Deutlich mehr als zuletzt

70 spürbare Erdbeben: „Dank“ Waidring ist Tirol heuer Rekordhalter

50 der 70 spürbaren Erdbeben heuer in Tirol waren im Raum Waidring-Pillersee spürbar.
© Mike Jöbstl, Canva

Die Hälfte der 140 verspürten Erdbeben in Österreich hat sich heuer in Tirol ereignet. Dafür ist vor allem die Serie im Raum Waidring verantwortlich. Dort war auch das zweitstärkste Beben Österreichs spürbar. Generell gebe es aber keinen Trend zu mehr Erdbeben im Land.

Innsbruck – 70 Erdbeben sind heuer von der Tiroler Bevölkerung verspürt worden. Damit ist Tirol Rekordhalter bei den Bundesländern: In ganz Österreich wurden 140 Beben verspürt.

Wir beobachten aber keinen Trend zu mehr Erdbeben, die Zahl der Erdbeben in Österreich schwankt von Jahr zu Jahr stark.
Rita Meurers, Seismologin bei der Geosphere Austria

„Das ist deutlich über dem Durchschnitt der letzten zehn Jahre von 67 spürbaren Beben pro Jahr“, sagte Seismologin Rita Meurers von der Geosphere Austria am Montag. Die Fachleute beobachten aber „keinen Trend zu mehr Erdbeben, die Zahl der Erdbeben in Österreich schwankt von Jahr zu Jahr stark“. Für die Zunahme heuer sei vor allem eine Serie im Raum Waidring-Pillersee in Tirol verantwortlich. Dort „gab es 50 verspürte Erdbeben“, erläuterte die Seismologin.

15 Beben über der Starke 3,0

15 Erdbeben erreichten im zu Ende gehenden Jahr in Österreich eine Magnitude von 3,0 oder höher. Diese Anzahl an kräftigen Beben sei drei Mal so hoch wie der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre.

Insgesamt wurden 2024 mit dem Stationsnetz des Erdbebendienstes der Geosphere weltweit rund 9300 seismische Ereignisse registriert. Rund 1600 Erdbeben wurden in Österreich lokalisiert, davon konnten 133 von der Bevölkerung verspürt werden. Außerdem wurden in Österreich sieben Erdbeben aus dem benachbarten Ausland wahrgenommen. Alle Daten beziehen sich auf den Stand vom Montag, 30. Dezember, 11.00 Uhr.

Stärkstes Beben am Semmering

Das stärkste Erdbeben des Jahres in Österreich ereignete sich am 1. Februar am Semmering in Niederösterreich. Bei einer Magnitude von 4,6 wurden leichte Schäden an vielen Gebäuden im Epizentralgebiet verursacht. „Es gab zum Beispiel Risse im Verputz und in Mauern, herabgefallene Verputzteile und Schäden an Rauchfängen“, sagte Meurers, „auch einige Dachziegel fielen herab, Bücher stürzten aus Regalen und kleine Gegenstände fielen um.“

Es gab zum Beispiel Risse im Verputz und in Mauern, herabgefallene Verputzteile und Schäden an Rauchfängen.
Seismologin Meurers über das Beben am Semmering

Auch zum zweitstärksten Beben, das sich am 23. Jänner im Raum Waidring-Pillersee mit einer Magnitude von 3,9 ereignete, gingen zahlreiche Meldungen über leichte Schäden ein.

Die Zahl instrumentell registrierter Erdbeben in Österreich lag mit rund 1600 über dem Mittelwert der vergangenen Jahre. Ursache dafür waren mehrere Bebenserien sowie die Verdichtung des seismologischen Messnetzes in Österreich.

Andere Bundesländer mit deutlichem Abstand

An zweiter Stelle nch Tirol liegt die Steiermark mit 20 verspürten Erdbeben. Dieser Wert ist laut Geosphere doppelt so hoch wie der Durchschnitt der vergangenen zehn Jahre, vor allem aufgrund von Bebenserien bei Leibnitz, Unzmarkt und Leoben. Darauf folgt Niederösterreich, wo mit 16 verspürten Beben ein durchschnittliches Erdbebenjahr zu verzeichnen war.

In Kärnten ereigneten sich 13 spürbare Erdbeben, neun davon mit Epizentrum im Raum Zell-Pfarre. In Vorarlberg gab es neun verspürte Beben, hier lag der Schwerpunkt der seismischen Aktivität bei Wald am Arlberg. In Oberösterreich wurden fünf Erdbeben wahrgenommen, vier davon im Raum Steyrling.

Aus dem benachbarten Ausland wurden sieben Erdbeben in Österreich verspürt. Die Epizentren lagen in Tschechien, Italien, Slowenien, Kroatien und der Schweiz.

Rund 14.000 Wahrnehmungsberichte

Über das Online-Wahrnehmungsformular und über die seit März 2021 angebotene App „QuakeWatch Austria" erreichten rund 13.950 Wahrnehmungsberichte den Österreichischen Erdbebendienst. Spitzenreiter war das stärkste Beben vom Semmering mit mehr als 3.500 Meldungen. (APA, TT.com)