer starken Polizeipräsenz am Ort. Faruk Mujka, der Leiter der zuständigen Wasserbehörde, sagte, ein Sprengsatz sei in den Kanal geworfen worden und habe die Wand einer Brücke beschädigt. Nach vorangegangenen Anschlägen mit Handgranaten auf eine Polizeistation und ein Gemeindegebäude im zumeist von ethnischen Serben bewohnten Norden des Landes hatte die Polizei am Freitag verstärkte Sicherheitsvorkehrungen angekündigt. Ob die Vorfälle in Zusammenhang stehen, ist jedoch nicht klar.

Zwischen Kosovo und dem Nachbarn Serbien gibt es immer wieder Streit. Kosovo hatte 2008 seine Unabhängigkeit von Serbien erklärt. Das wird weder von der Regierung in Belgrad noch von der serbischen Minderheit im Kosovo anerkannt. Über 90 Prozent der Bevölkerung des Kosovo sind ethnische Albaner. Im Norden des Landes stellen allerdings die Serben die Mehrheit. Überfälle sorgen immer wieder für Spannungen zwischen den Nachbarn. Beide wollen in die EU.

Der ÖVP-Europaabgeordnete Lukas Mandl verlangte eine internationale Untersuchung zur Aufklärung. Er forderte die Bürger des Kosovo auf, sich nicht provozieren zu lassen. "Teils wird sogar das Existenzrecht des jüngsten Staats Europas in Frage gestellt. Hier müssen die EU und die USA für Klarheit sorgen."

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