Salzburg bläst zur Aufholjagd - Lijnders vor Vertrauensfrage
Der Jahreskehraus der Fußball-Bundesliga hat Red Bull Salzburg einen 3:0-Heimsieg gegen Austria Klagenfurt beschert. Die "Bullen" betrieben am Samstag Schadensbegrenzung nach einem teilweise desaströsen Herbst unter Trainer Pepijn Lijnders. "Jeder Dreier ist sehr willkommen in unserer Situation. Wir wollen nun alle Teams vor uns jagen", sagte der Niederländer, dessen Arbeit die Clubspitze unter die Lupe nehmen will. Klagenfurt rutscht indes immer tiefer in den Abstiegskampf.
Salzburg hat in dieser Saison von den bisherigen 16 Ligaspielen nur sieben gewonnen, so viele wie Blau-Weiß Linz. Die Folge ist Platz fünf und ein Zehn-Punkte-Rückstand auf Meister Sturm Graz. Für Lijnders spiegelt das nicht das wahre Bild von Salzburg in der Tabelle wider, man habe viele Spiele dominiert, aber nicht gewonnen. "Wir verdienen mehr, als wir bisher bekommen haben", meinte der 41-Jährige. Aber er verstehe die Kritik, da man sich in allen Phasen des Spiels deutlich verbessern müsse.
Spurlos sind die vergangenen Monate nicht an ihm vorübergegangen. "Es war ein richtig hartes halbes Jahr. Das nimmt sehr viel Energie und Kraft. Ich bin froh, dass wir jetzt eine Pause haben", erzählte Lijnders. Für 2025 hofft er auf einen Turnaround. "Wie so oft im Leben, wenn du Schläge abbekommst und es richtig hart wird: Wenn du da rauskommst, dann bist du stärker. Nun wollen wir jagen, attackieren und wachsen und am Ende werden wir sehen, wo wir landen." Es seien noch genug Spiele bis zur Punkteteilung, man müsse nun eine Siegesserie starten.
Die Frage ist, ob Lijnders noch das Vertrauen der Clubspitze besitzt oder ob der neue Sportgeschäftsführer Rouven Schröder Handlungsbedarf sieht. "Wir werden auch die Arbeit des Trainers analysieren und durchleuchten", meinte Schröder am Samstag. Der große Rückstand auf Sturm "ist nicht unser Anspruch". Lijnders betonte, ihm sei wichtig, "dass sie meine Leidenschaft spüren und wie sehr ich diesen Club zurück an die Spitze Österreichs bringen möchte".
Der Trainer verwies wiederholt darauf, dass man das jüngste Team der Liga habe. "Das Wichtigste bei jungen Spielern ist Geduld, Glaube und Zeit." Lijnders verwies dabei auf Bobby Clark, der mit Anpassungsproblemen zu kämpfen habe. "Ich wünschte, man könnte Selbstvertrauen trinken wie Wasser. Das würde im Leben helfen." Beim Thema Verstärkungen war er sich mit Schröder einig, man wolle nur Spieler, "die unser Team wirklich besser machen".
Veritable Sorgen hat auch Peter Pacult in Klagenfurt. Angesichts der Personalnot ließ der 65-Jährige mit Matteo Kitz einen 17-Jährigen in der Startelf debütieren und wechselte mit Dino Delic und Adem Mustafic zwei 16-Jährige ein. "Es war auch eine Belohnung für sie. Nach dem großen Umbruch im Sommer war es bisher eine schwierige Saison. Als Trainer muss ich das annehmen, was mir der Verein zur Verfügung stellt", sagte Pacult. Vor dem drohenden Abstiegskampf sei ihm nicht bange. "Wer Angst hat, der verliert." Im Frühjahr soll Martin Hinteregger helfen. "Fußballerisch hat er nichts verlernt", so der Coach.
In Salzburg gab es aber auch für die Klagenfurter einen Grund zur Freude. Christopher Wernitznig absolvierte sein 400. Ligaspiel und wird somit als insgesamt 58. Spieler in den Bundesliga-Legendenklub aufgenommen. "Es ist eine unglaubliche Ehre", meinte der 34-Jährige. Der Mittelfeldspieler debütierte 2011 im Oberhaus für Wacker Innsbruck und war später acht Jahre für den WAC aktiv, bevor er nach Klagenfurt ging. Mit 137 Einwechslungen ist Wernitznig übrigens der Rekord-"Joker" der Liga.