Tschofenig konnte sein Glück nicht fassen, Kraft muss „das Ganze erst verkraften“
Bischofshofen – Ein ÖSV-Dreifachsieg mit elf von zwölf möglichen Podestplätzen, trotzdem gab es nach der Vierschanzen-Tournee mit Daniel Tschofenig nur einen strahlenden Österreicher. Jan Hörl nach einem Eigenfehler und dem glücklosen Stefan Kraft war gar nicht zum Lachen zumute. Als Kollektiv geht die österreichische Mannschaft nach der fabelhaften Teamleistung aber als haushoher Favorit in den Rest der Saison mit der WM in wenigen Wochen.
"Das erste Highlight haben wir bravourös gemeistert. Jetzt ist die WM bald vor der Tür, da heißt es weiterarbeiten. Die Konkurrenz wird sicher nicht schlafen, und wir möchten natürlich so viele Medaillen bei der WM gewinnen wie es geht", sagte ÖSV-Erfolgstrainer Andreas Widhölzl nach dem dramatischen Tournee-Finale. Er beglückwünschte Tschofenig und zeigte Verständnis, dass Hörl und Kraft nach dem für sie bitteren Ausgang geknickt waren. "Wir haben gewusst, dass einer lachen wird und zwei natürlich ein bisschen enttäuscht sein werden. Ich kann absolut nachvollziehen, dass es sie anzipft."
Tschofenig konnte sein Glück gar nicht fassen. "Dass ich das gewonnen habe, ist wirklich unbeschreiblich", sagte der Kärntner, der im gelben Trikot in die bis 18. Jänner dauernde Pause geht. "Ich werde die Familienzeit genießen und abschalten", kündigte der mit der kanadischen Skispringerin Alexandria Loutitt liierte Bischofshofen-Sieger an. Im Gesamtweltcup führt der 22-Jährige vor der Fortsetzung in Zakopane 40 Punkte vor Hörl, sowie mehr als 100 vor dem bei der Tournee enttäuschenden Deutschen Pius Paschke und fast 200 vor Kraft. "Hoffentlich geht es in Zakopane so weiter. Wir sind alle super in Form und wir wollen so weitermachen. Wenn wir das schaffen, kann jeder von uns alles gewinnen", sagte der frischgebackene Tournee-Champion.
Drama wird bei Kraft nachwirken
Kraft fehlten nach der langen Warterei auf seinen letztlich nicht idealen Entscheidungssprung 4,1 Punkte auf seinen zweiten Tournee-Titel. "Natürlich ist man sehr traurig und sehr enttäuscht. Ich hätte mir das Bild anders vorgestellt, aber das ist der Sport, das gehört dazu. Wir wussten, dass Kleinigkeiten entscheiden werden", sagte Kraft. Das Drama mit der im letzten Moment verspielten Führung werde eine Weile nachwirken. "Natürlich wird es ein paar Tage dauern, bis ich das Ganze verkraftet habe."
Er könne sich aber nicht viel vorwerfen, das nötige Windglück habe man eben nicht in der eigenen Hand. "Es wollte einfach nicht sein." Er könne aber zufrieden sein, dass er eine so starke Tournee mit zwei Siegen abgeliefert habe. "Ich habe das gegen die Jungen sehr gut geschafft, ich kann sehr stolz sein", sagte Kraft, ehe es für ihn in ein paar ruhige Tage ging, an denen er entspannen und vielleicht auch langlaufen wolle.
"Wir sind immer noch Freunde"
Hörl hatte nach verpatzter Landung bei der Tageshöchstweite gar nur um 1,4 Punkte das Nachsehen. "Ich habe selber mit mir zu kämpfen gehabt, weil ich die Landung verschissen habe. Da habe ich etwas hergeschenkt." Das mannschaftliche Abschneiden tröste etwas über das bittere Finale hinweg. "Wir sind 1-2-3 und können stolz sein, dass wir zwei Wochen so einen coolen Fight hatten. Der Bessere hat gewonnen", sagte Hörl. Er gönne Tschofenig den Erfolg. "Der Bessere hat gewonnen. Es sind die Kleinigkeiten, die im ersten Moment sehr weh tun, aber wir gewinnen als Team. Wir vergönnen es ihm sehr, alles gut, wir sind immer noch Freunde."
Im Nationencup hat Österreich nach der famosen Tournee rekordverdächtige 1.759 Punkte Vorsprung auf Deutschland. Widhölzl ist froh, dass es eine längere Pause gibt. "Das hilft schon zum Runterkommen. Wir werden aber relativ schnell wieder ins Training einsteigen. Und hoffentlich bleiben alle gesund", meinte der Coach. (APA)
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