Verlieren verboten: „Squid Game“ geht in die zweite Runde
„Squid Game“ ist die erfolgreichste Netflix-Serie aller Zeiten. Am 26. Dezember geht die zweite Staffel online. Diesmal steht auch Zwischenmenschliches im Zentrum. Das macht die neuen Folgen noch brutaler.
Streamingdienst Netflix berechnet alles. Deshalb wirken die Filme und Serien des Unternehmens manchmal, als hätten sie Excel-Tabellen zur Vorlage. Mit dem Erfolg von „Squid Game“ hat Netflix aber nicht gerechnet. Die 2021 veröffentlichte Serie aus Südkorea entwickelte sich in Mördertempo zur bislang erfolgreichsen Streamingserie überhaupt. 330 Millionen mal ist sie mittlerweile aufgerufen worden.
„Squid Game“ wurde zum popkulturellen Phänomen. Allein mit an der Serie orientierter Mode verdienen Netflix und Netflix-Lizenznehmer Milliarden. Auch Squid-Game-Crocs gibt es inzwischen. Und Squid-Game-Wiskey. Und ganze Squid-Game-Erlebniswelten. Nun geht die Serie in eine zweite Staffel. Am 26. Dezember lässt Netflix sieben neue Folgen freischalten.
🎬 Trailer | „Squid Game“, Staffel 2
Die Serie spielt alle Stückerl
„Jede Serie hat ihren eigenen lokalen und kulturellen Code. Aber obwohl ‚Squid Game‘ eine nicht-englischsprachige Serie ist, ist es eine Geschichte, mit der man sich identifizieren kann – unabhängig von der Sprache, Kultur, Religion oder Ethnie“, sagte Serienschöpfer und Regisseur Hwang Dong-hyuk. „Auch die visuelle Darstellung ist international ansprechend. Ich glaube, das sind die Hauptgründe für den weltweiten Erfolg.“
In der Tat hat „Squid Game“ alles, was eine moderne Produktion braucht: Quietschbunte und computerspielähnliche Locations, Masken und Anzüge, die sich für Halloween, Fasching oder etwaige Mottopartys vermarkten lassen – und jede Menge Material für Tiktok-Clips oder elendslange Erklärvideos auf YouTube. Dass ausgerechnet eine kapitalismuskritische Serie alles Stückerl des globalen Turbokapitalismus spielt, entbehrt nicht einer gewissen Ironie. Aber auch daraus lassen sich Produkte generieren.
Die Superreichen schauen zu
Doch worum geht es? 456 mittellose Menschen werden von einer mysteriösen Organisation auf eine Insel verschleppt. Dort sollen sie an Kinderspielen teilnehmen – gewissermaßen als Bespaßung für superreichen Entführer. Dem Gewinner winkt ein Jackpot in Milliardenhöhe. Die Verlierer werden erschossen. „Die Gewalt, die wir zeigen, ist nicht bloß dafür da, um Gewalt zu zeigen“, sagt Serienmacher Hwang. Sie sei eine Allegorie dafür, wie ein kapitalistisches System mit Verlierern umgehe.
Die mordlüsterne Gesellschaftskritik geht in der zweiten Staffel einen Schritt weiter. Die Mitspielenden dürfen diesmal nach jeder Runde abstimmen, ob sie weitermachen oder sich den bisherigen Gewinn teilen und die Insel lebend verlassen wollen. Doch wie frei ist so eine Entscheidung für Menschen, die finanziell und sozial am Abgrund stehen?
Am 26. Dezember geht‘s weiter
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Seong Gi-hun (Lee Jung-jae), der als Spieler 456 das „Squid Game“ der ersten Staffel gewann, lässt jedenfalls nichts unversucht, seine Mitstreiter zum Aufhören zu überreden. Er hat sich erneut verschleppen lassen, um dem Treiben ein Ende zu setzen.
Staffel drei kommt 2025
Im riesigen und kargen Schlafsaal trifft er diesmal auf einen alten Bekannten, einen rücksichtslosen Rapper, eine fanatische Schamanin, eine Transperson und eine schwangere Frau. Die einzelnen Spiele – auch der eine oder andere „Klassiker“ aus Staffel 1 erlebt ein Comeback – stehen diesmal weniger im Zentrum der einzelnen Folgen. Auch Regisseur Hwang Dong-hyuk bestätigt, dass diesmal ein besonderer Fokus auf zwischenmenschliche Dynamiken gelegt wurde. Auch deshalb ist die zweite Staffel brutaler als die erste.
Lange mussten Fans auf eine Fortsetzung warten, eine dritte und letzte Staffel wurde bereits angekündigt. Sie soll Ende 2025 online gehen.
Bereits kurz nach dem Start der ersten Staffel gab es Berichte aus mehreren Ländern, dass Kinder „Squid Game“ auf Schulhöfen nachspielten. Die Verlierer wurden dabei geohrfeigt.
„Ich war schockiert, als ich von diesen Ereignissen gehört habe“, erklärt Hwang Dong-hyuk. „Ich hätte nicht damit gerechnet, dass auch Kinder und Jugendliche die Serie schauen.“ „Squid Game“, sagt er, sei „für Erwachsene gemacht, die die Fähigkeit besitzen, den Kontext und die Botschaft der Serie zu verstehen“. Netflix empfiehlt das Format ab 16 Jahren. (APA, dpa, TT)
Squid Game. Zweite Staffel. Sieben Episoden. Ab 26. Dezember auf Netflix.