Umsturz in Syrien

Rebellen-Anführer Bashir zum Chef der Übergangsregierung in Syrien ernannt

Mohammed al-Bashir, der bisherige Chef der Rebellenregierung in der Aufständischen-Hochburg Idlib
© OMAR HAJ KADOUR

Damaskus – In Syrien wird der bisherige Chef der Rebellenregierung in der Aufständischen-Hochburg Idlib, Mohammed al-Bashir, nach eigenen Angaben Chef einer Übergangsregierung. Er sei zum Interimsregierungschef ernannt worden und solle diese Übergangsregierung bis zum 1. März 2025 leiten, teilte Bashir am Dienstag in einer TV-Ansprache mit. Berichten zufolge studierte der Politiker Elektronikingenieurwesen und islamisches Recht. Er ist Anfang 40.

Unterdessen empfahl die Führung der syrischen Rebellen Insidern zufolge ihren Kämpfern den Abzug aus den Städten. Im Gegenzug sei die Stationierung von Polizeieinheiten sowie internen Sicherheitskräften angeordnet worden, die mit der führenden Rebellengruppe, der islamistischen Hayat Tahrir al-Sham (HTS), verbunden seien, verlautete von zwei Personen aus dem Umfeld der Rebellen.

In Damaskus kehrt ein wenig Normalität ein

In Syriens Hauptstadt kehrt indes allmählich wieder etwas Alltag ein. Anrainer eines Viertels im Westen der Stadt berichteten der Deutschen Presse-Agentur, dass einige Restaurants und Geschäfte dort wieder geöffnet hätten. Demnach sind auch einige Menschen auf den Märkten der Stadt unterwegs.

"In den vergangenen zwei Tagen hatten Ladenbesitzer Angst, angegriffen und ausgeraubt zu werden", sagte Adnan Issa, der in einem Geschäft in Damaskus arbeitet, der dpa. Inzwischen seien Mitglieder der Rebellenfraktionen zusammen mit der Polizei auf den Straßen unterwegs. Die Patrouillen beruhigten die Menschen, ist der Syrer überzeugt.

In einem Viertel im Südosten der Stadt haben Anrainer nach eigenen Angaben die vermüllten Straßen gereinigt. In den sozialen Medien habe es viel positives Feedback für die Initiative gegeben, sagte einer der Beteiligten, Amin Hamuda. Er hoffe nun, dass sich die Aktion auf die gesamte Stadt und schließlich auch auf ganz Syrien ausweite.

Anrainern zufolge wurde der Müll in Damaskus bereits seit Freitag nicht mehr abgeholt. Die Container seien völlig überfüllt, überall häuften sich Säcke mit Abfall.

Behörden nehmen Dienstleistungen wieder auf

Regierungsbehörden in Damaskus bereiten sich darauf vor, ihre Dienstleistungen wieder anzubieten. Die Ministerien forderten ihre Mitarbeiter auf, wieder zur Arbeit zu gehen. Nachdem die von der Islamisten-Miliz HTS angeführte Rebellen-Allianz Damaskus am Wochenende übernommen hatte, waren viele Mitarbeiter zunächst zu Hause geblieben. (APA/Reuters)

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