Ausbreitung „extrem schnell“

Erneut massives Feuer bei Los Angeles ausgebrochen, Trump will Kalifornien nicht helfen

Am Mittwoch brach in einem Hügelgebiet nahe See Castaic Lake ein neuer Brand.
© APA/AFP/ROBYN BECK

Während Brände in Kalifornien weiter große Flächen verbrennen und Menschen gefährden, droht US-Präsident Donald Trump nun, Hilfen aus Washington zu streichen.

Los Angeles – Nahe der seit Wochen von verheerenden Wald- und Buschbränden betroffenen US-Metropole Los Angeles ist erneut ein massives Feuer ausgebrochen. Die Flammen breiteten sich am Mittwoch in einem Hügelgebiet nahe dem rund 56 Kilometer von Los Angeles entfernten See Castaic Lake binnen weniger Stunden auf 3200 Hektar aus. 31.000 Menschen wurden aufgefordert, ihre Wohnungen zu verlassen.

Wie bereits die Feuer im Stadtgebiet von Los Angeles und in der Vorstadt Altadena wurden auch die Brände um den Castaic Lake von trockenen und starken sogenannten Santa-Ana-Winden befeuert. „Ich bete nur, dass unser Haus nicht abbrennt“, sagte ein Mann dem Sender KTLA, als er sein Auto packte. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen von der Polizei, die durch die Nachbarschaften fuhr und die Menschen zum Verlassen der betroffenen Orte aufforderte.

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Evakuierung einer Strafvollzugsanstalt mit rund 500 Insassen

Bezirkssheriff Robert Luna erklärte, auch die Strafvollzugsanstalt in Castaic falle unter eine Evakuierungsanordnung. Rund 500 Insassen würden in eine benachbarte Einrichtung gebracht. Luna sagte dem Sender KCAL9, dass rund 4600 Häftlinge in anderen Gefängnissen der Gegend dort verbleiben würden. Es stünden aber Busse bereit, sollte sich die Lage verändern und die Insassen an einen anderen Ort gebracht werden müssen.

Zur Brandbekämpfung wurden Helikopter und Flugzeuge eingesetzt, die Wasser und Löschmittel hinabließen. Darunter waren auch zwei riesige Amphibienflugzeuge, die hunderte Liter Wasser aufnehmen können. Am Boden kämpften ebenfalls Feuerwehrleute gegen die Flammen. Zur Brandursache gab es zunächst keine Angaben. Es herrschten jedoch starke Winde bei gleichzeitig äußerst niedriger Luftfeuchtigkeit - Wetterbedingungen, die die Ausbreitung von Bränden begünstigen.

Feuerwehrleute am neuen Brandherd nördlich der Westküstenmetropole Los Angeles.
© APA/AFP/APU GOMES

Meteorologe: Feuer könnte sehr groß werden

„Wir haben die Winde, wir haben die niedrige Luftfeuchtigkeit“ und das Gebüsch sei ebenfalls schon lange trocken, sagte Brent Pascua von der kalifornischen Forst- und Waldbrandbekämpfungsbehörde Cal Fire. „Das alles zusammen führt dazu, dass sich dieses Feuer extrem schnell ausbreitet.“

Das Feuer sei besorgniserregend, sagte der Meteorologe Daniel Swain. Es bestehe die Möglichkeit, dass das Feuer bis in den Bezirk Ventura County vordringe, wo die Vegetation sehr dicht sei. „Leider hat dieses Feuer das Potenzial, unter diesen Bedingungen sehr groß zu werden“, sagte Swain.

Sorge vor Erdrutschen

Am Wochenende erwarten Meteorologen Regen in der Region. Doch aufatmen können die Menschen deshalb nicht. Nach den Flächenbränden, die den Bodenbewuchs zerstören, drohen weitere Gefahren. Erdrutsche und Überschwemmungen seien möglich, Behörden bereiteten sich darauf vor, schrieb der Sender CBS.

Versicherungsschaden auf 28 Milliarden Dollar geschätzt

Die auf Risikomodelle für Katastrophen spezialisierte Firma KCC schätzt den Versicherungsschaden in Los Angeles auf 28 Milliarden Dollar (26,81 Mrd. Euro). Das wären die teuersten Brände der US-Geschichte. Die geschätzten Schäden umfassten unter anderem Zerstörung durch Feuer und Rauch, Einbußen für die Bewohner in Evakuierungszonen, deren Häuser nicht durch das Feuer beschädigt wurden, aber auch Wiederbeschaffungskosten, schreibt KCC in dem Bericht. Diese Schäden seien durch die üblichen Versicherungspolicen abgedeckt.

Mindestens 27 Tote durch Brände in L.A.

Rund um die südkalifornische Millionenstadt waren vor fast zwei Wochen mehrere große Brände ausgebrochen, die durch starken Wind angefacht wurden und sich explosionsartig ausbreiteten. Mindestens 27 Menschen kamen ums Leben, die beiden größten Brände vernichteten tausende Gebäude.

Experten sind sich weitgehend einig darüber, dass der Klimawandel das Risiko von Extremwetterereignissen und deren Ausmaß massiv erhöht. Für gewöhnlich regnet es im Jänner in Südkalifornien, doch die Region hat bereits seit etwa acht Monaten keine nennenswerten Niederschläge mehr erlebt.

Trump droht: Keine Hilfe für Feuer-Bekämpfung

US-Präsident Donald Trump drohte in seinem ersten TV-Interview als frisch vereidigter Präsident, Hilfen aus Washington zu streichen bzw. er knüpfte Bundeshilfen bei der Brandbekämpfung an Bedingungen: „Ich glaube nicht, dass wir Kalifornien irgendetwas geben sollten, bis sie das Wasser abfließen lassen“, sagte er dem Sender Fox News.

Trumps Kritik an Kaliforniens Wassermanagement ist nicht neu und wird laut US-Medien von Experten als falsch zurückgewiesen.

Der Republikaner Trump lobte in dem Interview zwar die Feuerwehrleute Kaliforniens als „mutig“. Er wetterte aber gegen den demokratischen Gouverneur des Bundesstaates, Gavin Newsom. Laut der Zeitung Washington Post und dem Sender CNN behaupte Trump fälschlicherweise, Newsom habe sich geweigert, Wasser aus dem nördlichen Teil Kaliforniens in den Raum Los Angeles fließen zu lassen, um Fischbestände zu schützen. Das Ausmaß der Brände sei nicht durch einen Mangel an Wasser aus Nordkalifornien verursacht worden, hieß es weiter. Los Angeles erhalte sein Wasser nicht von dort, ergänzte die Zeitung unter Berufung auf Experten.

Bei Naturkatastrophen Bundeshilfen an Bedingungen zu knüpfen, sei keine gängige Praxis in den USA, betonte die Washington Post. Unter Präsident Joe Biden seien nach Hurrikans etwa Hilfen an zumeist republikanisch geführte Bundesstaaten genehmigt worden.

In Kalifornien wird Trump US-Medien zufolge am Freitag erwartet, wo er von den Bränden betroffene Gebiete besuchen will. Unklar war zunächst, ob der Präsident Gouverneur Newsom treffen wird.

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