„Wir Handwerker sind Magier“
Peter Sturm führt mit seiner Frau Tamara die Sturmschmiede am Weerberg – im Interview bricht er eine Lanze für das Handwerk.
Herr Sturm, wie verlief Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?
Peter Sturm: Nach vier Jahren Volksschule am Weerberg und vier Jahren Hauptschule in Schwaz besuchte ich noch ein Jahr den Polytechnischen Lehrgang in Schwaz. Nach diesen neun Jahren Pflichtschule begann ich die Lehre zum Schmied in der Sturmschmiede am Weerberg, welche mein Vater Edmund bereits in 4. Generation führte. 1996 bestand ich die Lehrabschlussprüfung und arbeitete als Geselle bei meinem Vater. 2004 erlitt er einen Herzinfarkt, welchen er gut überstanden hat. Das war der Startschuss in meine Selbstständigkeit. Plötzlich musste ich den kleinen, aber feinen Familienbetrieb (damals 2 Mitarbeiter) führen. Mein Vater kam nach einem Jahr der Genesung wieder zurück in den Betrieb und hat mich gebeten, den Betrieb weiterhin zu führen und ihn anzustellen.
Was hat Sie dazu bewogen, in Ihrer Jugend eine Lehre zu beginnen?
Sturm: Nachdem wir bereits seit Generationen am Weerberg der Dorfschmied sind, lag die Berufswahl wohl auf der Hand. An dieser Stelle möchte ich aber betonen, dass mein Vater mir in der Berufswahl freie Hand ließ. Da ich aber gesehen habe, mit wie viel Freude meine Eltern das Handwerk ihrer Ahnen betrieben, konnte ich mir gut vorstellen, das weiterzuführen.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Sturm: Wir Handwerker sind Magier! Handwerk ist Magie! Ein Handwerker kann Gedanken materialisieren. Alles, was wir herstellen, alle Produkte, die wir produzieren, beginnen als Gedanken im Kopf. Entweder in uns selbst, oder im Kopf unserer Kunden. Durch unser Fachwissen können wir die Umsetzung planen, indem wir die richtigen Materialien wählen und auch die entsprechenden Techniken zur Herstellung bestimmen. Schließlich erschaffen wir mit dem Geschick unserer Hände und mit Liebe zum Detail das vorher nur in Gedanken existierende Produkt. Es ist wie Zauberei, und ich wollte immer schon ein Zauberer sein.
Beschreiben Sie bitte die Angebotspalette Ihres Betriebes.
Sturm: 1978 startete mein Vater die Produktion für Kachelofenheiztüren, welche nach wie vor einen großen Teil unseres Sortiments ausmachen. Technisch immer auf dem neuesten Stand, produzieren wir auch Festbrennstoffherde, wie sie traditionell in Tirol immer schon beliebt waren. Natürlich sind wir hier im Design aktuell und passen uns so gut wie jedem Wohnraum an.2012 brachte ich den MagnuMaster auf den Markt. Eine Vorrichtung, um erlesene Weine aus großen Flaschen (bis 30 Liter) präzise mittels einer Kurbel ausschenken zu können. Ein Produkt, das inzwischen auf jedem Kontinent zu finden ist.Natürlich werden wir von der Kreativschmiede auch unseren traditionellen Aufgaben gerecht. In der Friedhofsgestaltung ist der Dorfschmied seit Generationen Ansprechpartner. Auch alles rund ums Haus, wie Blumenhochbeete, Geländer, Handläufe, Treppen, Zaunsäulen u. dgl. mehr fertigen wir mit Liebe und Idee.
Warum ist es so schwierig, Jugendliche für einen Lehrberuf zu begeistern?
Sturm: Ich denke nicht, dass es schwierig ist, Jugendliche für einen Lehrberuf zu begeistern. Menschen, die in Lehrberufen arbeiten, sind die Säulen unserer Gesellschaft. Wenn wir diesen Menschen den Respekt und die Anerkennung zuteil werden lassen, den sie sich verdient haben, kommen die Lehrlinge von selbst und sind zu Recht stolz auf das, was sie tun.
Was raten Sie jungen Lehrlingen?
Sturm: Seid ehrgeizig beim Erlernen eures Berufes! Habt Freude bei der Arbeit, hört auf eure Ausbilder und seid euch bewusst, dass ihr ein wertvoller Teil der Gesellschaft seid. Wenn ihr euren Beruf liebt oder lieben lernt, liegt euch die Welt zu Füßen.
Wie sehen Sie die Karrierechancen in Ihrem Beruf?
Sturm: Sehr positiv! Als angestellter Metalltechniker kann man sehr gut verdienen. In größeren Firmen kann man auch die Karriereleiter emporsteigen. Natürlich empfehle ich jedem, der die Ambition dazu hat, in die Selbstständigkeit zu gehen. Ein Entschluss, der mir zwar in die Wiege gelegt wurde, aber durchaus für jeden machbar ist. Dazu ist es nie zu spät. Ich kenne gute Handwerker, die nach mehr als 20 Jahren im Angestelltenverhältnis den Weg in die Selbstständigkeit gewagt haben und mit viel Erfolg Ihr Unternehmen führen. Ob Angestellter oder Selbstständiger, die innere Haltung ist entscheidend! Ich stelle mir immer wieder dieselben Fragen: Wie kann ich anderen von Nutzen sein? Wie kann ich das Leben anderer bereichern? Wenn ich diese Fragen beantworten kann, ist das der Nährboden für den Erfolg. Nur wer anderen einen Nutzen bringt, kann erwarten, von anderen entlohnt zu werden.