Syrer-Verein warnt nach Anschlag vor Verallgemeinerung
Nach dem mutmaßlich islamistisch motivierten Terror-Anschlag in Villach, bei dem ein 23-jähriger Syrer am Samstag einen 14-jährigen Jugendlichen tötete und fünf Personen verletzte, hätten auf Social Media Hasskommentare und rassistische Beleidigungen gegenüber der syrischen Gemeinde in Österreich zugenommen, kritisierte Abdulhkeem Alshater, Vorsitzender des Vereins Freie syrische Gemeinde, im Gespräch mit der APA. Er warnt davor, nun alle Syrer verantwortlich zu machen.
So hätten einige Menschen nach dem Anschlag gefordert, "alle nach Syrien abzuschieben". Aber "nicht alle Syrer sind so. Terrorismus gehört auch keiner Religion, Terrorismus schadet uns", warnt Alshater davor, alle Landsmänner und -Frauen des Attentäters über einen Kamm zu scheren. Wie zahlreiche andere Menschen auch floh er 2015 aus Syrien nach Österreich. "Wir sind vor genau diesen Leuten geflüchtet. Der IS hat dort Muslime getötet". Auch der Umstand, dass jener Essenslieferant, der den Attentäter mit seinem Auto angefahren und damit gestoppt hatte, ebenfalls aus Syrien stammt, zeige "dass nicht alle gleich sind".
Dafür, dass sich junge Menschen radikalisieren, sieht er mehrere Gründe. Einerseits brauche es strengere Regeln, um gegen einschlägige Inhalte auf TikTok vorgehen zu können. "Nicht nur Syrer, auch Österreicher schauen diese Videos". Aber auch Geflohene dürften nicht alleine gelassen werden: "Viele Jugendliche sind alleine hier, sie sitzen jahrelang ohne Beschäftigung herum und warten auf eine Rückmeldung vom Bundesamt für Fremdenwesen und Asyl". Asylverfahren sollten schneller ablaufen, und Asylwerber in der Zwischenzeit Zugang zum Arbeitsmarkt bekommen, findet er.
Genau für jene, die noch auf den Ausgang ihres Asylverfahrens warten, organisiert der Verein "Sprachcafés". Seit dem Sturz des Assad-Regimes, nachdem Österreich laufende Asylverfahren aussetzte, sei der Andrang zurückgegangen. "Die Leute haben keine Lust mehr. Am Anfang haben sie sich gefreut (über den Machtwechsel, Anm.), aber dann hieß es sofort 'gehen Sie zurück'. Das ist unmenschlich". Viele Syrer würden gerne zurück in ihr Heimatland, aber "erst wenn es Sicherheit, Freiheit und Demokratie gibt".
Mehr Einsatz gegen islamistische Ideologie wünscht sich Alshater von der Islamischen Glaubensgemeinschaft. "Es braucht mehr Veranstaltungen für junge Menschen, über die Demokratie und darüber, dass solche Taten allen Menschen - auch allen Muslimen - schaden".
Sein Verein setzt sich für die Entwicklung einer demokratischen, säkularen Gesellschaft in Syrien ein und hilft aus Syrien Geflüchteten dabei, sich in Österreich zu integrieren. Religion spielt dabei keine Rolle. "Nicht alle Syrer sind religiöse Muslime". Wenige Stunden nach dem Anschlag verurteilte der Verein die Tat auf Facebook und rief dazu auf, Informationen mit den Behörden zu teilen.