Wichtigster Preis für Baukunst

Ein Architekt mit Hausverstand: Liu Jiakun gewinnt den Pritzker Preis

Liu Jiakun ist nicht nur als Architekt erfolgreich, er veröffentlicht auch Romane.
© The Hyatt Foundation/The Pritzker Architecture Prize

Die weltweit wichtigste Auszeichnung für Architektur geht heuer an Liu Jiakun aus China. Er gilt als scharfer Kritiker der Zerstörung des architektonischen Erbes in seiner Heimat.

Chicago – Der chinesische Architekt Liu Jiakun erhält den Pritzker-Preis 2025, die weltweit renommierteste Auszeichnung für Architektur. Die heuer zum 47. Mal verliehene Ehrung ist mit 100.000 US-Dollar (rund 95.500 Euro) dotiert, wie die Jury am Dienstag in Chicago mitteilte. Der 1956 geborene Liu Jiakun ist ein scharfer Kritiker der Abrisspolitik in China und warnt eindringlich vor der Zerstörung des architektonischen Erbes seines Landes.

Wichtige Bauten von Liu Jiakun

Shuijingfang Museum in Chengdu.
Das Uhren-Museum in Museen-Viertel von Jianchuan.
Das West Village in Chengdu.
Das Skulptur-Museum in Luyeyuan.
Das Skulptur-Museum in Luyeyuan (Detail).
Der Novartis-Block in Shanghai.

Neues Bauen mit alten Materialien

Jiakun beließ es jedoch nicht bei der Kritik, sondern schafft auch selbst ein vielgestaltiges Œuvre, das sich nicht auf ein architektonisches Genre begrenzt. Er plante Museen, akademische Einrichtungen, öffentliche Räume aber auch schlichte Einkaufszentren. Jiakun verwendet in seinen eigenen Arbeiten alte Materialien wie Bambusschalungen für den eingesetzten Beton oder Ziegel in alter Bearbeitungsform, die er „Rebirth Bricks“ nennt. Auf deren Konstruktion kam er nach einem Erdbeben, als er aus dem entstandenen Bauschutt die neuen Ziegel erschuf.

Diese fanden Verwendung etwa beim Einkaufszentrum West Village in Chengdu. Aber auch das Luyeyuan-Steinskulptur-Museum, das Shuijingfang Museum mit alten chinesischen Dachformen oder das monumentale Uhrenmuseum in Jianchuan stammen aus dem Büro Jiakuns. Dieses war mit seinen Entwürfen bereits wiederholt bei der Architekturbiennale in Venedig zu sehen.

„Frei von ästhetischer Beschränkung“

„Liu Jiakun imaginiert und konstruiert neue Welten, frei von jeder ästhetischen oder stilistischen Beschränkung. [...] Zum Wissen und der Technologie als Rüstzeug des Architekten fügt er Hausverstand und Weisheit hinzu“, begründete die Jury ihre Wahl. Liu Jiakun sei ein Architekt, der die chinesische Tradition als Sprungbrett für Neues begreife.

Die Architektur ist dabei nicht das einzige Talent des Preisträgers, der vor seiner Karriere als Bauplaner als Schriftsteller erfolgreich war. So veröffentlichte er etwa 1999 den Roman „The Bright Moonlight Plan“. Darin erzählt er von einem fiktiven Architekten, der eine Idealstadt plant, die allerdings in einem Desaster endet. Kurz darauf jedoch schwang sich Jiakun zu einem der prominenten Vertreter avantgardistischer Architektur seines Landes auf.

Bislang ein Preisträger aus Österreich

Damit reiht sich Jiakun nun in eine prominente Reihe von Kollegen ein. Frühere Pritzker-Preisträger waren unter anderem Zaha Hadid, Rem Koolhaas, Norman Foster und Peter Zumthor. Vergangenes Jahr gewann der Japaner Riken Yamamoto als neunter Japaner, der mit dem Preis ausgezeichnet wurde. Österreichs einziger Pritzker-Preisträger ist bis dato Hans Hollein, der im Jahr 1985 die Auszeichnung erhielt. (APA, TT)