Syrische Großstadt Homs fällt laut Aktivisten an Rebellen
In Syrien ist Homs laut Beobachtern an die islamistischen Rebellen gefallen. Die Regierungstruppen zogen sich demnach am Samstag aus der strategisch wichtigen Großstadt zurück. Das syrische Verteidigungsministerium dementierte umgehend. "Die Lage ist sicher und stabil. Unsere Streitkräfte sind rund um die Stadt auf soliden Verteidigungslinien positioniert." Die drittgrößte Stadt des Landes liegt zwischen Aleppo im Norden und der Hauptstadt Damaskus im Süden.
Der Leiter der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte (Syrian Observatory for Human Rights/SOHR), Rami Abdel-Rahman, erklärte hingegen, die Sicherheitskräfte und die Armee hätten ihre Stellungen in Homs verlassen. Die SOHR ist in Großbritannien ansässig und stützt sich auf ein Informantennetzwerk in Syrien. Ihre Angaben sind schwer überprüfbar.
Außerdem liegt sie an einer strategisch wichtigen Position zwischen den Hochburgen der Regierung von Präsident Bashar al-Assad an der Küste und Damaskus. Für Assad dürfte es damit zunehmend schwierig werden, das Blatt noch einmal zu werden.
Beobachter bezeichneten eine Übernahme von Homs bereits im Vorfeld als wahrscheinlichen Wendepunkt in den Kämpfen zwischen der Rebellen-Allianz unter der Führung der islamistischen Gruppe Hayat Tahrir al-Sham (HTS) und Regierungstruppen von Präsident Bashar al-Assad. "Wer die Schlacht um Homs gewinnt, wird Syrien regieren", sagte Abdel-Rahman im dpa-Gespräch.
Syriens Küstengebiete um die Städte Latakia und Tartus gelten als Hochburgen der Regierungstruppen. Bei Tartus liegt auch eine Basis der syrischen Marine. Sie beherbergt einen Stützpunkt der russischen Armee. Russland ist neben dem Iran Syriens engster staatlicher Verbündeter und unterstützt den Kampf Assads vor allem aus der Luft.
Der blitzartige Vormarsch der Rebellen in Syrien deutet darauf hin, dass die syrische Regierung um Assad innerhalb der nächsten Woche stürzen könnte. Das sagten auch Regierungskreise aus den USA und anderer westlicher Länder Reuters Samstagabend.
Die Rebellen in befreiten nach eigenen Angaben mehr als 3500 Insassen des Militärgefängnisses von Homs. Ihr nächste Ziel ist die Hauptstadt Damaskus. Lokale Oppositionskräfte haben sich schon jetzt in der Umgebung mobilisiert. Bewohner in Damaskus fürchten sich Berichten zufolge vor einem Eintreffen der Rebellen. Viele Familien aus dem Umfeld des syrischen Präsidenten Assad hätten bereits ihre Häuser verlassen und seien in den Libanon gereist, hieß es aus gut informierten Kreisen der Hauptstadt. Die Regierung dementierte zwar Berichte, wonach Assad die Hauptstadt bereits verlassen haben soll. Doch Glauben wollten dem viele nicht mehr schenken.
Fünf arabische Länder sowie Iran, die Türkei und Russland schreiben in einer gemeinsamen Erklärung, es sei eine politische Lösung erforderlich, um die Militäroperationen in Syrien zu beenden und die Zivilbevölkerung zu schützen. Die Krise sei eine Bedrohung für die regionale und internationale Sicherheit, heißt es zudem in der Erklärung, die von den Außenministern der Länder nach einem Treffen in Doha veröffentlicht wird. Neben dem Iran, der Türkei und Russland gehören Katar, Saudi-Arabien, Jordanien, Ägypten und der Irak zu den Unterzeichnern.