Nach Terror-Anschlag in Villach: U-Haft über 23-Jährigen beantragt
Nach dem Attentat in Villach bei dem ein 14-Jähriger starb, wurde seitens der Staatsanwaltschaft eine Untersuchungshaft über den 23-jährigen Syrer beantragt. Drei Schwerverletzte befinden sich weiter auf der Intensivstation, ihr Zustand sei aber stabil. Der traditionelle Faschingsumzug steht weiter auf der Kippe. Die Faschings-Aufzeichnung wird aber auf jeden Fall stattfinden.
Villach – Nach dem Terroranschlag in Villach, bei dem am Samstag ein Syrer einen 14-Jährigen getötet und fünf Menschen teils schwer verletzt hat, sind die Ermittlungen und die Aufarbeitung der schrecklichen Tat am Montag in vollem Gang gewesen. Dabei gerieten immer mehr Details über den mutmaßlichen Täter ans Licht. Das Innenministerium drängte indessen neuerlich auf zusätzliche Befugnisse. Dienstagabend gedenken dann Kirche und Politik der Opfer des Messerattentats.
Während die Staatsanwaltschaft am Montag die U-Haft für den Tatverdächtigen beantragte, wurden die drei bei der Messerattacke Schwerverletzten nach wie vor auf der Intensivstation behandelt. Laut dem Krankenhausbetreiber Kabeg ist deren Zustand stabil. Indes wurden immer mehr Details über den Verdächtigen bekannt.
Weitere Details zu Verdächtigen
Der 23-Jährige soll sich binnen weniger Wochen über das Internet radikalisiert haben. In seiner Wohnung hatten die Ermittler IS-Fahnen gefunden. Die Tatwaffe, ein Klappmesser mit einer zehn Zentimeter langen Klinge, hatte er sich erst drei Tage vor der Tat gekauft. Der Verdächtige sei zuvor weder in Österreich noch in Deutschland strafrechtlich belangt worden. Lediglich wegen Urkundenfälschung hatte er 2024 in Deutschland eine Ersatzfreiheitsstrafe von vier Tagen verbüßt.
Nach Österreich kam er 2019. Als Asylgrund gab er die Angst vor dem Einzug zum Militär an. Seit Jänner 2021 verfügte er laut Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl (BFA) über einen Asyl-Status in Österreich. Mittlerweile wurde ein Aberkennungsverfahren eingeleitet. In Villach arbeitete er zuletzt laut eigenen Angaben als Zeitungsverkäufer und wohnte gemeinsam mit zwei anderen Männern in einer Wohngemeinschaft.
Syrer gilt als Einzeltäter
Nach aktuellem Ermittlungsstand gilt der Syrer als Einzeltäter. Seine Absicht war es, "Männer im wehrfähigen Alter" zu töten, wie er nach APA-Informationen nach seiner Festnahme angab. Hinweise auf mögliche Mitwisser liegen gegenwärtig nicht vor. Auch gibt es keine Indizien, die für eine psychische Erkrankung und damit mögliche Zurechnungsunfähigkeit des Syrers sprechen.
Laut Ermittlern soll sich der 23-Jährige über TikTok radikalisiert haben. Bei einer ersten, oberflächlichen Sichtung seines Handys fand sich Propagandamaterial der Terror-Miliz "Islamischer Staat" (IS). Der Syrer hatte auch ein Video mit einer "Beitrittserklärung" zum IS aufgenommen und am Gerät abgespeichert, aber nicht abgeschickt. Online-Kontakte zu anderen IS-Anhängern oder einschlägigen Chat-Gruppen fanden die Ermittler nicht.
Nach APA-Informationen sah sein Tatplan vor, so lange auf Menschen einzustechen, bis er von der Polizei erschossen wird. Auf die Frage, weshalb er ausschließlich auf Männer losgegangen sei, soll der 23-Jährige in seiner Einvernahme erklärt haben, der IS verbiete Gewalt gegen Frauen und alte Leute. Daran habe er sich gehalten.
Kirche und Politik gedenken Dienstagabend der Opfer
Kirche und Politik gedenken Dienstagabend der Opfer des Messerattentats. Höhepunkte der Trauerfeierlichkeiten sind ein Gedenkmarsch durch die Innenstadt sowie ein ökumenischer Gottesdienst mit dem katholischen Diözesanbischof Josef Marketz und dem evangelisch-lutherischen Superintendenten Manfred Sauer. Erwartet werden dabei auch die Spitzen der Bundes- und Landespolitik, Bundeskanzler Alexander Schallenberg (ÖVP) und Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ).
Islamische Föderation verurteilt Tat, Forderungen der Politik
Die Islamische Föderation verurteilte den Terroranschlag "auf das Schärfste". Man lehne "Gewalt jeglicher Art" ab. Zudem appellierte die Islamische Föderation, dass Religionsgemeinschaften nicht pauschal verurteilt werden dürfen.
FPÖ-Chef Herbert Kickl forderte indes eine "strikte Trennung" der Bereiche Asyl und Staatsbürgerschaft: "Asyl ist Schutz auf Zeit, die österreichische Staatsbürgerschaft kann und darf nicht am Ende einer Flucht aus einem Land nach Österreich stehen." Und Grünen-Chef Werner Kogler wiederum verlangte einmal mehr ein konsequentes Vorgehen gegen Internet-Radikalisierung. Plattformen wie TikTok, Meta, X und Co. seien kein rechtsfreier Raum.
Faschings-Aufzeichnung findet statt
Die Fernsehaufzeichnungen der Sitzungen der Villacher Faschingsgilde werden dennoch wie geplant diese Woche stattfinden. Wie der Mediensprecher der Gilde, Christoph Pfeiler, auf APA-Anfrage sagte, sei am Montag aber noch keine Entscheidung gefallen, ob der große Umzug am Faschingssamstag stattfinden wird.
Innenministerium will zusätzliche Befugnisse
Zusätzliche Befugnisse will das Innenministerium. Einerseits will man eine Messenger-Überwachung ermöglichen, andererseits prüft man, ob es zusätzliche Befugnisse bei der Betretung von Wohnorten braucht. Ein Auftrag erging an die entsprechenden Fachexperten, hieß es aus dem BMI. (APA)
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