Kultur Österreich

Klangmeister und Stilleliebhaber: Beat Furrer ist 70

Beat Furrer feiert heute seinen 70. Geburtstag
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Beat Furrer lebt gerne am Strom. Geboren im schweizerischen Schaffhausen mit seinem berühmten Rheinfall, lebt der Komponist nun lange in Klosterneuburg an der Donau. Der stete Fluss, das Wechselspiel aus Stille und anschwellendem Klang, mag es dem Tonsetzer angetan haben, der heute zu den höchstdekorierten Vertretern seiner Zunft zählt. Am heutigen Freitag feiert der gebürtige Schweizer, der als Wahlösterreicher zu Erfolg kam, seinen 70. Geburtstag.

So hat sich Beat Furrer lange schon im Kanon der Neuen Musik etabliert - nicht zuletzt, weil er 1985 gemeinsam mit Viktor Liberda das Klangforum Wien gründete, dem er bis heute eng verbunden ist. Vor allem aber, weil Furrer mit seinen anspruchsvollen Übersetzungsprozessen von Sprache in Musik, von Bedeutung in Klang, von Innehalten und Stillemomenten in dramatische Wendepunkte, ein Œuvre geschaffen hat, das "von geradezu suggestiver Kraft ist", wie es die Jury des Siemens-Preises umriss, die Furrer 2018 die mit 250.000 Euro dotierte Ehrung zusprach.

Geboren wurde Beat Furrer am 6. Dezember 1954 im Schweizer Grenzort Schaffhausen. Nach der Übersiedlung nach Wien 1975 studierte er an der Musikhochschule bei Roman Haubenstock-Ramati Komposition und absolvierte daneben Dirigierkurse bei Otmar Suitner. Das Klangforum gründete er nicht zuletzt als Reaktion auf unbefriedigende Aufführungsbedingungen und führte das Ensemble in seiner Zeit als künstlerischer Leiter und Dirigent bis 1992 zu Weltruhm.

Der ereilte alsbald auch seine Kompositionen. Im Auftrag der Wiener Staatsoper schrieb er 1989 seine erste Oper "Die Blinden", seine zweite, "Narcissus", wurde 1994 beim steirischen herbst an der Oper Graz uraufgeführt. Es folgten zahlreiche weitere, zuletzt 2019 an der Staatsoper Unter den Linden in Berlin "Violetter Schnee" mit einem Libretto von Händl Klaus. Und kommendes Jahr steht bereits das nächste Musiktheaterwerk zur Uraufführung an, wenn am 23. März "Das große Feuer" an der Zürcher Oper am Plan steht, inszeniert von Tatjana Gürbaca und unter dem Dirigat von Furrer höchstpersönlich.

Dass auch bei "Das große Feuer" mit Thomas Stangl ein großer Literat für das Libretto verantwortlich zeichnete, ist kein Einzelfall, sondern geradezu Wesenskern im Schaffen von Furrer. Anspruchsvolle Texte sind in seinen Werken von großer Bedeutung, werden dabei oftmals in Vokale, Silben zerlegt, bis die Sprache selbst nicht mehr auszumachen ist. Bei Ingeborg Bachmann im bejubelten "Wüstenbuch" ebenso wie bei Ovid in "Narcissus" oder Leonardo da Vinci im A-cappella-Zyklus "Enigma". Es geht Furrer darum, Klang neu erlebbar zu machen, die Sprache zu transformieren. Zugleich liebt der Tonschöpfer als passionierter Freund des Gesäuses die Stille.

Und auf diesem Weg folgt ihm das Publikum. So war Beat Furrer, der 2014 den Großen Österreichischen Staatspreis erhielt, etwa 1996 in Luzern Composer in Residence. Wien Modern 2005 und die Salzburger Festspiele 2018 widmeten ihm Schwerpunkte. Seinen Vorlass übergab Furrer heuer an das "Archiv der Zeitgenossen", das an der Universität für Weiterbildung Krems angesiedelt ist.