Behörden informiert

73-jährige Österreicherin am Rande der Sahara-Wüste im Niger entführt

Niamey, Wien – Eine Österreicherin ist am Samstag in der Wüstenstadt Agadez im Zentralniger entführt worden. Das österreichische Außenministerium sowie der Sohn der Frau bestätigten am Sonntag gegenüber der APA die Entführung. Die Botschaft in Algerien, die für den Niger zuständig ist, stehe in Kontakt mit EU-Partnerländern, der EU-Delegation sowie den regionalen Behörden vor Ort, sagte eine Sprecherin des Außenministeriums auf APA-Anfrage.

Die Entführung wurde zuerst von der Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf zwei nigrische Sicherheitsmitarbeiter gemeldet.

Nähere Details zu der Frau gab das Außenministerium nicht bekannt. Die Kronen Zeitung berichtete online, dass es sich um eine 73-jährige Frau handelt, die seit rund 30 Jahren als Entwicklungshelferin tätig ist. Nach Angaben des nigrischen Info-Portals „Air Info“ ist die Entführte Gründerin der Organisation „Amanay“ und eröffnete 2010 ein Kompetenzzentrum, in dem sie zahlreiche Projekte in den Bereichen Bildung, Frauenförderung, Ökologie, Kultur und Kunst initiierte.

Von Unbekannten in Geländewagen verfrachtet

Laut einem der Sicherheitsmitarbeiter sei die Frau von unbekannten Angreifern im Fada-Bezirk von Agadez, der am Rande der Sahara-Wüste liegt, in einen Geländewagen verfrachtet worden, meldete Reuters. Das nigrische Innenministerium reagierte vorerst nicht auf eine Anfrage zur Stellungnahme.

Laut nigrischen Medienberichten ereignete sich die Entführung am Samstagabend. Lokalen Quellen zufolge waren die unbekannten Entführer in einem Toyota-V6 unterwegs, als sie die Frau gegen 19 Uhr kidnappten. Die Wienerin sei in der größten Stadt im Norden des Landes sehr bekannt und beliebt, weil sie sich für die Gemüsebauern und Bildung junger Menschen engagiere, indem sie Initiativen in den Bereichen Musik und Schneiderei unterstütze.

Region kämpft mit Terrorgruppen und Kriminellen

Der Niger kämpft wie seine Nachbarländer Mali und Burkina Faso gegen militanten Gruppen, die mit den Terrororganisationen Al-Qaida und dem Islamischen Staat (IS) in Verbindung stehen. Die Kämpfe haben in den vergangenen zehn Jahren in der zentralen Sahelzone Westafrikas Tausende Menschen getötet und Millionen in die Flucht getrieben. In der Region treiben aber auch kriminelle Banden ihr Unwesen. Die Stadt ist ein Knotenpunkt für alle Arten von Schmuggel.

Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass ausländische Staatsbürger in dieser Region entführt werden. Im September 2010 wurden Franzosen, die für einen französischen Atomkonzern arbeiteten, der im Niger Uran abbaut, verschleppt. Damals bekannte sich die „Al-Kaida im islamischen Maghreb“ (AQMI) zu der Tat. Es gab laut nigrischen Quellen auch Lösegeldforderungen. (APA/Reuters)