„Würde sofort wieder eine Lehre machen“
Fabian Freisinger ist nach abgeschlossener Zimmererlehre und Polierschule Geschäftsführer des elterlichen Betriebes.
Herr Freisinger, wie verlief Ihr bisheriger beruflicher Werdegang?
Fabian Freisinger: Von 2011 bis 2016 besuchte ich die Handelsakademie in Wörgl, die ich mit der Matura erfolgreich abschloss. Im Anschluss begann ich eine Zimmererlehre, um praktische Erfahrungen zu sammeln, und beendete diese 2019 mit der Lehrabschlussprüfung. Danach wechselte ich ins Büro, um meinen Vater in sämtlichen Bereichen zu unterstützen. 2021 startete ich dann mit der Polierschule für Zimmerer in Innsbruck, die ich vergangenes Jahr abschloss. Seit Anfang 2024 bin ich Geschäftsführer der Freisinger Holzbau GmbH und für alle operativen und strategischen Bereiche zuständig.
Was hat Sie dazu bewogen, in Ihrer Jugend eine Lehre zu beginnen?
Freisinger: Ausschlaggebend für mich war die Tatsache, dass man sowohl als Büromitarbeiter in einem Holzbaubetrieb als auch als Unternehmer grundlegendes Wissen über die praktische Arbeit benötigt. Nur so kann man beispielsweise von der Kalkulation bis hin zu Personalentscheidungen auf dieses sehr wichtige Wissen zurückgreifen. Aus diesem Grund habe ich mich bewusst dafür entschieden, meine berufliche Laufbahn mit einer Lehre zu beginnen, und würde es heute wieder genauso tun.
Was gefällt Ihnen besonders an Ihrem Beruf?
Freisinger: Als natürlicher und nachhaltiger Werkstoff bietet Holz unzählige Möglichkeiten, kreative und langlebige Lösungen zu schaffen. Besonders spannend an der Arbeit als Zimmerer ist die Vielfalt der Projekte – von der Planung bis hin zur Ausführung begleitet man das ganze Jahr über unterschiedlichste Herausforderungen und kann so jedes Mal neue, einzigartige Erfahrungen sammeln. Die Kombination aus traditionellem Handwerk und modernen Techniken macht diesen Beruf für mich besonders faszinierend.
Beschreiben Sie bitte die Angebotspalette Ihres Betriebes.
Freisinger: Unsere Projekte sind ebenso vielseitig wie der Baustoff, mit dem wir arbeiten. Von klassischen Dachstühlen über Aufstockungen und Fassaden bis hin zu landwirtschaftlichen Gebäuden, Balkonen, Terrassen, Sanierungen, Carports oder auch großen, mehrgeschoßigen Holzbauten – bei uns ist kein Projekt zu groß oder zu klein. Wir bieten maßgeschneiderte Lösungen für jedes Vorhaben und setzen auf höchste Qualität in jeder Bauphase.
„Unternehmertum bereitet mir große Freude“
Sie haben die gleiche Berufslaufbahn wie Ihr Vater eingeschlagen. Warum?
Freisinger: Ehrlich gesagt gab es für mich nie eine andere Option. Schon immer war es mein Ziel, die Betriebe meines Vaters, gemeinsam mit meinem Bruder Tobias, zu übernehmen – Unternehmen, die nun seit über 90 Jahren in der 4. Generation geführt werden. Das Unternehmertum bereitet mir große Freude und ich bin stolz darauf, diese Tradition fortzuführen. Würde ich die Wahl noch einmal treffen müssen, würde ich ohne Zögern denselben Weg gehen.
Warum ist es so schwierig, Jugendliche für einen Lehrberuf zu begeistern?
Freisinger: Zuallererst möchte ich erwähnen, dass es mich sehr freut, dass wir 2024 sechs Lehrlinge eingestellt haben. Für mich deutet das auf jeden Fall auf eine positive Entwicklung hin. Grundsätzlich ist natürlich die Zahl der Studierenden stark gestiegen, weil sich das Vorurteil, dass man als Handwerker/Lehrling nicht dieselben Aufstiegs- und Gehaltsmöglichkeiten hat wie jene, die studieren, noch immer nicht ganz gelöst hat. Dem ist aber definitiv nicht so. In den letzten Jahren wurden die Lehrlingsgehälter erheblich angehoben und auch der Verdienst nach Abschluss der Lehre, besonders wenn ein Lehrling nach ein paar Jahren Praxis als Bauleiter ins Büro wechselt, ist oft gleich oder sogar höher als bei vielen Studienabgängern. Persönlich bin ich der Überzeugung, dass eine fundierte Lehrlingsausbildung, kombiniert mit praktischen Erfahrungen, mindestens genauso wertvoll ist wie ein Studium. Ich möchte keine Studienausbildung schlechter stellen, jedoch haben wir am Arbeitsmarkt aktuell einen Überschuss an Studienabgängern mit wenig Praxiswissen – und definitiv zu wenig Praktiker. Und das Lohngefüge bzw. der Preis richten sich bekanntlich immer nach Angebot und Nachfrage.
Was raten Sie jungen Lehrlingen?
Freisinger: Besonders den jungen Lehrlingen möchte ich ans Herz legen, auch nach der Gesellenprüfung ihrem Beruf treu zu bleiben. Wir brauchen Praktiker, die ihren Handwerksberuf über mehrere Jahre ausüben und sich wirklich in ihrem Metier auskennen. Leider entscheiden sich viele junge Menschen nach der Lehre, den Beruf zu wechseln, um etwas anderes zu erleben bzw. zu sehen. Das ist natürlich legitim, aber ich halte es für sehr wichtig, dass man bei dem Ziel, sich im Beruf zu spezialisieren und höhere Verdienste zu erzielen, innerhalb der Branche bleibt. Nur so kann man langfristig Expertise aufbauen und wirklich erfolgreich werden.
Handwerk bietet sehr gute Karrierechancen
Wie sehen Sie die Karrierechancen in Ihrem Beruf?
Freisinger: Die Aufstiegschancen in der Handwerks- bzw. Holzbaubranche sind definitiv sehr hoch. Wie bereits erwähnt, suchen viele mittelständische und größere Unternehmen vor allem Praktiker. Mit einer fundierten Lehre hat man die Möglichkeit, sich bis hin zu einem Bereichs- oder sogar Betriebsleiter hochzuarbeiten, da der Bedarf in diesen Positionen groß ist. Wer also Interesse hat, sich als Handwerker unternehmerisch ausbilden zu lassen, um langfristig Karriere zu machen, kann sich jederzeit bei mir melden.