Zahl der Toten unklar

Inferno bei Los Angeles: Brände in Hollywood klingen ab, fünf große Feuer lodern weiter

Medienberichten zufolge sind rund 130.000 Menschen auf der Flucht, mehr als 1000 Gebäude wurden zerstört.
© APA/AFP/JOSH EDELSON

Im Großraum Los Angeles wütet eine der schlimmsten Feuerkatastrophen der Stadtgeschichte. Mehrere Brände breiten sich immer weiter aus. Das Feuer bei der berühmten Hügelkette Hollywood Hills ist schwächer geworden. Dennoch bleibt die Situation weiter angespannt.

Los Angeles – Tausende Einsatzkräfte kämpfen weiterhin gegen die verheerenden Brände im Großraum der kalifornischen Metropole Los Angeles. Drei der fünf großen Feuer sind weiterhin völlig außer Kontrolle. Besonders besorgniserregend ist die Prognose, dass die zunächst nachlassenden starken Winde am Donnerstagnachmittag (Ortszeit) wieder zunehmen könnten. Dies könnte die Flammen erneut anfachen und die Löscharbeiten weiter erschweren.

Nach Behördenangaben sind bereits mehr als 2000 Gebäude zerstört worden, mindestens 130.000 Menschen wurden zur Evakuierung aufgerufen – darunter auch zahlreiche Prominente. Die Stadt Pasadena nordöstlich von Los Angeles warnte dringend davor, Leitungswasser ungekocht zu konsumieren, und empfahl den Anrainern, auf abgefülltes Wasser zurückzugreifen.

Wie viele Todesopfer die Brände bisher gefordert haben, ist aktuell unklar. Die zuständigen Behörden zögern, klare Angaben zu machen. Gleichzeitig haben die Brände das Katastrophenmanagement der Westküstenmetropole schlagartig in den Fokus gerückt – bei einer Pressekonferenz musste sich die Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, kritischen Fragen stellen.

📽️ Video | Zerstörung wie in Kriegszone

Fünf Feuer lodern weiter

Nach Angaben der Echtzeit-Tracking-App „Watch Duty“ lodern im Großraum Los Angeles aktuell weiterhin fünf große Brände, von denen drei bisher überhaupt nicht eingedämmt werden konnten. Auf insgesamt über 11.000 Hektar Fläche konnten die Brände nicht eingedämmt werden.

Das Weiße Haus teilte mit, Präsident Joe Biden werde am US-Nachmittag erneut über die aktuelle Lage informiert. Zuvor hatte der in wenigen Tagen aus dem Amt scheidende Demokrat den Katastrophenfall ausgerufen. Dadurch können Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel für den Wiederaufbau erhalten.

Genaue Zahl der Toten unklar

Mindestens fünf Menschen kamen bei den Bränden ums Leben, Hunderte Häuser wurden zerstört, mehr als 100.000 Einwohner wurden mit Evakuierungsanordnungen angewiesen, sich vor den Flammen in Sicherheit zu bringen. Bürgermeisterin Karen Bass sprach auf einer Pressekonferenz von einem großen Feuersturm. „Wir stehen vor einer historischen Naturkatastrophe“, sagte der Chef des Zivilschutzes von Los Angeles County, Kevin McGowan.

Laut Außenministerium steht das Generalkonsulat in Los Angeles mit knapp 50 Österreichern in der Gefahrenregion in Kontakt. Man stehe den Betroffenen bei Bedarf zur Verfügung, aber auch Angehörigen, die sich um Familienmitglieder sorgen. Eine Reiseregistrierung, diese gilt für die gesamten USA, haben etwa 200 Personen beim Außenamt abgegeben.

Großbrand erfasst rund 42 Quadratkilometer

Die aktuellen Todesfälle wurden demnach nordöstlich der Metropole Los Angeles registriert, nahe Pasadena, wo das „Eaton Fire“ weiter außer Kontrolle war. Dieser Großbrand hat bereits auf eine Fläche von rund 42 Quadratkilometern erfasst.

Noch weiträumiger wütet das „Palisades Fire“ am Westrand von Los Angeles. Es hat sich auf eine Fläche von mehr als 64 Quadratkilometern ausgedehnt, von den Hügeln im Nobel-Vorort Pacific Palisades bis zu den Stränden von Malibu. Nach ersten Schätzungen der Behörden brannten dort rund 1000 Gebäude ab.

Am Donnerstag sollten alle Schulen geschlossen bleiben. Nach New York ist der Los Angeles Unified School District der zweitgrößte Schulbezirk des Landes. In einigen Gebieten wurde die Luftqualität als sehr ungesund eingestuft.

„Wir setzen alle verfügbaren Ressourcen für die Bekämpfung dieser Brände ein“, teilte der Gouverneur von Kalifornien, Gavin Newsom, mit. Sein Bundesstaat lasse nichts unversucht, um Anrainer zu schützen.

Wassertanks in Los Angeles zeitweilig leer

Die Brände haben die Feuerwehr inzwischen an ihre Belastungsgrenze gebracht. Feuerwehrleute aus sechs anderen Bundesstaaten wurden nach Kalifornien beordert, zudem wurden zusätzlich 250 Löschfahrzeuge mit 1000 Einsatzkräften von Nord-nach Südkalifornien verlegt, wie der Feuerwehrchef von Los Angeles County, Anthony Marrone, mitteilte. Neben den starken sogenannten Santa-Ana-Winden macht Wasserknappheit den Löschtrupps zusätzlich zu schaffen, denn in der Region hat es seit Monaten kaum geregnet.

Dies führte dazu, dass einige Hydranten im Nobelvorort Pacific Palisades in den Santa-Monica-Bergen zeitweise kein Wasser mehr hatten, wie Vertreter der Einsatzkräfte erklärten. „Wir haben das System bis zum Äußersten belastet. Wir bekämpfen einen Flächenbrand mit städtischen Wassersystemen“, sagte Janisse Quinones, Chefin des städtischen Wasser- und Stromversorgers LADWP.

Verheerende Waldbrände in Los Angeles

Großbrand in den Hollywood Hills abgeschwächt

Inzwischen kommt Hilfe aus der Luft: US-Medien zeigten Aufnahmen von Hubschraubern, die Wasser abwarfen, etwa beim „Sunset Fire“ in den Hollywood Hills. Einsatzkräfte machten dort erste Fortschritte, teilte das Büro des County Sheriffs auf X mit. Das Feuer in dem Gebiet habe sich abgeschwächt, hieß es. „Die Feueraktivität hat sich verringert“, teilte das zuständige Sheriff-Büro auf der Plattform X mit. Das Feuer brenne nun hauptsächlich auf einer kleinen, von der Feuerwehr begrenzten Fläche.

Evakuierungsanordnungen seien teilweise wieder aufgehoben worden, teilte die Feuerwehr mit. Rückkehrende Anrainer seien trotzdem weiter zur Vorsicht aufgerufen. Die Feuerwehr sei in den betroffenen Vierteln noch immer im Einsatz.

Die Brandursache war zunächst nicht bekannt. Die Flammen hatten sich Medienberichten zufolge schnell in Richtung des berühmten Hollywood Boulevards ausgebreitet. Löschflugzeuge und Hubschrauber waren im Dauereinsatz, damit die Flammen nicht weiter auf das dicht besiedelte Hollywood übergriffen.

Das „Sunset Fire“ in den Hollywood Hills brach am Mittwochabend aus.
© IMAGO/Mpi34 / MediaPunch

Häuser von Prominenten abgebrannt

Zahlreiche Prominente verloren bei den Großbränden ihre Häuser. „Star Wars“-Schauspieler Mark Hamill (73) teilte seinen Instagram-Followern mit, dass er „in letzter Minute“ sein Haus in Malibu verlassen habe. Am Straßenrand habe er bereits Flammen gesehen.

„Unsere geliebte Nachbarschaft ist weg“, schrieb Jamie Lee Curtis auf Instagram. Ihr eigenes Haus sei verschont geblieben, aber so viele andere Menschen hätten alles verloren. „Keine Worte“, schrieb die Oscar-Preisträgerin zu einem Video von einer Autofahrt durch ausgebrannte Straßenzüge, vorbei an schwelenden Hausruinen und verkohlten Palmen.

Hollywood-Komiker Billy Crystal und seine Frau Janice hätten ihr Haus, in dem sie seit 1979 lebten, verloren, teilte der Schauspieler laut Hollywood Reporter mit. „Natürlich sind wir untröstlich, aber mit der Liebe unserer Kinder und unserer Freunde werden wir dies überstehen". Auch die Häuser des Schauspieler-Ehepaars Adam Brody und Leighton Meester und der Schauspielerin Anna Faris sei abgebrannt, berichtete das Promi-Portal TMZ.com.

Pacific Palisades ist ein wohlhabender Stadtteil im Westen von Los Angeles mit rund 25.000 Einwohnern. Stars wie Jennifer Aniston, Bradley Cooper, Tom Hanks und Reese Witherspoon haben dort Häuser.

Chet Hanks, Sohn von Tom Hanks und Rita Wilson, schrieb in einer Instagram-Story, dass die ganze Nachbarschaft, in der er aufgewachsen sei, abbrenne. „Avengers“-Star Chris Pratt dankte den „mutigen“ Feuerwehrleuten und Helfern für deren Einsatz. Sie seien „wahre Helden“.

Hollywood verschiebt Gala

Als Folge der Brände wurde die für Sonntag geplante Verleihung der renommierten Critics Choice Awards auf 26. Jänner verschoben. „All unsere Gedanken und Gebete sind mit denen, die gegen die zerstörerischen Feuer ankämpfen und mit allen, die davon betroffen sind“, hieß es in einer Mitteilung von Verbandschef Joey Berlin. Filmstudios sagten außerdem Premierenfeiern ab. Hollywoods Schauspielverband SAG (Screen Actors Guild) verzichtet auf eine Nominierungszeremonie und will die Nominierten stattdessen schriftlich bekanntgeben.

Selbst auf die bevorstehende Oscar-Gala hat das Feuer Auswirkungen: Am 17. Jänner wollte die Filmakademie die diesjährigen Nominierten bekanntgeben, dies werde aufgrund der Brände nun zwei Tage später stattfinden, teilte Geschäftsführer Bill Kramer in einem Brief an die rund 10.000 Mitglieder mit, wie US-Medien berichteten. Das gibt den Filmschaffenden mehr Zeit, über die Kandidaten abzustimmen. Kramer drückte den von den Bränden Betroffenen sein Mitgefühl aus. „So viele unserer Mitglieder und Branchenkollegen leben und arbeiten im Raum Los Angeles, und wir denken an euch“, zitierte die Los Angeles Times aus dem Brief. Die 97. Verleihung der Oscars ist für den 2. März geplant.

Geschlossen blieb vorerst auch der Vergnügungspark Universal Studios Hollywood. Über die kommenden Tage werde zu einem späteren Zeitpunkt entschieden, hieß es in einem Post auf X. Der Vergnügungspark zählt zu den zehn größten der USA und hatte 2023 laut Branchenstatistiken fast 9,7 Millionen Besucher. Auch das aus vielen Filmen bekannte Griffith-Observatorium auf dem Hügel der Stadt bleibe aktuell „wegen des Wind-Ereignisses“ geschlossen, war der Webseite der Sternwarte zu entnehmen.

Biden sagte Italien-Reise ab

Der scheidende US-Präsident Joe Biden sagte unterdessen seine geplante Reise nach Italien und eine Audienz bei Papst Franziskus ab. Seine Sprecherin Karine Jean-Pierre teilte mit, Biden wolle sich in den kommenden Tagen auf die Leitung der gesamten Bundesmaßnahmen im Kampf gegen die Brände konzentrieren. Er versprach bei einem Besuch der Feuerschutzbehörde Cal Fire zusätzliche 2000 Einsatzkräfte der Nationalgarde. Zuvor hatte Biden bereits den Katastrophenfall für die betroffene Region ausgerufen. Dadurch könnten Gemeinden und Überlebende sofort Bundesmittel erhalten, um den Wiederaufbau voranzutreiben.

📽️ Video | Brände in Kalifornien erreichen Hollywood

Newsom befürchtet einen Anstieg der Opfer. Im Interview mit CNN sprach er von „völliger Zerstörung“ und erinnerte an die tödlichen Feuer in Paradise, einer Ortschaft in Nordkalifornien. Diese war im November 2018 vom „Camp Fire“ fast völlig zerstört worden, 85 Menschen starben damals, Zehntausende wurden obdachlos.

Zahlreiche Bewohner versuchten, das Gebiet zu verlassen, was laut US-Medien zu massiven Staus führte. Ein Anrainer berichtete dem Sender CNN von „chaotischen Szenen“. Es brennt nördlich des Hollywood Boulevard, eine Gegend, die mehrere Touristenziele beherbergt, darunter den Hollywood Walk of Fame und das Chinese Theatre.

Die Stadt Altadena vor und nach dem Brand aus der Vogelperspektive.
© APA/AFP/Satellite image ©2025 Maxar Tech

Kritik von Trump am kalifornischen Gouverneur

Der künftige US-Präsident Donald Trump hat den kalifornischen Gouverneur für das Ausmaß der verheerenden Waldbrände in der Metropole Los Angeles verantwortlich gemacht. Konkret kritisierte der Republikaner auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social Wassersparmaßnahmen Newsoms und warf ihm vor, dass ihm die Menschen in dem US-Bundesstaat egal seien. „Jetzt wird der ultimative Preis dafür gezahlt. Ich werde verlangen, dass dieser inkompetente Gouverneur schönes, sauberes, frisches Wasser nach Kalifornien fließen lässt!“, schrieb Trump. Newsom trage die Verantwortung für die Situation.

Trump hat in der Vergangenheit schon häufiger gegen den prominenten Demokraten Newsom ausgeteilt und dessen Politik als radikal bezeichnet. Die Wasserpolitik in Kalifornien wird seit Jahren heftig diskutiert. Newsom hat sich für Umweltauflagen ausgesprochen, die den Wassertransfer in bestimmten Regionen begrenzen, um bedrohte Arten zu schützen. Kritiker werfen Newsom vor, dadurch landwirtschaftliche Betriebe und den Brandschutz zu gefährden. Fachleute betonen jedoch, dass Faktoren wie durch die Klimakrise bedingte Dürre, starke Winde und Waldmanagement eine größere Rolle bei der Entstehung und Intensität von Waldbränden spielen.

Waldbrände bei Malibu im Dezember

Erste Mitte Dezember hatten Waldbrände in Malibu, rund 50 Kilometer westlich von Los Angeles, viele Stars aus ihren Häusern getrieben, darunter Mira Sorvino und Cher. Im November 2018 hatte rund um Malibu ein schweres Feuer gewütet, das größere Landstriche verwüstete und mehr als 1.500 Häuser zerstörte. Damals brannten unter anderem die Häuser von Moderator Thomas Gottschalk, US-Sängerin Miley Cyrus und Schauspieler Gerard Butler ab. (APA/dpa/Reuters/AFP)

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