Förster im Trentino erschoss als gefährlich eingestuften Bären
Trient – In der Nacht auf Sonntag haben Trentiner Förster einen unter dem Code M91 bekannten sogenannten Problembären erschossen. Am vergangenen Freitag hatte der Trentiner Landeshauptmann ein Dekret zur Tötung des Bären zum "Schutz der öffentlichen Sicherheit und Ordnung" unterzeichnet. M91 war im Frühjahr einer Person gefolgt und hatte sich im Sommer und Herbst wiederholt in Wohngebiete oder in die Nähe von Häusern begeben. Das Tier war als gefährlich eingestuft worden.
Das italienische Institut für Umweltschutz und Forschung (Ispra) hatte der Tötung des Exemplars zugestimmt. Die Tötung des Bären wurde von Tierschützern scharf kritisiert. "Dies ist ein weiterer Beweis für die Besessenheit der Politiker des Trentino gegenüber den Bären. Für diejenigen, die Tiere lieben und ihr Leben damit verbringen, sie zu verteidigen, und für die große Mehrheit der Italiener, die gegen ihre Tötung sind, ist das alles inakzeptabel", kommentierte Michela Vittoria Brambilla, Präsidentin der Italienischen Liga zum Schutz der Tiere und der Umwelt.
Tierschützer kritisieren "inakzeptables Prozedere"
Brambilla kritisierte, dass der Trentiner Landeshauptmann nur wenige Stunden nach dem Erlass des Todesurteils den Bären "geschlachtet" habe, um zu verhindern, dass die Tierschutzverbände Einspruch erheben können. "Dies ist ein inakzeptables Prozedere, das ein für alle Mal beendet werden muss", kritisierte Brambilla, die auch Parlamentarierin in Rom ist.
Seit der Rückkehr des Bären ins Trentino mit dem Projekt "Life Ursus" gab es mehrere Angriffe auf Menschen. Das Trentino hatte zuletzt einen Gesetzesentwurf gebilligt, mit dem die Population der Bären eingedämmt werden soll. Der Entwurf sieht die Möglichkeit vor, bis zu acht Tiere pro Jahr zu töten. Laut jüngsten Schätzungen beläuft sich die Zahl der Bären in dem Gebiet auf mehr als 100.
Tierschützer fordern immer wieder, Menschen für die wilden Tiere zu sensibilisieren oder Wildtierkorridore einzurichten. Italiens Umweltminister Gilberto Pichetto Fratin hatte sich kürzlich für eine Sterilisierungskampagne für Bären ausgesprochen.
Volksbefragung läuft bis 7. Dezember
Eine Volksbefragung über Bären und Wölfe hat am vergangenen Montag in den Gemeinden des Tals Valle di Non begonnen. Sie wird bis zum 7. Dezember dauern. Die Volksbefragung wurde auf Initiative des Komitees "Insieme per Andrea Papi" (Gemeinsam für Andrea Papi) gestartet, berichteten lokale Medien. Papi war jener Jogger, der am 5. April 2023 in den Wäldern in der Nähe seines Hauses im Trentiner Caldes von dem Bären "Jj4" tödlich verletzt wurde.
Die Frage auf dem Stimmzettel lautet nun: "Sind Sie der Meinung, dass die Anwesenheit von großen Raubtieren wie Bären und Wölfen in dicht besiedelten Gebieten eine ernsthafte Gefahr für die öffentliche Sicherheit darstellt und der Wirtschaft sowie der Erhaltung der lokalen Bräuche und Traditionen schadet?" Das Ergebnis der Volksbefragung ist nicht bindend. (APA)