Kultur Österreich

Volksoper: Nestroy-Siegerin Julia Edtmeier "Im weißen Rössl"

Nestroy-Preisträgerin Julia Edtmeier
© APA

Julia Edtmeier. Als dieser Name vor zehn Tagen bei der Nestroy-Gala fiel, ging ein Raunen durch den Saal und war kurz darauf bei der Übernahme der Trophäe für die "Beste Schauspielerin des Jahres" ein Jauchzen zu hören. "Was da aus mir rauskam, war wirklich pur", strahlt die Ausgezeichnete bei der Erinnerung an den Überraschungsmoment der Preisverleihung im Volkstheater. In der Volksoper dagegen probt sie derzeit die Operette "Im weißen Rössl". Premiere ist am Samstag.

Viele hatten aufgrund der Nominierungsliste auf Burg-Star Birgit Minichmayr getippt. "Ich bin ein großer Fan von ihr. Sie ist natürlich die allerbeste Schauspielerin. Aber ich hatte das Gefühl, sie freut sich mit mir", sagt Edtmeier über ihre 13 Jahre ältere Kollegin, die wie sie in Linz geboren wurde. Dass sie für ihren Mozart in "Amadeus", eine Koproduktion des von ihr mitbegründeten Bronski & Grünberg Theaters mit dem Volkstheater in den Außenbezirken, ausgezeichnet wurde, freut die Schauspielerin, die vor ihrer Sprechtheater- eine Tanzausbildung absolvierte, besonders: "Da ist viel von dem zusammengekommen, was mir wichtig ist."

Dazu zählen vor allem Kolleginnen, Kollegen und Konzept vom Bronski & Grünberg, dem kleinen ehemaligen International Theater in Wien-Alsergrund, das sie 2016 gemeinsam mit anderen als freche Boulevard-Bühne mit dem Anspruch, klassische Stoffe neu und unterhaltsam zu interpretieren, gegründet hat. "Ich war so jung und wusste gar nicht so recht, was das bedeutet. Ich hatte einfach Lust, einen Ort mitzukreieren, bei dem man machen kann, was einem Spaß macht und was einem inhaltlich wichtig ist. Das Wichtigste ist das Nicht-Müssen. Wir müssen niemandem gerecht werden. Die Grundlage ist unser eigener Humor, das, was wir lustig finden."

Viel von diesem "Mindset" (Edtmeier), das sich auch zum Exportschlager an etablierte Bühnen entwickelt hat, könne sie nun auch im "Weißen Rössl" einbringen, freut sich die Schauspielerin im Gespräch mit der APA. Die Operette von Ralph Benatzky ist einem breiten Publikum vor allem durch die Verfilmung mit Waltraut Haas und Peter Alexander aus dem Jahr 1960 bekannt, die einen eher simplen Humor inklusive aller Deutsche- und Österreicher-Klischees bedient. "Ich gebe zu, ich bin ein Peter Alexander-Fan und glaube, man muss diesen Humor aus der damaligen Zeit interpretieren. Ich bin gegen das Verteufeln und die Moralkeule. Auch im Bronski & Grünberg spielen wir humorvoll mit Klischees."

Regisseur Jan Philipp Gloger versuche einen zeitgemäßen Operetten-Realismus zu etablieren und nicht einfach dem Bewährten einen neuen Anstrich zu verpassen, erzählt sie von den Proben. Das inkludiere auch, dass sich das von ihr gespielte Klärchen, im Film mit ihrem fürchterlichen Lispeln eine sichere Lachnummer, an der Volksoper anders auszeichnen dürfe und mit dem von ihr angehimmelten Sigismund Sülzheimer auch zusätzliche Szenen zugestanden bekomme. Die Frage, die ihre Figur in einem überaus publikumswirksamen Lied stelle, könne freilich auch die Neuinszenierung nicht beantworten, lacht Edtmeier: "Was kann der Sigismund dafür, dass er so schön ist?"

Eine andere Frage beantwortet sie allerdings ohne zu zögern: Wie ist es, mit Harald Schmidt zu proben, der Klärchens Vater spielt, den schwäbischen Professor Hinzelmann? "Er ist ein sehr entspannter, sympathischer Kollege - und ein Schauspieler, der Pointen sehr genau zu setzen weiß."

Julia Edtmeier ist auch in Film und Fernsehen gut beschäftigt. Gerade hat sie die zweite Staffel der ORF-Serie "Alles finster" abgedreht und freut sich auf kommende Aufgaben. Diese finden sich in den kommenden Monaten jedoch vor allem am Bronski & Grünberg. Dort wird sie im Februar mit dem von Ruth Brauer-Kvam inszenierten "Eurobronski Song Contest" Premiere haben und ab April mit einer "Romeo und Julia"-Koproduktion die Volkstheater-Bezirkstournee absolvieren. Auch, was sie zu Silvester machen wird, weiß sie bereits genau: als Ida zwei "Fledermaus"-Vorstellungen in der Volksoper spielen. Doch auch wer zu Hause bleibt, kann Edtmeier beim Spielen zusehen: ORF 2 sendet an diesem Tag ab 15 Uhr eine Aufzeichnung von "Im weißen Rössl".

Jan Philipp Gloger übernimmt in der kommenden Saison bekanntlich das Volkstheater. Über sein kommendes Ensemble ist noch nichts bekannt. Könnte sich Julia Edtmeier vorstellen, fix an ein großes Haus zu wechseln? "Vorstellen kann ich mir vieles. Fürs Bronski & Grünberg muss aber auch künftig genügend Platz bleiben."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)