Fünf Personen verletzt

14-Jähriger bei Messerangriff in Villach getötet, laut Ermittler „islamistischer Anschlag“

Immer wieder bleiben Menschen an der Stelle stehen, an der der 14-Jährige getötet wurde. Sie zünden Kerzen an.
© TT/Renate Perktold

Ein 23-Jähriger stach mit einem Messer auf Passanten in Villach ein. Dabei wurde ein 14-Jähriger getötet und fünf Menschen verletzt. Der Syrer soll nach der Festnahme erklärt haben, im Namen des IS gehandelt zu haben.

Villach – Bei dem Messerattentat eines 23-Jährigen auf mehrere Passanten am Samstagnachmittag in Villach habe es sich „ganz klar um einen islamistischen Anschlag gehandelt“. Das wurde am Samstagvormittag aus Kreisen des Verfassungsschutzes der APA betätigt. Der Tatverdächtige habe nach seiner Festnahme bei seiner ersten Einvernahme erklärt, im Namen der radikalislamistischen Terror-Miliz „Islamischer Staat“ (IS) gehandelt zu haben.

Bei einer inzwischen erfolgten Hausdurchsuchung an der Adresse des Mannes sei eine IS-Flagge sichergestellt worden. Der Mann habe sich auf TikTok radikalisiert, er dürfte Anhänger eines radikalislamistischen Influencers gewesen sein.

Karner kündigt „anlasslose Massenüberprüfungen“ an

Innenminister Gerhard Kaner (ÖVP) bestätigte bei einem Pressestatement am Sonntag, dass es sich um einen „islamistischen Anschlag mit IS-Bezug“ gehandelt habe. Der Attentäter habe sich „innerhalb kürzester Zeit über das Internet online radikalisiert“. Nun brauche es „die nötige Entschlossenheit, die Konsequenzen zu ziehen“.

Karner kündigte eine „anlasslose Massenüberprüfung“ in vielen Bereichen an. Darunter fielen „bestimmte Zielgruppen“ wie Asylberechtigte mit syrischem und afghanischem Hintergrund. Zudem gelte es, sich rechtlich weiterzuentwickeln. Der Staatsschutz müsse die nötigen Möglichkeiten bekommen, um einzuschreiten.

Täter seit 2020 in Österreich

Der Täter kam laut Innenministerium im Jahr 2020 nach Österreich. Ihm wurde Asyl gewährt. Dass der Verdächtige noch einen aufrechten Asylstatus hatte, liege an der weiterhin unüberschaubaren Lage in Syrien. Nach dem Sturz des Assad-Regime im Dezember 2024 wurden zahlreiche Aberkennungsverfahren eingeleitet. „Allerdings ist die Lage in Syrien noch nicht abschließend geklärt“, so das Ministerium.

Daher könne das Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) vorerst keine endgültigen Entscheidungen, wie etwa die Aberkennung des Schutzstatus, treffen. Im konkreten Fall ist die Lage aber eindeutig: „Der betroffene Syrer hat eine schwere Straftat begangen – einen Mord sowie mehrere Mordversuche. Sein Schutzstatus wird ihm daher selbstverständlich entzogen. Bevor jedoch eine Abschiebung erfolgen kann, muss er zunächst seine Haftstrafe verbüßen“, so das Innenministerium.

Ein 14-Jähriger tot, drei Opfer auf Intensivstation

Bei dem Anschlag kam ein 14-Jähriger ums Leben. Drei Opfer wurden am Sonntag intensivmedizinisch betreut. Einer davon war laut Polizei stabil. Zwei weitere Opfer waren leicht verletzt worden. Bei der Tatwaffe handelt es sich um ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge.

Die Tat hatte sich Samstagnachmittag in der Innenstadt, in der Nähe des Hauptplatzes, ereignet. Der Täter, ein aufenthaltsberechtigter syrischer Staatsbürger, wurde nach kurzer Zeit festgenommen.

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Wie Polizeisprecher Rainer Dionisio sagte, hatte der 23-Jährige kurz vor 16.00 Uhr auf Passanten eingestochen. Ein Zeuge hatte den Vorfall beobachtet, er fuhr den Täter daraufhin mit dem Auto an. Bei ihm handelt es sich um einen 42-jährigen Essenszusteller, der ebenfalls aus Syrien stammt. „Er wollte in Richtung Innenstadt, da waren Kinder auf der Straße – das konnte ich nicht zulassen“, erzählte der Mann der Kronen Zeitung. Im Chaos der Situation hätten Passanten auf sein Auto eingeschlagen, weil sie ihn für „den Bösen“ hielten.

Täter polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten

Laut Polizei wurden durch das Eingreifen des 42-Jährigen wohl weitere Angriffe verhindert. Der Täter wurde kurz darauf festgenommen. Nach ersten Informationen ist er bisher polizeilich noch nicht in Erscheinung getreten.

Bei den Opfern handelt es sich um vier Österreicher – dazu zählt auch der getötete 14-Jährige – und einen irakischen Staatsbürger. Beim sechsten Opfer war die Staatsbürgerschaft noch unbekannt. Wie Dionisio betonte, vergingen zwischen dem ersten Notruf und der Festnahme des Täters lediglich sieben Minuten.

Villach trauert

Das Motiv war vorerst unbekannt. Ob es eine Beziehung zwischen dem Täter und den Opfern gegeben hat, war vorerst ebenso unklar. Das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung hat gemeinsam mit dem Landeskriminalamt die Ermittlungen übernommen. Während des Polizeieinsatzes war auch der Zugverkehr eingeschränkt – der Villacher Hauptbahnhof liegt ganz in der Nähe des Tatortes.

Reaktionen aus der Politik

Als „entsetzlich“ hat Bundespräsident Alexander Van der Bellen das Messerattentat bezeichnet. „Kein Wort kann das Leid, den Schrecken, die Angst ungeschehen machen“, so Van der Bellen via X: „Meine Gedanken sind bei der Familie des verstorbenen Opfers und den Verletzten.“

Mit massiver Kritik an den anderen Parteien hat FPÖ-Chef Herbert Kickl am Sonntag auf Facebook reagiert: „Wie lange will man unsere Bevölkerung noch für dumm verkaufen? Ich kann dieses Gerede der Einheitspartei von der 'vollen Härte des Gesetzes' nicht mehr hören.“ Dass einen Mörder die volle Härte des Gesetzes treffen müsste, sei für jeden normalen Menschen eine Selbstverständlichkeit und müsse gar nicht erwähnt werden. Der FPÖ-Chef fordert einmal mehr eine „Festung Österreich“, um den „Schutz der eigenen Bevölkerung“ umzusetzen. Dafür müsse aber das Innenministerium freiheitlich geführt werden, so Kickl.

SPÖ-Chef Andreas Babler dankte dem eingreifenden Passanten für dessen mutige Zivilcourage und den Einsatzkräften. „Klar ist: Hier muss die volle Härte des Rechtsstaats wirken. Verbrechen wie diese dürfen in unserer Gesellschaft einfach nicht passieren“, betonte Babler auf X.

Auch der geschäftsführende ÖVP-Obmann Christian Stocker verurteilte die „entsetzliche Tat“. Der Täter müsse zur Rechenschaft gezogen und „mit aller Härte des Rechtsstaats“ bestraft werden. Auch Stocker dankte dem Augenzeugen für dessen Eingreifen, das noch Schlimmeres verhindert habe. „Wir alle wollen in einem sicheren Österreich leben“, so Stocker auf X: „Das heißt, wir müssen auch politisch alle Hebel in Bewegung setzen, dass solche Horrortaten in Zukunft verhindert werden können.“

NEOS-Generalsekretär Hoyos zeigte sich ebenfalls „tief betroffen“. Bei der lückenlosen Aufklärung dieser zutiefst zu verurteilenden Tat brauche es nun „Ruhe und Besonnenheit“, so Hoyos: „Als Gesellschaft sind wir gefordert, die Sicherheit der Menschen, die in Österreich leben, zu gewährleisten.“

Ähnlich auch Grünen-Generalsekretärin Voglauer: „Die Messerattacke in Villach ist ein schreckliches Verbrechen. Ein 14-Jähriger wurde brutal aus dem Leben gerissen – das macht fassungslos.“ Gewalt habe in Österreich keinen Platz, so Voglauer. Der Täter müsse mit der vollen Härte des Rechtsstaats zur Rechenschaft gezogen werden. Zudem forderte sie schärfere Waffengesetze gegen Messergewalt.

Kaiser: „Unfassbare Gräueltat“

Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) war in einer ersten Reaktion „zutiefst geschockt“: „Diese unfassbare Gräueltat muss schärfste Konsequenzen haben!“ Sein Mitgefühl „als Landeshauptmann und vor allem auch persönlich als Vater“ gelte der Familie des Jugendlichen. Kaiser betonte, Österreich und die EU insgesamt müssten „endlich eine restriktive und auf Recht und Gesetz beruhende Richtlinien fußende Migrations- und Asylpolitik umzusetzen“. Andererseits warnte er aber auch: „Diese unfassbare und unentschuldbare Tat kann und darf nicht mit hasserfülltem Auge zu Pauschalurteilen führen, die einfach erscheinen, aber kein Problem lösen.“

IGGÖ verurteilt „abscheuliche Tat“

Die Islamische Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ) hat die „abscheuliche Tat“ am Sonntag in einer Aussendung verurteilt. Diese stehe in „völligem Widerspruch zu den Werten unseres Glaubens“. Die perfide Strategie dieser Terroristen, wahllos in Menschenmengen zu morden und Panik zu verbreiten, ziele allein darauf ab, Angst und Chaos in der Gesellschaft zu säen, hieß es.

„Diese Gewalttaten, die unter missbräuchlicher Berufung auf den Islam begangen werden, haben mit den wahren Werten unseres Glaubens nichts gemein“, betonte IGGÖ-Präsident Ümit Vural. Die IGGÖ sprach den Opfern sowie ihren Familien ihr tiefstes Mitgefühl aus.

Doskozil und Stelzer fordern Verschärfungen in Asylpolitik

Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) zeigte sich in einer schriftlichen Stellungnahme „bestürzt“ und forderte Verschärfungen wie eine Asyl-Obergrenze, eine konsequente Rückführungspraxis und ein Verbotsgesetz für politischen Islam: „Wir brauchen eine Asyl- und Integrationspolitik, die die Bevölkerung schützt und die Umsetzung von geltendem Recht durchsetzt – ohne pauschale Vorverurteilungen ganzer Menschengruppen, aber mit voller Härte gegenüber all jenen, die sich über unsere Gesetze hinwegsetzen und uns dabei noch ins Gesicht lachen“, meinte Doskozil. Sicherheit sei „kein rechtes Thema, sondern ein Menschenrecht“.

Auch der oberösterreichische Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) drückte den Angehörigen sein „tiefes Mitgefühl“ aus. Es müsse sich nun Grundlegendes ändern, so Stelzer: „Wir brauchen endlich radikale Änderungen in der europäischen Migrationspolitik und mehr Kompetenzen für unsere Polizisten, vor allem im digitalen Bereich.“ (TT.com, APA)