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Unten ohne! Vom richtigen Zeitpunkt selbstbestimmt aufs Klo zu gehen

Kinder bauen das Töpfchen oft in ihre Spiele ein. Puppe oder Bär müssen mitmachen.
© iStock

Die einen warten hart darauf, wann endlich die Windel weggelassen werden kann, andere haben gar nie eine verwendet. Der aktuelle TT Family Newsletter beschäftigt sich mit der „Sauberkeitserziehung“. Wobei „Erziehung“ dafür das falsche Wort ist, wie ihr gleich lest. Und es gibt natürlich wieder Veranstaltungstipps für Familien am Wochenende in Tirol.

Es war im Winter vor einigen Jahren, als eine Betreuerin der Kinderkrippe auf mich zukam und meinte, wir sollten das Sauberwerden meiner Tochter angehen. Sie zeige eindeutiges Interesse. Das war mir bei dem – zu dem Zeitpunkt – einzigen Kind zu Hause nicht wirklich aufgefallen. Mit der Ansage war ich deshalb leicht überfordert.

Ich sah mich schlagartig vor Wäschebergen im Badezimmer und mit pitschnassem Kind an der Supermarktkasse stehen – angehende Blasenentzündung inklusive.

Die Horrorvorstellungen traten natürlich nicht ein und ich bin der Pädagogin heute sehr dankbar, dass sie mein Töchterchen so aufmerksam beobachtet und seine Entwicklungsschritte unterstützt hat. Beim zweiten Kind war ich nicht mehr so ahnungslos und erkannte die Zeichen selbst.

Damit ihr jedenfalls besser vorbereitet seid als ich, habe ich Flora Papanthimou von der Elternbildung Tirol die wichtigsten Fragen zum Sauberwerden gestellt:

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In welchem Alter wollen Kinder raus aus der Windel?

Flora Papanthimou:„Die Zeit, in der sich Kinder für das ‚Sauber werden‘ interessieren, ist ein wichtiger Entwicklungsschritt und fällt zeitlich in die so genannte ‚Autonomiephase‘. Die meisten werden zwischen zweieinhalb und dreieinhalb Jahren untertags sauber, wobei jedes Kind ein eigenes Entwicklungstempo zeigen kann. Bis es auch in der Nacht klappt, kann noch mal ein Jahr vergehen.“

Was sind Anzeichen für Sauberwerden?

Papanthimou:„Bei manchen Kindern sind es Worte z.B. ich muss AA, Gaga, Pippi oder Lulu etc. Oft greifen Kinder auf die Windel und Eltern merken am Gesichtsausdruck des Kindes, dass bald was kommt. Manche beginnen auch, sich zurückzuziehen oder zu verstecken, wenn sie in die Windel machen. Andere wollen die Windel, sobald sie voll ist, selbst ausziehen. Das sind alles Anzeichen, dass die Kinder ihren Schließmuskel beginnen zu spüren und zu kontrollieren versuchen. Auch das Interesse am Klogehen steigt. Sie möchten vielleicht mit anderen auf die Toilette mitgehen, wollen ein Buch zum Thema durchschauen, den Teddybär oder die Puppe auf das Töpfchen setzen usw.“

Wie soll man anfangen?

Papanthimou:„Am besten lässt man zu Beginn zu Hause im gut beheizten Wohnzimmer die Windel weg. Die Kinder sollten nackig herumlaufen dürfen oder aber Kleidung tragen, die sich leicht ausziehen lässt, damit sie keine Zeit verlieren, wenn sie dann ganz dringend aufs Töpfchen müssen. Untertags gerne mehr zum Trinken anbieten, sodass die Kleinen die Möglichkeit haben, zu üben. Die Kinder spielerisch immer wieder das Klogehen ausprobieren lassen. Wenn es gelingt, dann sollte man sich mit den Kindern freuen. Sie selbst sind meistens sehr stolz.“

Wie sollten Eltern reagieren, wenn was daneben geht?

Papanthimou:„Wichtig ist es, keinen Druck auszuüben. Sollte etwas daneben gehen, keinesfalls schimpfen. Ruhig bleiben, das Kind beruhigen und einfach später wieder probieren. Auch wenn das Kind sich doch mit Windel wieder sicherer fühlt, einfach in ein paar Wochen erneut versuchen. Es gibt keinen Grund zur Eile. Wenn es keine medizinischen Gründe dafür gibt, ist noch jedes Kind sauber geworden.“

Was tun, wenn eine lange Autofahrt ansteht?

Papanthimou: „In der Zeit des Sauberwerdens ist es von großem Vorteil, wenn man immer genügend Wechselgewand dabei hat. Für Autofahrten empfiehlt es sich auch, eine Wickelunterlage auf den Kindersitz zu legen. Dann ist nach einem Hoppala nicht so viel zu reinigen. Außerdem sollte man bei langen Autofahrten zu Beginn alle halben Stunden eine Pippi-Pause einlegen. Man sucht eine Toilette auf und schaut mit dem Kind, ob was geht. Wenn ja, ok, wenn nicht, auch ok, dann fährt man eben weiter.“

Wie klappt es ohne Windel in der Nacht?

Papanthimou: „Wenn die Windel in der Nacht trocken bleibt, ist das ein erstes Zeichen. Hilfreich ist es auch, wenn man den Kindern vor dem Schlafen nicht mehr zu viel zu trinken gibt. Salziges essen zu vermeiden, hilft, den Durst zu reduzieren. Dann sollten die Kleinen direkt vor dem Schlafengehen noch aufs Töpfchen oder Klo gehen. Gut ist es auch, wenn das Töpfchen in der Nähe vom Bett platziert ist und es auch ein kleines Nachtlicht im Zimmer gibt. Ein Matratzenschoner und eine Decke, die leicht zum Waschen/Wechseln ist, machen eventuelle Pannen stressfrei.“

Das Sauberkeits-Thema ist für Eltern eine große Sache, muss es aber gar nicht sein.
© iStock

Das „Töpfchentraining" wie man früher so schön sagte, erübrige sich allerdings komplett, wenn man von Anfang an auf eine Windel verzichte, erklärte mir Melanie Delamere von „MamaBabyCoach" im Gespräch. Die St. Johannerin hat ihre beiden Kinder windelfrei erzogen und berät nun andere Eltern dazu. Durch Stillprobleme, bei denen ihr niemand helfen konnte, kam sie vor zwölf Jahren bei ihrer Internetrecherche auf die Windelfrei-Methode. Das Baby darf dabei frei über einer Stoffwindel, einem Gefäß oder der Toilette ausscheiden.

„Meine Tochter wollte nicht in die Windel machen beim Stillen, daher war sie so unruhig. Ich hab' das Kind dann davor immer 'abgehalten' – so nennt man das – daraufhin hat es in Ruhe an der Brust getrunken", erzählt die zweifache Mama. Die Anzeichen erkenne man mit der Zeit. „Es handelt sich um eine achtsame Kommunikation mit dem Kind. Das ist etwas sehr Schönes."

Typische Signale: Hochkonzentrierter Blick ins Leere, plötzliche Unruhe, Quängeln, Schreien, schnelle Stimmungsveränderungen, Laute wie „heh" oder „eairh" (Dunstan Baby Language)

© Delamere
Wichtig ist mir zu sagen, dass es sich hierbei um keine Sauberkeitserziehung handelt. Etwas Angeborenes muss nicht trainiert werden. Babys spüren ihr Bedürfnis von Anfang an und teilen es mit.
Melanie Delamere, Windelfrei-Beraterin

Der Begriff „windelfrei", wie er sich im Deutschen für die Ausscheidungskommunikation eingebürgert hat, sei irreführend, so die Beraterin. Denn komplett windelfrei muss nicht sein. Eltern können jederzeit, wenn sie sich damit wohler fühlen, auch Windeln verwenden.

Es muss auch nicht jede Ausscheidung aufgefangen werden. Ziel sei nicht Perfektionismus, sondern eine gut funktionierende Kommunikation und die kann gelernt werden. „Windelfrei"-Kinder seien laut Delamere meist um den 2. Geburtstag herum sauber.„Dann geben sie zuverlässig Bescheid, krabbeln oder gehen selbst zum Töpfchen." Bis es aber soweit ist, bedarf es der Unterstützung von Bezugspersonen.„Man muss die richtige Technik finden", so die Tirolerin.

Abhaltepositionen

Im-Arm-Position: Wiegehaltung. Ideal für Neugeborene, da der Oberkörper komplett abgestützt wird

Hockhalteposition: klassische Abhalteposition. Babyrücken und Sitzbeinhöcker anfangs unterstützen, bis sich das Baby selbst aufrecht halten kann

Sitzposition: Von Bezugsperson gehalten und gestützt; ab guter Kopfkontrolle selbstständig wenn es sich selber hinsetzt und alleine sitzen kann

In Sitzposition gehalten: Baby schaut Bezugsperson an

Stehposition: nicht nur für Buben. Ab dem Zeitpunkt, wenn das Baby alleine stehen kann

Klassische Abhalteposition eines Kleinkindes.
© Delamere

Einen großen Windelfrei-Trend ortet Melanie Delamere auch ein Jahrzent nach ihrer eigenen Ausbildung zur Beraterin nicht – aber steigendes Interesse. Das liege am Umweltgedanken, der derzeit großgeschrieben werde, vermutet die St. Johannern.„Jede Generation hat ihre eigenen Themen – auch beim Elternsein."

🔗 Mehr Infos zum Thema „Windelfrei" unter MamaBabyCoach

>> Aktuelle Veranstaltungstipps für Familien

Toiletten garantiert, sind am Wochenende bei zahlreichen Veranstaltungen in Tirol. Es lohnt sich wirklich, vor die Tür zu gehen.

Zum Beispiel am Freitag ins Zeughaus in Innsbruck. Der Musiker Fridolin Leise ist eigentlich nur dorthin gekommen, um am Vorspielen für den neuen Museumssong teilzunehmen. Durch Zufall trifft er dort auf die Handpuppe der Schlossgeistin Adelheid von Bausch und Bogen, die darauf aus ist, den „Schatz Tirol“ zu heben. Denn zu einem richtigen Geist gehört auch ein richtiger Schatz! Unter tatkräftiger Mithilfe der Kinder beginnt eine spannende Reise quer durchs Museum.

Im VZ Komma in Wörgl erwartet die großen und kleinen Besucher am Freitag ein poetisches Stück mit Puppenspiel, viel Witz, frechen Liedern.„Almas Traum ... und warum die Welt noch steht!" ist für Kinder ab 5 Jahren.

Am Samstag, dem Welttag der Fremdenführer, werden in ganz Tirol Entdeckungstouren zu den unterschiedlichsten Themen geboten. Unter anderem gibt es eine Familienführung durch die Innsbrucker Altstadt.

Ordentlich geschüttelt, gewackelt, gestampft und gehüpft werden darf am Samstag beim Afrikan-Mitmachkonzert für Kids mit der Gruppe Silaba in Buch in Tirol.

Am Samstag und Sonntag lädt das CineX Lienz zum großen Disney Channel-Mitmachkino. Micky Maus führt als animierter Gastgeber durch ein kunterbuntes Programm.

Viele weitere Event-Termine am Wochenende in Tirol gibt es hier.

Ich wünsche euch trockene Tage und viel Zeit zum Kuscheln,

Vanessa Grill

Für Anregungen und Feedback schreibt mir gerne persönlich per Mail

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