Spaß in der Küche

Kunst auf den Teller zaubern

Als Küchenchefin steht die Osttirolerin Viktoria Müller nicht nur am Herd, sondern übernimmt auch organisatorische Aufgaben.
© Gert Perauer

Köchin Viktoria Müller aus Sillian hat sich zur Küchenchefin hochgearbeitet und steht noch immer mit Spaß in der Küche.

Von Nina Schrott

Fragt man Viktoria Müller nach dem Lebensmittel, mit dem sie am liebsten arbeitet, antwortet sie: Gemüse. Was für den einen oder die andere, die eher mit Fleisch oder Fisch als Antwort gerechnet hätte, überraschend sein mag, macht für die 34-Jährige aus Sillian durchaus Sinn: Seit dem Beginn ihrer Laufbahn als Köchin war sie nämlich für die Beilagen zuständig und hat sich bis heute die Begeisterung dafür bewahrt. Heuer feiert Müller ihr 20-Jahr-Jubiläum seit Beginn der Lehre und schaut auf ihren Werdegang vom Lehrling bis zur Küchenchefin zurück. Ihren Arbeitsplatz in der Dolomiten Residenz und im Sporthotel Sillian hat sie dafür nie wechseln müssen.

Herd und Ofen statt Schulbank und Tafel

Dass sie eine Lehre machen würde, stand für die Osttirolerin schon früh fest. „Mir bereitete der Schulalltag nicht allzu viel Freude“, erinnert sie sich. „Deswegen war eine weiterführende Schule nie ein Thema.“ Dass sie ihr Berufswunsch in die Gastronomie führen würde, war angesichts ihres Umfelds eher überraschend: „Meine Mama ist Hausfrau und mein Papa Tischler. Ich bin in meiner Familie die Erste, die in der Gastro arbeitet.“

Was also hat sie überzeugt, die Lehre zur Köchin aufzunehmen? „Mich hat schon immer fasziniert, was man aus Lebensmitteln alles machen kann, je nachdem wie man sie zubereitet.“ Eine Lehre in Verbindung mit Kulinarik war folglich naheliegend. Auch weil Müller ohnehin immer lernen wollte, wie man richtig gut kocht – dann eben gleich von Berufs wegen.

Angenehmer Umgangston trotz Stress

2005 begann Müller in der Küche des Vier-Sterne-Superior-Hotels, das praktischerweise nur wenige Kilometer von ihrem Wohnort entfernt liegt, ihre Lehre. Ihr neuntes Schuljahr hatte sie nach der Hauptschule in der LLA Lienz absolviert. Wie war es für die damals 15-Jährige, von der Schule direkt in den stressigen Küchenalltag zu stolpern? „Darüber habe ich nicht wirklich nachgedacht“, erläutert sie rückblickend. „Mit der Zeit gewöhnt man sich an die Intensität und den gewissen Stress, der vorherrscht.“ Außerdem, sagt sie, sei ihr ohnehin nichts anderes übrig geblieben, als früher oder später damit klarzukommen. Und: „Was das Arbeitsklima betrifft, hatte ich eine Vorzeigelehre. Herumschreien und Pfannenwerfen gab und gibt es in dieser Küche nicht.“

Heute bestimmt Müller dort selbst den Umgangston, seit ein paar Jahren darf sie sich nämlich Küchenchefin nennen. Nach der Pensionierung ihres Vorgängers besetzte die Köchin auf Empfehlung ihres früheren Küchenchefs die Stelle nach. „Ich arbeite zwar viel, doch ich mache es noch immer gern“, betont sie. Seit ihrer Beförderung kümmert sie sich neben dem Zubereiten von Speisen auch um die Produktbestellungen und bringt sich kreativ mehr ein. „Schwer gefallen ist mir anfangs, anderen Anweisungen zu geben“, erzählt sie, „aber das gehört eben auch zum Job als Küchenchefin.“

Umgehen lernen mit eigenem Geld

Ein Punkt, der in Müllers Augen klar für eine Lehre spricht, ist der Lohn: „Es macht einen Unterschied, ob ich mit 15 Jahren schon ein geregeltes Einkommen habe oder durch eine weiterführende Schule und ein Studium erst mit Mitte zwanzig beginne, regelmäßig zu verdienen.“ Zum einen könne man sich etwas auf die Seite legen, zum anderen entwickle man schon früh ein Gefühl für Geld. „Mir hat es gutgetan, einschätzen zu lernen, wie lange ich arbeiten muss, um mir etwas leisten zu können“, skizziert sie.

Die jetzigen Koch-Lehrstellen seien außerdem „nicht schlecht bezahlt“ und die Gastronomie habe – in vielen Fällen – aus ihrem schlechten Ruf gelernt. Zumindest könne sie nur von positiven Erfahrungen berichten.