Krieg in Nahost

Acht Geiseln im Gazastreifen freigelassen – Israel und Hamas ringen um die Bildsprache

Die israelische Soldatin Agam Berger wurde an das Rote Kreuz übergeben.
© OMAR AL-QATTAA

Die Hamas nützt die Freilassung von Geiseln zur Machtdemonstration. Israels Premier Netanjahu fordert, dass die Vermittler das unterbinden.

Tel Aviv, Gaza City – Die Hamas hat am Donnerstag weitere acht Geiseln freigelassen, darunter drei Israelis und fünf Thailänder, die ebenfalls am 7. Oktober 2023 verschleppt worden waren. Die acht Personen wurden dem Roten Kreuz übergeben, das sie nach Israel brachte.

Im Gegenzug sollten mehr als 100 Palästinenser aus der Haft in Israel freikommen. Dabei kam es jedoch zu einer unerwarteten Verzögerung.

„Schockierende Szenen“

Premierminister Benjamin Netanjahu erklärte, die Freilassung von Palästinensern würde „bis auf Weiteres“ ausgesetzt. Er begründete dies mit „schockierenden Szenen“ bei der Freilassung der Geiseln. Weitere palästinensische Häftlinge würden erst freigelassen, wenn die Hamas die Sicherheit der Geiseln bei der Übergabe gewährleiste.

Beobachter vermuteten dahinter einen Streit um die Macht der Bilder. Die Hamas hatte die Freilassung der Geiseln als Machtdemonstration nach 15 Monaten Bombardierungen und als Demütigung Israels inszeniert.

Hamas nicht besiegt

Die Soldatin Agam Berger wurde mit einer Uniform ausgestattet und musste von einer Bühne winken, umringt von vermummten, schwer bewaffneten Hamas-Leuten. Die beiden anderen Israelis wurden offenkundig verängstigt durch eine jubelnde Menschenmenge geführt. Als Ort für das Spektakel hatte die Hamas einen Platz in der Nähe des Hauses ihres von Israel getöteten Anführers Yahya Sinwar gewählt.

Die Inszenierung lasse Netanjahus Versprechen von einem „totalen Sieg“ hohl klingen, schrieb der Guardian.

Vermittler sollen eingreifen

Der Premier wandte sich am Donnerstag an die USA, Katar und Ägypten, die den Deal mit der Hamas eingefädelt hatten: „Ich verlange, dass die Vermittler dafür sorgen, dass sich solche schrecklichen Szenen nicht wiederholen, und die Sicherheit unserer Geiseln garantieren.“

Es galt aber als unwahrscheinlich, dass Netanjahu die Umsetzung des Abkommens mit der Hamas für längere Zeit stoppen würde. Der Nahost-Gesandte von US-Präsident Donald Trump, Steve Witkoff, hatte bereits die Freilassung einer israelisch-amerikanischen Geisel noch in dieser Woche angekündigt. Witkoff war am Donnerstag in der Region.

Keine zwei Stunden nach der Verzögerung erklärte Netanjahus Büro am Donnerstagnachmittag, die Unterhändler hätten einen sicheren Ablauf bei künftigen Freilassungen zugesagt. (TT, dpa)