Wie das Europäische Forum Alpbach näher zu den Menschen rücken will
Othmar Karas, ehemaliger erster Vizepräsident des Europäischen Parlaments, ist seit Oktober mit der Präsidentschaft des Europäischen Forum Alpbach betraut. Bereits jetzt zeigt er sich voller Tatendrang.
Wie die Europäische Union ist für Othmar Karas auch die Form des Europäischen Forum Alpbach nie abgeschlossen. Es gehe daher nicht darum, Dinge zu ändern, sondern sie weiterzuentwickeln, sagt er. Visionen, neue Ideen und Ansätze habe er dafür so einige.
Allen voran die Positionierung. Dass das Forum in den vergangenen Jahren an Relevanz verloren habe, sieht der Niederösterreicher zwar nicht, er beteuert aber dennoch seine Absicht, die Veranstaltung wieder präsenter zu machen – auch in Tirol.
Aus diesem Grund möchte er noch mehr Austausch und alle einbeziehen. Ergebnisse, die in Alpbach erzielt würden, sollten nicht isoliert bleiben, sondern müssten es auch in die Welt hinausschaffen. Karas will deshalb den „interdisziplinären Diskurs, der in Alpbach einzigartig ist“, das ganze Jahr über fortführen.
„Diesen Schatz“ stärker in der Region verankern
Karas hebt die Vielfalt an Themen hervor, die in Alpbach behandelt werden, und sieht auch keinen Konflikt zwischen dem Traditionstag und den Themen des Forums. Für ihn sei ein Spannungsfeld sogar etwas Positives. Europa und so auch das Forum würden vom Dialog und von den Unterschieden der Regionen leben.
Karas sucht auch deshalb gemeinsam mit dem Land Tirol und Landeshauptmann Anton Mattle einen Weg, das „Juwel Forum Alpbach“ noch stärker in der Region zu verankern. „Tirol sollte froh sein, diesen Schatz Europäisches Forum Alpbach zu haben“, sagt Karas.
Den Ort Alpbach im Namen der Veranstaltung zu tragen, sei einzigartig und habe einen unschätzbaren Werbewert. „Überall, wo das Europäische Forum Alpbach auftritt, sind zugleich Alpbach und Tirol präsent.“ Und das Interesse an Alpbach sei weltweit nach wie vor groß.
Alle sind eingeladen
Und die Themen, die hier behandelt würden, seien ja auch für die Tirolerinnen und Tiroler relevant. Energiepreise, die Migration, Krieg und Frieden oder auch die Frage, wie sich Europa in der geopolitischen Welt aufstelle, nennt er als Beispiele.
Zur Teilnahme eingeladen seien alle – unabhängig von Herkunft, Religion oder Einstellung. „Denn alle Bürgerinnen und Bürger sind Bürger Europas“. Das Forum sei eine „Ideenwerkstatt“ und eine Veranstaltung, wo Dialogbereitschaft und Dialogfähigkeit gelebt würden. Es gehe darum, Komplexität aufzulösen und Zusammenhänge darzustellen. Diesbezüglich wünscht sich Karas auch mehr Beteiligung von Tiroler Unternehmen.
Selbst wenn man nicht zu Ergebnissen komme, so ergäben sich möglicherweise neue Fragestellungen und man könne voneinander lernen. „Dann ist das Europäische Forum genau die Antwort auf das, was uns abgeht.“
„Europa zwischen den Blöcken“
Vom 5. bis 7. Dezember 2024 treffen sich internationale Experten und Entscheidungsträger in Lech am Arlberg für eine Standortbestimmung. Ein Fokus liegt auf den Folgen der amerikanischen Wahlen für die weltpolitische Situation – wobei die Perspektive „Trump 2.0“ im Weißen Haus fundamentale Veränderungen für Europa und die Nato mit sich bringen kann. Dies wirkt sich auch direkt auf den Krieg in der Ukraine aus: Ohne Hilfe aus den USA droht Kiew eine Niederlage. Und will sich Europa diesem Szenario überhaupt resolut entgegenstellen?
Berichterstattung im Rahmen der Medienakademie
Die internationale Medienakademie zählt seit Jahren zum festen Bestandteil des Mediengipfels in Lech am Arlberg. Nachwuchsjournalist:innen aus Österreich, Deutschland und der Schweiz bekommen hier die Möglichkeit, wertvolle Praxiserfahrungen unter Echtzeitbedingungen zu sammeln. Die Teilnehmer:innen begleiten den Europäischen Mediengipfel vor Ort und berichten mehrere Tage live von den Diskussionsrunden.